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Stuttgarter unikurier Nr. 93 April 2004
Medizintechnik:
Nanofilter zur Blutreinigung

An einer Blutvergiftung sterben im Jahr noch rund 80.000 Menschen in Deutschland. Wenn Bakterien oder Bakterienfragmente durch Infektion in den Blutkreislauf gelangen, kann das Abwehrsystem des Körpers in einigen Fällen zusammenbrechen und einen toxischen Schock zur Folge haben. Eine wirksame Therapie besteht in der möglichst raschen und gründlichen Reinigung des Blutes. Das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik hat gemeinsam mit dem Institut für Grenzflächenverfahrenstechnik der Universität Stuttgart und der Firma Gambro einen Filter entwickelt, der die Erregergifte effektiv aus dem Blut entfernen kann.
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Die Hohlfasermembranen haben nur einen Durchmesser von 0,2 Mikrometern. (Grafik: Institut)
Normalerweise geschieht eine solche Reinigung in zwei technisch aufwendigen Schritten; zunächst werden die empfindlichen Blutzellen vom Blutplasma getrennt. Aus dem Plasma können dann die giftigen Stoffe herausgefiltert werden, ohne die Zellen zu beschädigen. Der Stuttgarter Filter vereinigt die beiden Verfahrensschritte; in 5.000 parallel angeordneten Hohlfasermembranen mit nur 0,2 Mikrometern Durchmesser werden Plasma und die empfindlichen Blutplättchen getrennt. Für das Ausfiltern der Giftstoffe sind die Fasern nur in der porösen Struktur, nicht aber auf der Lumenoberfläche mit einer Molekülschicht überzogen, an denen die Toxine andocken. Das gereinigte Plasma und die Blutzellen werden wieder zusammengeführt und gelangen in die Blutbahn zurück. Der Filter wird entsorgt.

In ersten Tests hat sich das Stuttgarter System bereits bewährt. Ein praktischer Einsatz ist allerdings frühestens in sechs bis acht Jahren möglich, wenn die anschließenden klinischen Untersuchungen des bisher vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projektes erfolgreich verlaufen sind. Dann könnte der Stuttgarter Filter sowohl zur Behandlung von Blutvergiftungen als auch in anderen Blutreinigungsverfahren, zum Beispiel zur Therapie von schwierigen Autoimmunkrankheiten, eingesetzt werden.

eng

Kontakt

Dr. Christian Oehr, Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik

Tel. 0711/970-4137

e-mail: oeh@igb.fhg.de

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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