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Stuttgarter unikurier Nr. 93 April 2004
IZKT richtet internationales Symposium aus:
Raum in Zeiten des globalen Dorfs

Sprachfetzen aus aller Herren Länder durchzogen Foyer und Wintergarten im Stuttgarter Theaterhaus. Dort trafen sich im Februar Raumtheoretiker verschiedenster Forschungsrichtungen zu einem dreitägigen internationalen Symposium, um über das "Denken des Raums in Zeiten der Globalisierung" nachzudenken. Ausgerichtet wurde die Veranstaltung vom Internationalen Zentrum für Kultur- und Technikforschung (IZKT) in Verbindung mit dem Institut für Grundlagen moderner Architektur und Gestalten (Igma) der Universität Stuttgart.
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"Dieses Symposium ist programmatisch für das IZKT", stellte der geschäftsführende Direktor des Instituts, Prof. Georg Maag, in der Begrüßungsansprache fest. Hat sich das Institut doch im vergangenen Jahr gegründet, um Technik aus dem Blickwinkel der Geisteswissenschaften zu betrachten und so gegensätzliche Wissenskulturen zusammenzubringen Die Transformation des Raumes war der erste inhaltliche Schwerpunkt im Forschungsplan des Instituts - und so war die Veranstaltung Premiere und Höhepunkt zugleich: "Während bisher Einzelaspekte wie etwa das Thema Urbanität im Mittelpunkt standen, schafft dieses Symposium Raum für eine grundsätzliche Auseinandersetzung, die sowohl international wie auch interdisziplinär ist", sagte Maag.

Neue Dimension von Raum

Das Zeitalter der Globalisierung erfordere eine völlig neue Auseinandersetzung mit den Grenzen des Raums, unterstrich Ervin Laszlo, derzeitiger Breuninger-Fellow am IZKT, der die Schirmherrschaft übernommen hatte. "Knüpft man an das Konzept von Aristoteles an, wonach Raum so weit geht, wie die Stimme reicht, so haben wir es im Zeitalter von Telefon und Internet mit völlig neuen Dimensionen von Raum zu tun." Auch das globale Dorf sei eine Raumvorstellung, so der aus Ungarn stammende renommierte Philosoph und Systemwissenschaftler, "solange wir in Dimensionen von Eigenraum und Fremdraum denken, ist Globalisierung nicht erreicht."

"Diese expliziten und impliziten Konzepte des Raums zu überprüfen, Raummodelle zu diskutieren und dabei den Globalisierungsprozess kritisch zu reflektieren, sind die Ziele des Symposiums", ergänzte Michaela Ott, die als wissenschaftliche Mitarbeite-rin am Igma für Idee und Durchführung verantwortlich zeichnete. Um diesen Anspruch umzusetzen, gaben sich Vertreter aus unterschiedlichsten Disziplinen wie Physik, Geographie, Architektur, Rechtswissenschaft, Psychologie, Medientheorie, Kunstwissenschaft und Philosophie in Stuttgart ein Stelldichein. Besondere Bedeutung kam den Beiträgen von Peter Pál Pelbart (Sao Paolo, Brasilien), Paul Majkut (San Diego, USA), Parul Dave Mukherji (Baroda, Indien) und Alberto Carillo Canán (Puebla, Mexiko) zu, die außereuropäische Raumkonzepte oder den Bezug zu traditionellen europäischen Raumvorstellungen präsentierten. Die international renommierte Architekturtheoretikerin Beatriz Colomina (New York) setzte Akzente in der zeitgenössischen Architekturtheorie und ließ die Gender-Diskussion einfließen.

Festvortrag war Highlight

Ein besonderes Highlight war der Festvortrag von Benno Werlen am Abend in der gut besuchten Stadtbücherei. Unter dem Titel "Andere Zeiten - Andere Räume?" befasste sich der Schweizer Sozialgeograph mit dem Zusammenspiel von Raum, Gesellschaft und Handeln. In kritischer Auseinandersetzung mit Container-Vorstellungen von Raum plädierte Werlen für einen handlungszentrierten Raumbegriff und stellte neue Forschungsbereiche zu einer globalisierten Geographie vor. "Raum ist Element des Handelns, kein Behälter des Handelns", so die These Werlens. Dreh- und Angelpunkt einer solchen Sichtweise sei das "Geographie-Machen": "Raum ist jeweils etwas Anderes, je nachdem, was wir gerade tun."

Referenten und Teilnehmer empfanden das Symposium als Riesenerfolg. "Es war die beste Tagung, auf der ich je gewesen bin", lobte einer der Redner: "Hier ist es wirklich gelungen, sich über Fächergrenzen hinaus zu verständigen und sich produktiv zu streiten."

Andrea Mayer-Grenu

KONTAKT

Internationales Zentrum für Kultur- und Technikforschung (IZKT)

Tel. 0711/121-2379

Fax 0711/121-2813

e-mail: info@izkt.uni-stuttgart.de, http://www.uni-stuttgart.de/izkt


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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