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Stuttgarter unikurier Nr. 93 April 2004
75 Jahre Verkehrswissenschaftliches Institut:
Verkehr als Fluch oder Chance?

"Mit welchen Fahrzeugen werden wir wohl zur 100-Jahr-Feier kommen?", fragte Uni-Rektor Dieter Fritsch anlässlich der Festveranstaltung zum 75-jährigen Bestehen des Verkehrswissenschaftlichen Instituts (VWI) an der Universität Stuttgart am 29. Januar. Mit welchem Verkehrsmittel heute viele Uni-Angehörige den Vaihinger Campus erreichen, daran ist das VWI nicht unbeteiligt. Prof. Gerhard Heimerl, ehemaliger Direktor des VWI, hatte seinerzeit die vergleichsweise kostengünstige S-Bahntrasse mit einer Haltestelle direkt am Campus vorgeschlagen. Bei der Veranstaltung mit rund 200 Gästen aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft wurde auch der 70. Geburtstag Gerhard Heimerls gewüdigt.
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Grund zur Freude: Bei der Festveranstaltung zum 75-jährigen Bestehen des Verkehrswissenschaftlichen Instituts wurde auch der 70. Geburtstag von Gerhard Heimerl (links) gewürdigt. Unser Foto zeigt ihn neben Rektor Dieter Fritsch, Verkehrsminister Ulrich Müller und Ullrich Martin. (Foto: Eppler)
Das Institut war 1929 von Prof. Carl Pirath als Verkehrswissenschaftliches Institut für Luftfahrt an der TH Stuttgart gegründet worden. Verkehrswissenschaftliche Fragen der zivilen Luftfahrt sollten erforscht werden. Zwischen 1945 und 1950 musste das Institut, bedingt durch die Folgen des Zweiten Weltkrieges, seine Tätigkeit einstellen. Seit den 50er Jahren liegen die Forschungsschwerpunkte beim VWI in den Bereichen der Verkehrsplanung, der Raumentwicklung, dem öffentlichen Nahverkehr und dem Vergleich der verschiedenen Verkehrsmittel. Auch an internationalen Verkehrskonzepten wird gearbeitet. "Staat und Privatwirtschaft brauchen beim Thema Verkehrspolitik Beratung", betonte Verkehrsminister Ulrich Müller und schätzt sich deshalb glücklich, das Institut an seiner Seite zu haben. Er ist überzeugt, dass die Lösung von Verkehrsproblemen auch zukünftig eine öffentliche Aufgabe bleibt.

"Heimerl-Trasse" - diese Bezeichnung verdeutlicht das hohe Engagement Prof. Gerhard Heimerls für die geplante ICE-Neubaustrecke Stuttgart - Ulm entlang der Autobahn. Er leitete das Institut von 1975 bis 2001. Unter Heimerls Ägide wurde auch das Standardisierte Bewertungsverfahren für den öffentlichen Personennahverkehr entwickelt, das inzwischen bundesweit Anwendung findet. Die Nachfolge Heimerls trat 2001 Prof. Ullrich Martin an. Ebenso wie sein Vorgänger leitet Martin das VWI und ist gleichzeitig Direktor des Instituts für Eisenbahn- und Verkehrswesen der Uni Stuttgart. Beide Institute arbeiten sehr eng zusammen.

In seinem Festvortrag zum Thema "Verkehr als Fluch oder Chance?" wies Prof. Martin darauf hin, dass schon die Verknappung des Benzins und das Umweltbewusstsein es notwendig machen, die verschiedenen Verkehrsmittel miteinander zu verknüpfen: "Keines alleine kann alle Probleme lösen." Politik, Wirtschaft und Wissenschaft müssten auf diesem Gebiet eng zusammenarbeiten. Um eine Verknüpfung der verschiedenen Verkehrsmittel ohne Zeitverlust zu erreichen, hält es Andreas Bernhardt, der damalige Vorstandsvorsitzende der Alcatel SEL AG, für unvermeidlich, dass Pkw, Lkw, Bahn und andere Verkehrsmittel kommunikationsfähig werden. Dazu seien informationstechnische Lösungen Voraussetzung. Er gibt allerdings zu bedenken: "Mobilität und Anonymität sind nicht gleichzeitig zu haben." Autofahrer, die einen Mehrbetrag für die Straßenbenutzung zahlen, dürften dafür auf den Autobahnen links fahren, könnte sich Bernhardt für die Zukunft vorstellen.

Wirtschaftswissenschaftler Prof. Gerd Aberle von der Universität Gießen forderte von der Politik geeignete Rahmenbedingungen. Er führte das häufig genannte Beispiel vom italienischen Schinken an, der erst quer durch Europa gefahren wird, bis er auf den Tisch kommt. Dies sei eigentlich kein Verkehrsproblem, sondern ein Problem der Politik.

Nicht nur das Institut feierte ein Jubiläum, auch Prof. Gerhard Heimerl feierte im Oktober 2003 seinen 70. Geburtstag*). Prof. Heinrich Brändli von der ETH Zürich würdigte den Jubilar in einer sehr persönlichen, von gemeinsamen Erinnerungen geprägten, schwungvollen Laudatio. Anschließend überreichte Dr.-Ing. Peter Schnell, Beauftragter der Konzernleitung der DB AG für Baden-Württemberg, Prof. Heimerl den aktuellen Band der Schriftenreihe des VWI, in dem ehemalige Mitarbeiter anlässlich seines Geburtstages Texte zu ihrer Tätigkeit und zu Verkehrsfragen veröffentlicht haben.

Birgit Vennemann

*) Bitte beachten Sie dazu auch die Rubrik "Personalia".

KONTAKT

Bernd Raubal, Verkehrswissenschaftliches Institut an der Universität Stuttgart,

Pfaffenwaldring 7, 70569 Stuttgart,

Tel. 0711/685-6357, -6367, -6368,

Fax 0711/685-6666, e-mail: bernd.raubal@ievvwi.uni-stuttgart.de

sowie iev.vwi@ievvwi.uni-stuttgart.de

und www.uni-stuttgart.de/vwi

 

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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