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Stuttgarter unikurier Nr. 93 April 2004
Multimediale Bausteine für das Studium:
Simba soll Frauen Lust auf Informatik machen

Simba - ist das nicht ein gängiger Name für Löwen? Schon möglich. Hier bezeichnet die Abkürzung allerdings ein Forschungsprojekt zu "Schlüsselkonzepten der Informatik in multimedialen Bausteinen unter besonderer Berücksichtigung der spezifischen Lerninteressen von Frauen". Im Dezember 2003 fand die Abschlusspräsentation des vom Bundesforschungsministeriums geförderten Projekts an der Universität Stuttgart statt. Gastgeber war das Institut für Formale Methoden der Informatik.
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Im "schönsten Informatikgebäude Deutschlands" begrüßte Uni-Rektor Prof. Dieter Fritsch die Wissenschaftler der Universitäten Dortmund, Paderborn, Potsdam, Siegen und Stuttgart. Mit 100-online, selfstudy-online und campus-online sei die Universität Stuttgart, so der Rektor, bundesweit federführend im Auf- und Ausbau der virtuellen Universität, und einen weiteren, "wesentlichen Vorteil" habe diese Arbeit mit sich gebracht, merkte Dieter Fritsch an: Erstmals setzten sich die Professoren zusammen, sprachen über Lehrinhalte und diskutierten. "Ich hoffe, dass diese Offenheit anhält."

Fachlich fundierte Bausteine für Lehre und Selbststudium zu entwickeln, die flexibel einsetzbar und jederzeit über das Internet abrufbar sind, war das Projektziel. Und das Besondere an Simba: neben der Informatik wurde auch an andere Disziplinen gedacht. Denn nicht nur während eines Informatikstudiums, sondern auch bei der Lehrerausbildung, der Ausbildung von Informatik- und Medienkompetenz in anderen Fächern oder im Fort- und Weiterbildungsbereich sind komplexe, technische und formalisierte Sachverhalte der Informatik und ihrer Anwendungen anschaulich zu vermitteln.

"Tolle Zusammenarbeit"

Von einem Feiertag nach 30 Monaten Arbeit, die die Lebenswirklichkeit der am Projekt beteiligten Personen verändert hat, und einer tollen Zusammenarbeit sprach die Siegener Professorin Sigrid Schubert. Um mehr Frauen für die Informatik zu begeistern, so die kurze Zusammenfassung der Projektergebnisse, sei auf Geschlechterstereotypen zu verzichten, die theoretische Informatik müsse attraktiv gestaltet werden mit gut überlegten Szenarien zur Heranführung an das Thema und neben der Anwendungsorientiertheit sei zudem auf Interaktivität und zielgruppengerechte Abbildungen zu achten.

Ob und wie dies gelang, wurde vor Ort überprüft. Die e-Learning-Einheiten Didaktik der Informatik, Künstliche Sprachen, Rechnernetze und verteilte Systeme, Kommunikationsergonomie, Computer-Bilder, Profunde Algorithmen und Rechner-Architektur wurden am Tag der Abschlusspräsentation in der Grundvorlesung vor Studierenden der Informatik präsentiert und von diesen bewertet im Hinblick auf Verständlich- und Anschaulichkeit, Stofffülle, Darstellung und Aufbereitung. Alle vorgestellten Materialien wurden als überdurchschnittlich eingestuft. Knapp am besten schnitt bei dieser ersten Umfrage das Teilprojekt Rechnernetze und verteilte Systeme ab, das sich insbesondere durch lebensnahe Visualisierungen auszeichnet. Für die Veranschaulichung haben die Studierenden über nahezu alle Teilprojekte besonders gute Noten verteilt. Eindeutig bejaht wurde auch die Frage, ob diese Darstellung besser als die klassischen Hilfsmittel sind. Aber mit den sehr positiven Einschätzungen sind sich die Studierenden auch bewusst, dass ohne eigenes Engagement die Materialien allein den Lernerfolg nur begrenzt steigern werden.

 

Mehr Frauen für die Technik

"Es sind keine biologischen Eigenschaften, die Frauen an der Informatik hindern", machte Dr. Britta Schinzel in ihrem Vortrag "Gendersensitive Informatiklehre" klar. Noch immer sind die Strukturen in der Technik auf die Männer hin ausgerichtet und die Chancengleichheit hat sich nicht durchgesetzt, sagte die Professorin der Uni Freiburg. Und: Viele Lehrer gehen noch davon aus, dass das Desinteresse von Mädchen an der Technik ein Naturphänomen sei. Dabei brechen diese ihr technisches Studium nicht öfter ab als die Jungen - und in Ländern wie beispielsweise Südamerika, Ostasien, Afrika oder auch Italien und Osteuropa ist der Frauenanteil in diesen Studienfächern hoch. Um die Frauen in Deutschland vermehrt an die Technik heranzuführen, so Britta Schinzel, sind Vorbilder besonders wichtig, zum Beispiel Lehrerinnen, und das Studium sollte einige Änderungen erfahren: Programmierkenntnisse dürfen nicht mehr vorausgesetzt werden, in den Rechnerräumen sollte es Zeiten nur für Frauen geben, forschend, mit offenen Fragen und der Möglichkeit zur Reflexion sei zu lehren, emotionale Aspekte dürfen nicht fehlen, Sinnzusammenhänge sind zu erklären, Konkurrenz und Wettkampf zu meiden. Julia Alber

KONTAKT

Dr. Karsten Weicker, Institut für Formale Methoden der Informatik, Abteilung Formale Konzepte, Universitätsstraße 38, 70569 Stuttgart

Tel. 0711/7816-412

Fax 0711/7816-310

e-mail: weicker@informatik.uni-stuttgart.de
http://www.fmi.uni-stuttgart.de/fk/pal/

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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