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Stuttgarter unikurier Nr. 93 April 2004
Das Max-Kade-Heim besteht seit 50 Jahren:
Nostalgietreffen der "Ureinwohner"

16 Stockwerke hat das Stuttgarter Max-Kade-Heim - das älteste Max-Kade-Haus in Deutschland und laut hauseigenen Internetseiten "schönste Studentenwohnheim der Welt". In dessen Dachcafé hatte sich am 6. November 2003 eine illustre Gesellschaft eingefunden, um sich der Zeit vor 50 Jahren zu erinnern, als sie - die ersten Bewohner - in das Haus an der Holzgartenstraße einzogen: 143 Studenten und 13 Studentinnen aus fünf Erdteilen. 1953, da war der oberste Stock für die Studentinnen reserviert, Damen- oder Herrenbesuche mussten spätestens um 22.00 Uhr das Haus verlassen und es gab sogar einen Aufpasser an der Pforte - so war das damals.
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Viel Recherche war nötig, doch Hayabtolah Khakzar, Bewohner der ersten Stunde, hatte sich vorgenommen, möglichst viele seiner ehemaligen Mitbewohner zum "50jährigen" im Dachcafé ihrer einstigen Bleibe zu versammeln - und der Erfolg gab ihm Recht. Über 60 "Ureinwohner" folgten seiner Einladung und tauschten mit Begeisterung Erinnerungen und Bilder aus. Viel hat sich geändert seit damals: Damen- oder Herrenbesuche sind schon lange kein Thema mehr und Studentinnen sind nunmehr auf allen Stockwerken anzutreffen. Zusammen mit ihren männlichen Kollegen wohnen sie dort in einer Art Stockwerk-WG.

Als Hayabtolah Khakzar 1951 aus dem Iran an die damalige Technische Hochschule Stuttgart kam, um Elektrotechnik zu studieren, zog er in Zimmer 1206 ein. Er wurde Ausländersprecher im Asta, war aktiv in der Selbstverwaltung des Max-Kade Heims, gründete den Internationalen Studentenclub Stuttgart (ISCS), rief den ersten Ball der Nationen ins Leben - und fand die Frau seines Lebens. 1967 zog er mit seiner Familie nach Teheran und wurde dort Rektor der Iran University of Science and Technology. Im Jahr 1979 verließ Hayabtolah Khakzar kurz nach dem Schah das Land und kam wieder nach Stuttgart, wo er zunächst als Gastprofessor an der Uni lehrte und 1982 als Professor für Nachrichtentechnik an die FH Esslingen berufen wurde.

Unter den "Ureinwohnern" finden sich auch zwei ehemalige Rektoren der Uni Stuttgart, Franz Effenberger und Jürgen Giesecke. "Es gibt nichts besseres als fakultätsübergreifende Gemeinschaften", findet Giesecke in der Erinnerung an seine Zeit im Max-Kade-Heim, während der er sich "sauwohl" gefühlt hat. Angesichts der heutigen Studentinnen und geänderten Wohnbedingungen gibt er gar zu, "gewisse Neidgefühle" nicht ausschließen zu können. "Schade, dass wir so alt geworden sind ..."

Selbstverwaltung funktioniert

Es gibt aber auch Dinge, die ändern sich nicht. So steht das Wohnheim noch immer unter studentischer Selbstverwaltung, dem Zwölferrat. Die Position des Vorstands hat momentan Petar Bejic inne. Der 21-jährige Architekturstudent kommt aus Kroatien und findet es toll, hier zu wohnen. Alle Entscheidungen unter den 140 Bewohnern werden demokratisch getroffen, etwa wer neu einziehen darf oder wie mit der Renovierung des Dachcafés verfahren wird. Andreas Häusser, derzeitiger Wohnungsreferent, weiß, die Wohnheimplätze sind begehrt wie eh und je. Zu verdanken haben die Studierenden ihr Wohnheim Max Kade aus Steinbach bei Schwäbisch Hall, der 1904 nach Amerika auswanderte und ein pharmazeutisches Unternehmen aufbaute, das ihm zu Wohlstand verhalf. Ende 1944 gründete er in New York gemeinsam mit seiner Frau die Max-Kade-Foundation, und da er in Fragen der Demokratie und Völkerverständigung auf die Jugend setzte, finanzierte seine Stiftung ab Mitte der fünfziger Jahre gezielt Wohnheime, Mensen, Bibliotheken und Klubhäuser für Studierende in Deutschland, der Schweiz, Österreich und den USA. In Stuttgart wurde so neben dem Bau des Studentenwohnheims auch der Bau der Mensa Stadtmitte und der Neubau der Uni-Bibliothek ermöglicht. Julia Alber

Weitere Informationen unter www.max-kade.de.

 


last change: 12.05.04 / hj
Pressestelle der Universität Stuttgart

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