"Als
Meilenstein für die Verbesserung der Lehre" bezeichneten
Wissenschaftsminister Prof. Peter Frankenberg und Rektor
Prof. Dieter Fritsch das neue Zertifikat. Es soll den
Stellenwert der Lehre an den Hochschulen stärken. "Die Lehre
hat herausragende Bedeutung für die Studierenden und ist
wichtig zur Stärkung des Profils der Hochschulen im
internationalen Wettbewerb", betonten Fritsch und
Frankenberg bei der Vergabe.Um das Zertifikat zu
erlangen, müssen Hochschullehrer 200 Lehreinheiten zu je 45
Minuten absolvieren. Auf dem Lehrplan stehen Themen wie
Veranstaltungsplanung, e-Learning, Präsentationstechnik,
Wissenschaftliches Schreiben bis hin zu Moderationskursen.
Präsenzveranstaltungen an der Uni sind mit individuellen
Coachings kombiniert, bei denen problematische
Lehrsituationen intensiv diskutiert werden. Auf Wunsch
werden die Teilnehmer von erfahrenen Dozenten hospitiert und
erhalten Verbesserungsvorschläge für die eigene Arbeit.
Überwältigende Resonanz
Trotz des hohen Zeitaufwandes war und ist die Resonanz
überwältigend, berichtet Karin Kaiser, die innerhalb des HDZ
für die Universitäten Stuttgart, Hohenheim, Tübingen und Ulm
verantwortlich ist. Schon im ersten Jahr verzeichnete das
HDZ 882 Seminarteilnehmer, Tendenz stark steigend. Besonders
begehrt waren Workshops zur Veranstaltungsgestaltung. Dort
lernen Dozenten ganz praktisch, wie man eine Vorlesung so
durchführt, dass die Teilnehmer 90 Minuten konzentriert bei
der Stange bleiben.
Vorrangig richten die Angebote sich an Erstlehrende -
wissenschaftliche Mitarbeiter, Habilitanden und
Juniorprofessoren -, für die der Nachweis der
pädagogisch-didaktischen Eignung nach der Novellierung des
Hochschulgesetzes zur Pflicht wurde. Aber auch ein
gestandener Professor stand bei der Verleihung der
Zertifikate auf dem Podium. Prof. Peter Eyerer, Leiter des
Instituts für Kunststoffprüfung und Kunststoffkunde, hält
das Angebot für "hochgradig nützlich". "Das Konzept ist gut,
und die Referenten sind hochqualifiziert und sehr
engagiert", lobt der 62-Jährige, der sich mit dem Lehrmodell
"Theoprax" schon länger für lebendigen Unterricht stark
macht.
Lehrangebot umgekrempelt
Inzwischen hat Eyerer sein Lehrangebot gründlich
umgekrempelt. Statt in starrem Frontalunterricht vermittelt
er den Lehrstoff jetzt auch in Gruppen- und Projektarbeit.
Vorträge gestaltet er nach modernem psychologischen Wissen:
Ein prägnanter Blickfang lenkt die Aufmerksamkeit auf das
Thema, und wenn die Konzentration schwindet, lässt er seine
Studenten schon einmal Überraschungseier unter den Bänken
suchen. "Wer eines findet, muss das Gehörte vor seinen
Kommilitonen zusammenfassen", schmunzelt Eyerer über den
methodischen Kniff.
Eyerer wünscht sich noch mehr praktische Seminare. Im
jetzt erschienenen Jahresprogramm wäre er fündig geworden.
Neue Schwerpunkte sind alternative Lernformen wie
Projektarbeit, Fallstudien, exemplarisches Lernen und
problemorientiertes Lernen. Ausgeweitet wurde der Bereich
"Beraten und Prüfen". Hier erfahren Dozenten, wie sie ihre
Sprechstunde effizient gestalten oder bei Klausuren und
mündlichen Prüfungen zu aussagekräftigen Ergebnissen
gelangen.
Um die Qualität der Lehre zu stärken, reichen Seminare
zur Kompetenzentwicklung alleine jedoch nicht aus, betont
Karin Kaiser. Die Schaffung neuer Bachelor- und
Masterstudiengänge könnte auch dazu genutzt werden,
Studiengänge aus didaktischer Perspektive neu zu
strukturieren. Das HDZ unterstützt interessierte Lehrstühle
durch didaktische Beratung und Expertise bei der
Antragstellung.
Andrea Mayer-Grenu
KONTAKT
Karin Kaiser, Regionalverbund Hochschuldidaktik,
Dillmannstraße 15, 70174 Stuttgart, Tel. 0711/121-3662, Fax
0711/3058535, e-mail:
karin.kaiser@po.uni-stuttgart.de