So vielfältig wie der Forschungs-
und Lebensweg von Claus D. Eisenbach war, dem man
"Einseitigkeit nicht vorwerfen kann" - wie "sein Freund aus
alter Zeit", Prof. Hans Werner Schnecko von der Universität
Mainz, feststellte -, so vielfältig waren auch die
Referenten des Symposiums und deren Themen. Die aus dem In-
und Ausland angereisten Wissenschaftler von Universitäten,
Forschungseinrichtungen und der Industrie stellten neueste
Forschungsergebnisse und Anwendungsmöglichkeiten aus dem
Gebiet der Polymere und der darauf basierenden Werkstoffe
und Technologien vor. Über neue Herstellungsverfahren für
Polymere mit maßgeschneiderten Eigenschaften für die
Mikrosystemtechnik, wie DNA-Chips, oder zum Einsatz in der
Medizin beim Tissue Engineering wurde berichtet, über
ultradünne Beschichtungen für funktionale Oberflächen, die
Synthese neuer PPP-Polyelektrolyte und schaltbare
zylindrische Makromoleküle sowie über die Anwendung von
Polymeren und Compositen in Verbindung mit der
Nanotechnologie. Und auch Fragen des Fließverhaltens, der
Verarbeitung und des Alterns von Polymeren wurden
angesprochen - hatte sich doch Claus D. Eisenbach im Rahmen
seiner Habilitation mit der Strukturrelaxation von Polymeren
beschäftigt.Naturwissenschaftler mit Leib und Seele
"Der Naturwissenschaftler und Chemiker mit Leib und
Seele", der seinen Beruf zur Berufung gemacht hat, wie Prof. Dr.
Wolfgang Ehlers, Prorektor für Struktur der Uni Stuttgart,
Claus Eisenbach beschrieb, studierte an der Universität
Mainz Chemie und promovierte dort 1974 auf dem Gebiet der
Organischen Makromolekularen Chemie. Nach einem
Forschungsaufenthalt am Chemical Engineering Department der
University of Massachusetts in Amherst arbeitete er als
Liebig-Stipendiat am Institut für Makromolekulare Chemie der
Universität Freiburg, wo er sich 1980 habilitierte und als
Professor lehrte und forschte. 1984 folgte Eisenbach dem Ruf
an die Universität Karlsruhe und 1986 an die Universität
Bayreuth. Er war dort Inhaber des Lehrstuhls für
Makromolekulare Chemie II und von 1990 bis 1993 zusätzlich
Geschäftsführender Direktor des Instituts für
Materialforschung.
Seit 1995 ist Claus D. Eisenbach Ordinarius für
Makromolekulare Chemie an der Universität Stuttgart und
Direktor des Instituts für Angewandte Makromolekulare Chemie
der Universität sowie Leiter des Forschungsinstituts für
Pigmente und Lacke e.V., Stuttgart. Prof. Dr. Helmut
Bertagnolli, Dekan der Fakultät für Chemie der Universität
Stuttgart, beschrieb den Kollegen als höflich und nüchtern,
nie emotional oder unfair werdend, bei Prüfungen präzise
Fragen stellend und präzise Antworten erwartend. Immer habe
Claus D. Eisenbach, der über 230 Publikationen
veröffentlicht hat und viele Patente anmeldete, neben der
Grundlagenforschung auch auf die Anwendungsorientiertheit
seiner Forschung geachtet und früh den Kontakt zur Industrie
gesucht. Und: "Er gab der Fakultät bei den Reformen an der
Universität Stabilität und Festigkeit", dankte Professor
Bertagnolli dem Jubilar.
"Wir haben in den letzten Jahren viele Schlachten
gemeinsam geschlagen für den Erhalt des Instituts",
erinnerte Wolf-Dieter Grieb-ler, Vorstandsvorsitzender des Forschungsinstituts für
Pigmente und Lacke e.V., an die Zeit, als es nach dem Entzug
der öffentlichen Grundförderung darum ging, zu einer
ausgeglichenen Finanz- und Personalstruktur zu finden. "Sie
haben einen wertvollen Beitrag geleistet", sagte Wolf-Dieter
Griebler und fügte an, Claus D. Eisenbach habe immer mit
großer Hartnäckigkeit die Fahne der Wissenschaft hoch
gehalten: Ob bei seiner Grundlagenforschung zur Synthese
definierter Polymerstrukturen und zur Ermittlung von
Struktur-Eigenschaftsbeziehungen als Basis für neue
Polymerwerkstoffe oder seiner anwendungsorientierten
Forschung an den Wechselwirkungen und deren Beeinflussung in
partikulären Systemen und organischen Beschichtungen.
Während seiner langjährigen Lehr- und Forschungstätigkeit
war Claus Eisenbach als Gastprofessor an verschiedenen
Universitäten in den USA sowie in Japan an der Science
University of Tokyo. Die letzte Frage von Hans-Werner
Schnecko: "Wann wird China kommen?", wartet noch auf
Antwort.
Julia Alber
KONTAKT
Institut für Angewandte Makromolekulare Chemie,
Pfaffenwaldring 55,
70569 Stuttgart
Tel. 0711/685-4440
Fax 0711/685-4346, e-mail:
cde@makro.chemie.uni-stuttgart.de,
http://www.uni-stuttgart.de/iamc/