Bei Angaben zur Lebensdauer von
Stahlbetonbauteilen wurde in der Vergangenheit zumeist auf
die Mindestanforderungen zur Betonqualität und zur
Betondeckung zurückgegriffen. In kritischen Fällen, wie zum
Beispiel bei starkem Chloridangriff auf gerissene
horizontale Betonflächen, wurden Sondermaßnahmen wie etwa
Beschichtungen gefordert, ohne dass anerkannte
Bemessungsgrundlagen zur Verfügung stehen. Eine realistische
Modellierung des Schadensfortschritts der Korrosion im
Stahlbeton für eine echte Lebensdauerangabe fehlte. Deshalb
werden immer noch die Maßnahmen zur Sicherung der
Lebensdauer bei Neubauten und bei Instandsetzungsmaßnahmen
häufig erheblich überzogen, um auf der sicheren Seite zu
liegen. So wird oft unnötig chloridhaltiger Beton aufwendig
entfernt oder es werden sogar teilweise bis vollständige
Abrisse gefordert.
Andererseits gibt es bislang keine Berechnungsgrundlagen,
auf welche Weise und mit welchen Mitteln eine angestrebte
Nutzungsdauer erreicht werden kann. In den Arbeiten der
internationaler Korrosionsforschungen der letzten Jahre sind
die grundlegenden Einflussgrößen zwar bereits untersucht
worden; eine für die Baupraxis umsetzbare Modellierung der
Ergebnisse zu einem Bemessungsansatz fehlt jedoch.
Da sowohl Umwelteinwirkungen als auch Bauwerks-
beziehungsweise Bauteilwiderstand und die
Korrosionsgeschwindigkeiten sehr unterschiedlich sind, setzt
die Forschergruppe auf einen voll probabilistischen Ansatz.
Nur so kann ein einheitliches Sicherheitsniveau gegenüber
Last- und Umwelteinwirkung gewährleistet werden. Am Ende des
Projekts sollen ein grundlegendes Bemessungsmodell sowie
entsprechende praktische Versuchsdaten zur Verfügung stehen.
Beides zusammen ermöglicht eine genaue Berechnung des
Korrosionsfortschritts und damit die Bestimmung des
Grenzzustandes der Tragfähigkeit der Bauteile.
Kontakt
Prof. Dr.-Ing. Ulf Nürnberger, Materialprüfungsanstalt
Stuttgart, Pfaffenwaldring 4, 70569 Stuttgart
Tel. 0711/685-2745,
Fax 0711/685-6831,
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ulf.nuernberger@po.uni-stuttgart.de