"Dieses Symposium ist
programmatisch für das IZKT", stellte der
geschäftsführende Direktor des Instituts, Prof. Georg
Maag, in der Begrüßungsansprache fest. Hat sich das
Institut doch im vergangenen Jahr gegründet, um Technik
aus dem Blickwinkel der Geisteswissenschaften zu
betrachten und so gegensätzliche Wissenskulturen
zusammenzubringen Die Transformation des Raumes war der
erste inhaltliche Schwerpunkt im Forschungsplan des
Instituts - und so war die Veranstaltung Premiere und
Höhepunkt zugleich: "Während bisher Einzelaspekte wie etwa das Thema Urbanität im Mittelpunkt standen, schafft
dieses Symposium Raum für eine grundsätzliche
Auseinandersetzung, die sowohl international wie auch interdisziplinär ist", sagte Maag.
Neue Dimension von Raum
Das Zeitalter der Globalisierung erfordere eine völlig
neue Auseinandersetzung mit den Grenzen des Raums,
unterstrich Ervin Laszlo, derzeitiger Breuninger-Fellow am
IZKT, der die Schirmherrschaft übernommen hatte. "Knüpft man
an das Konzept von Aristoteles an, wonach Raum so weit geht,
wie die Stimme reicht, so haben wir es im Zeitalter von
Telefon und Internet mit völlig neuen Dimensionen von Raum
zu tun." Auch das globale Dorf sei eine Raumvorstellung, so
der aus Ungarn stammende renommierte Philosoph und
Systemwissenschaftler, "solange wir in Dimensionen von
Eigenraum und Fremdraum denken, ist Globalisierung nicht
erreicht."
"Diese expliziten und impliziten Konzepte des Raums zu
überprüfen, Raummodelle zu diskutieren und dabei den
Globalisierungsprozess kritisch zu reflektieren, sind die
Ziele des Symposiums", ergänzte Michaela Ott, die als
wissenschaftliche Mitarbeite-rin am Igma für Idee und Durchführung verantwortlich
zeichnete. Um diesen Anspruch umzusetzen, gaben sich
Vertreter aus unterschiedlichsten Disziplinen wie Physik,
Geographie, Architektur, Rechtswissenschaft, Psychologie,
Medientheorie, Kunstwissenschaft und Philosophie in
Stuttgart ein Stelldichein. Besondere Bedeutung kam den
Beiträgen von Peter Pál Pelbart (Sao Paolo, Brasilien), Paul
Majkut (San Diego, USA), Parul Dave Mukherji (Baroda,
Indien) und Alberto Carillo Canán (Puebla, Mexiko) zu, die
außereuropäische Raumkonzepte oder den Bezug zu
traditionellen europäischen Raumvorstellungen präsentierten.
Die international renommierte Architekturtheoretikerin
Beatriz Colomina (New York) setzte Akzente in der
zeitgenössischen Architekturtheorie und ließ die
Gender-Diskussion einfließen.
Festvortrag war Highlight
Ein besonderes Highlight war der Festvortrag von Benno
Werlen am Abend in der gut besuchten Stadtbücherei. Unter
dem Titel "Andere Zeiten - Andere Räume?" befasste sich der
Schweizer Sozialgeograph mit dem Zusammenspiel von Raum,
Gesellschaft und Handeln. In kritischer Auseinandersetzung
mit Container-Vorstellungen von Raum plädierte Werlen für
einen handlungszentrierten Raumbegriff und stellte neue
Forschungsbereiche zu einer globalisierten Geographie vor.
"Raum ist Element des Handelns, kein Behälter des Handelns",
so die These Werlens. Dreh- und Angelpunkt einer solchen
Sichtweise sei das "Geographie-Machen": "Raum ist jeweils
etwas Anderes, je nachdem, was wir gerade tun."
Referenten und Teilnehmer empfanden das Symposium als
Riesenerfolg. "Es war die beste Tagung, auf der ich je
gewesen bin", lobte einer der Redner: "Hier ist es wirklich
gelungen, sich über Fächergrenzen hinaus zu verständigen und
sich produktiv zu streiten."
Andrea Mayer-Grenu
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