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Stuttgarter unikurier Nr. 93 April 2004
Studie zu Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien:
Windenergie überholt die Wasserkraft

Der Anteil erneuerbarer Energien an der Bruttostromerzeugung in Deutschland liegt aktuell bei rund acht Prozent; davon erbringen allein Wasser- und Windkraft zusammen ca. 90 Prozent. Dagegen beläuft sich der Beitrag der Biomasse an der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien zur Zeit auf rund zehn Prozent, die Nutzung der Solarstrahlung zur photovoltaischen Stromerzeugung ist ebenso wie die geothermische Stromerzeugung in Deutschland noch nicht von energiewirtschaftlicher Bedeutung.
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Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung war es das Ziel eines vom Zentrum für Energieforschung Stuttgart e.V. (ZES) geförderten Projekts, Technologien und Systeme einer Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien hinsichtlich ihrer technischen, ökonomischen und ökologischen Aspekte zu analysieren und zu bewerten. Der Vergleich verschiedener Systeme sollte die Identifikation aussichtsreicher Technologien einer Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien sowie ihres Beitrages zu einer nachhaltigen Energieversorgung in Deutschland ermöglichen. Die Ergebnisse der Studie liegen nun vor.

Die Nutzung der Solarenergie zur photovoltaischen Stromerzeugung hat in den vergangenen Jahren einen verstärkten Zuwachs erfahren, zeichnet sich allerdings nach wie vor durch hohe Erzeugungskosten von 52 bis 70 Cent pro Kilowattstunde aus. Neben weiteren Verbesserungen des Wirkungsgrades ruhen die Hoffnungen auf einer Material- und dadurch zugleich Kosteneinsparung durch die Einführung neuer Technologien in den Markt.

Ende 2003 lieferte die Windenergie über 14.000 Megawatt installierter Leistung. Damit wird die Windenergie in punkto Stromerzeugung die Wasserkraft im Jahr 2004 überholen beziehungsweise zumindest gleichziehen. Allmählich knapper werdende Standorte an Land sowie günstigere Windverhältnisse auf See lassen voraussichtlich die offshore-Windenergienutzung bereits in naher Zukunft auch in Deutschland Realität werden. Für den Anschluss der Anlagen ans Stromnetz beziehungsweise den erforderlichen Ausbau der Netze an Land werden derzeit Konzepte erarbeitet.

Die Nutzung der Wasserkraft konnte in den vergangen Jahren nur begrenzt ausgebaut werden. So erhöhte sich die neu gebaute Leistung im Durchschnitt um lediglich 20 Megawatt pro Jahr. Gründe hierfür liegen in den vergleichsweise hohen Anforderungen durch das Genehmigungsrecht. Je nach Bundesland lassen sich unterschiedlich große weitere Potenziale erschließen. So wird für Baden-Württemberg ein Ausbaupotenzial von etwa 25 Prozent der derzeitigen Nutzung geschätzt.

Ein erstes Kraftwerk zur Stromerzeugung aus Geothermie in Neustadt-Glewe mit einer elektrischen Leistung von 230 Kilowatt markiert den Start der geothermischen Stromerzeugung in Deutschland. Jedoch kann erst mittel- bis langfristig mit größeren Anlagen gerechnet werden, sobald Erfahrungen aus erfolgreichen Pilotprojekten vorliegen.

Mit Bezug auf die Stromerzeugung aus Biomasse hat in den zurückliegenden Jahren ein erheblicher Ausbau von Anlagen zur Nutzung von Biogas wie auch festen Bioenergieträgern stattgefunden. Aufgrund steigender Brennstoffpreise wird zukünftig die Kopplung von Strom- und Wärmeerzeugung weiter verstärkt Bedeutung erlangen, um die Anlagen wirtschaftlich betreiben zu können.

Eine Bewertung der einzelnen Technologien zur Stromerzeugung muss speziell die Eigenschaften der einzelnen Energieträger mit berücksichtigen. Eignen sich Geothermie, Biomasse und weitestgehend auch die Wasserkraft für eine gleichmäßige Energiebereitstellung, da diese Energieträger keinen beziehunsgweise lediglich nur schwache Fluktuationen aufweisen, so sind photovoltaische Stromerzeugung und Windstromerzeugung durch erhebliche Angebotsschwankungen gekennzeichnet. Zur weiteren Integration dieser beiden Energieträger in das bestehende Energiesystem wird an einer besseren Prognose und Voraussagbarkeit der solaren Strahlung und des Windangebots gearbeitet ebenso wie an der Entwicklung und dem Einsatz von Speichertechnologien. Darüber hinaus wird eine Lösung in der europaweiten Integration von regenerativ erzeugtem Strom gesehen, da sich in einem größeren System die unterschiedlichen Charakteristika der erneuerbaren Energieträger wesentlich besser ausgleichen.

Vollständiger Bericht unter www. zes.uni-stuttgart.de

Chr. Kruck, L. Eltrop

Kontakt

Prof. Dr.-Ing. Alfred Voß,

Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung

Tel. 0711/685-7574, Fax 0711/780-3953

e-mail: ier@ier.uni-stuttgart.de
 

  Installierte Leistung [MWel] Stromerzeugung [GWhel]
1990 2002 1990 2002
Photovoltaik 2 262 1 176
Windenergie 56 12.001 40 15.856
Wasserkraft 4.403 4.620 15.908 23.824
Geothermie - - - -
Biomasse 190 900 222 4.467
Beiträge der erneuerbaren Energieträger zur Stromerzeugung in Deutschland (http://www.bmu.de/files/erneuerbare_energien_zahlen.pdf)

  

 
 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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