Das Thema Denkmalpflege und
Denkmalschutz ist im Lehrangebot der Fakultät Architektur
und Stadtplanung nur selten zu finden. "Mit der Ausstellung
wollen wir die gebäude- und materialgerechte Instandsetzung
von bedeutenden Baudenkmalen als einen Aspekt des Planens
und Bauens im Bestand und damit als Teil des Berufsbildes
des Architekten zeigen", erklärte Meike Gerchow,
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für
Baukonstruktion. Dekan Prof. Tilman Harlander schilderte,
dass über die Hälfte des Bauvolumens im Bestand stattfinde.
"Dies hat sich im Lehrprogramm der Architekten noch nicht
niedergeschlagen." Doch Harlander wies auf Bemühungen hin,
die dieser Entwicklung besser gerecht werden sollen.
Denkmalpflege ins Grundstudium
Meike Gerchow plädierte dafür, das Thema Denkmalpflege
mit in das grundständige Studium hineinzunehmen. Ganz
unterschiedlich sei der Umgang mit dem Bereich Denkmalpflege
in der Architektur an den deutschen Universitäten,
erläuterte Gerchow. An den Technischen Universitäten in
Dresden und Berlin hat Denkmalpflege schon eine lange
Tradition. In Wuppertal, Karlsruhe und Cottbus gibt es
Aufbau- beziehungsweise Masterstudiengänge. Die Universität
in Frankfurt/Oder bietet einen fächer- und
länderübergreifenden Masterstudiengang "Schutz europäischer
Kulturgüter". In Stuttgart können die Studierenden im
Hauptstudium Angebote auswählen, die das Thema Denkmalpflege
betreffen. Ansonsten, so Gerchow, gelte "das Bauen auf der
grünen Wiese" nach wie vor als Königsdisziplin.
Gartenstadt Hellerau
Wie gelungen und kreativ Denkmalpflege architektonisch
umgesetzt werden kann, zeigte die Ausstellung mit
eindrucksvollen Bildern. Für den Geschäftsführer der
Wüstenrot Stiftung, Georg Adlbert, war vor allem die
Sanierung und Instandsetzung der Pensionshäuser samt
Festspielhaus in Hellerau bei Dresden ein Schlüsselerlebnis.
Anfang des 20. Jahrhunderts bauten in Hellerau namhafte
Architekten die erste deutsche Gartenstadt, zu der das
Gebäudeensemble mit dem Festspielhaus gehört. Die Gebäude
erlebten eine wechselvolle Geschichte, unter anderem wurden
sie als Lazarett und als Offiziersunterkunft genutzt. Als
Adlbert die Gebäude zum ersten Mal sah, war das
Festspielhaus ohne Dach, der Hausschwamm hatte sich
ausgebreitet. Zehn Jahre hat die Wüstenrot Stiftung dort
gewirkt und mit Architekten und Ingenieuren vor Ort
möglichst schonend und substanzerhaltend die Gebäude
revitalisiert. Einen Teil der Häuser nutzt heute der
deutsche P.E.N. Verband.
Die Wüstenrot-Stiftung möchte nicht nur Geld geben,
sondern selber eingreifen und übernimmt mitunter bei
Projekten die Rolle des Bauherrn. Manchmal finde das
Engagement der Stiftung auch gegen den Willen der Städte
statt, die lieber ein neues Baugrundstück hätten, berichtete
Adlbert. Vor allem die Bauwerke der klassischen Moderne
sieht er gefährdet, auch weil diese von der Denkmalpflege
nicht genügend beachtet würden. Deshalb wünscht er sich ein
Netzwerk der Architektur-Fakultäten zu diesem Thema. Das
Denkmalprogramm der Wüstenrot Stiftung umfasst zur Zeit 15
Projekte von überregionaler und internationaler Bedeutung.
Darunter der Einsteinturm in Potsdam, ein Stadtbad in Halle
und das Marientor in Naumburg. Die Stiftung kooperiert mit
der Universität Stuttgart auf vielfache Weise in der
Forschung und bei Publikationen, zudem unterhält sie einen
Stiftungslehrstuhl an der Fakultät für Architektur und
Stadtplanung. Birgit Vennemann
KONTAKT
Dekanat der Fakultät Architektur und Stadtplanung,
Keplerstr. 11, 70174 Stuttgart,
Tel. 0711/121-3223,
Fax 0711/121-2788,
e-mail: dekanatf01.uni-stuttgart.de