Im
"schönsten Informatikgebäude Deutschlands" begrüßte
Uni-Rektor Prof. Dieter Fritsch die Wissenschaftler der
Universitäten Dortmund, Paderborn, Potsdam, Siegen und
Stuttgart. Mit 100-online, selfstudy-online und
campus-online sei die Universität Stuttgart, so der Rektor, bundesweit federführend im Auf- und Ausbau
der virtuellen Universität, und einen weiteren,
"wesentlichen Vorteil" habe diese Arbeit mit sich gebracht,
merkte Dieter Fritsch an: Erstmals setzten sich die
Professoren zusammen, sprachen über Lehrinhalte und
diskutierten. "Ich hoffe, dass diese Offenheit anhält."
Fachlich fundierte Bausteine für Lehre und Selbststudium
zu entwickeln, die flexibel einsetzbar und jederzeit über
das Internet abrufbar sind, war das Projektziel. Und das
Besondere an Simba: neben der Informatik wurde auch an
andere Disziplinen gedacht. Denn nicht nur während eines
Informatikstudiums, sondern auch bei der Lehrerausbildung,
der Ausbildung von Informatik- und Medienkompetenz in
anderen Fächern oder im Fort- und Weiterbildungsbereich sind
komplexe, technische und formalisierte Sachverhalte der
Informatik und ihrer Anwendungen anschaulich zu vermitteln.
"Tolle Zusammenarbeit"
Von einem Feiertag nach 30 Monaten Arbeit, die die
Lebenswirklichkeit der am Projekt beteiligten Personen
verändert hat, und einer tollen Zusammenarbeit sprach die
Siegener Professorin Sigrid Schubert. Um mehr Frauen für die
Informatik zu begeistern, so die kurze Zusammenfassung der
Projektergebnisse, sei auf Geschlechterstereotypen zu
verzichten, die theoretische Informatik müsse attraktiv
gestaltet werden mit gut überlegten Szenarien zur
Heranführung an das Thema und neben der
Anwendungsorientiertheit sei zudem auf Interaktivität und
zielgruppengerechte Abbildungen zu achten.
Ob und wie dies gelang, wurde vor Ort überprüft. Die
e-Learning-Einheiten Didaktik der Informatik, Künstliche
Sprachen, Rechnernetze und verteilte Systeme,
Kommunikationsergonomie, Computer-Bilder, Profunde
Algorithmen und Rechner-Architektur wurden am Tag der
Abschlusspräsentation in der Grundvorlesung vor Studierenden
der Informatik präsentiert und von diesen bewertet im
Hinblick auf Verständlich- und Anschaulichkeit, Stofffülle,
Darstellung und Aufbereitung. Alle vorgestellten Materialien
wurden als überdurchschnittlich eingestuft. Knapp am besten
schnitt bei dieser ersten Umfrage das Teilprojekt
Rechnernetze und verteilte Systeme ab, das sich insbesondere
durch lebensnahe Visualisierungen auszeichnet. Für die
Veranschaulichung haben die Studierenden über nahezu alle
Teilprojekte besonders gute Noten verteilt. Eindeutig bejaht
wurde auch die Frage, ob diese Darstellung besser als die
klassischen Hilfsmittel sind. Aber mit den sehr positiven
Einschätzungen sind sich die Studierenden auch bewusst, dass
ohne eigenes Engagement die Materialien allein den
Lernerfolg nur begrenzt steigern werden.
Mehr Frauen für die Technik
"Es sind keine biologischen Eigenschaften, die Frauen an
der Informatik hindern", machte Dr. Britta Schinzel in ihrem
Vortrag "Gendersensitive Informatiklehre" klar. Noch immer
sind die Strukturen in der Technik auf die Männer hin
ausgerichtet und die Chancengleichheit hat sich nicht
durchgesetzt, sagte die Professorin der Uni Freiburg. Und:
Viele Lehrer gehen noch davon aus, dass das Desinteresse von
Mädchen an der Technik ein Naturphänomen sei. Dabei brechen
diese ihr technisches Studium nicht öfter ab als die Jungen
- und in Ländern wie beispielsweise Südamerika, Ostasien,
Afrika oder auch Italien und Osteuropa ist der Frauenanteil in diesen Studienfächern hoch. Um
die Frauen in Deutschland vermehrt an die Technik
heranzuführen, so Britta Schinzel, sind Vorbilder besonders
wichtig, zum Beispiel Lehrerinnen, und das Studium sollte
einige Änderungen erfahren: Programmierkenntnisse dürfen
nicht mehr vorausgesetzt werden, in den Rechnerräumen sollte
es Zeiten nur für Frauen geben, forschend, mit offenen
Fragen und der Möglichkeit zur Reflexion sei zu lehren,
emotionale Aspekte dürfen nicht fehlen, Sinnzusammenhänge
sind zu erklären, Konkurrenz und Wettkampf zu meiden. Julia
Alber
KONTAKT
Dr. Karsten Weicker, Institut für Formale Methoden der
Informatik, Abteilung Formale Konzepte, Universitätsstraße
38, 70569 Stuttgart
Tel. 0711/7816-412
Fax 0711/7816-310
e-mail:
weicker@informatik.uni-stuttgart.de
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