Helmut Krcmar studierte
Wirtschaftswissenschaften in Saarbrücken. Nach der Promotion
war er Doctoral Fellow am IBM Los Angeles Scientific Center.
Seinen Aufenthalten als Assistent Professor für
Informationssysteme an amerikanischen Universitäten folgte
1987 die Berufung auf den Lehrstuhl für
Wirtschaftsinformatik an der Universität Hohenheim, seit
2002 lehrt er an der TU München. Informations- und
Technologiemanagement sind seine Forschungs- und
Beratungsschwerpunkte. Klaus Lenk, der Rechtswissenschaften
an den Universitäten Heidelberg und München studierte, wurde
1975 zum Professor für Verwaltungswissenschaften an der
Universität Oldenburg berufen. Forschungsaufenthalte führten
ihn unter anderem ans Netherland Institute für Advanced
Studies und an die Erasmus Universität Rotterdam. Er ist
Sprecher des Fachausschusses Verwaltungsinformatik der
Gesellschaft für Informatik. Zu seinen
Forschungsschwerpunkten zählen auch die Themen New Public
Management, Regierung, Verwaltung und Demokratie in der
Informationsgesellschaft.
e-Government ist mehr
Der Aufenthalt beider Wissenschaftler in Stuttgart bot
Gelegenheit, sowohl im Rahmen eines Vorlesungszyklus an der
Universität als auch bei mehreren Forumsveranstaltungen im
Haus der Wirtschaft vielfältige Einblicke in den Stand der
Diskussion um die Implementierung moderner Informations- und
Kommunikationstechnologien im öffentlichen Sektor und deren
politisch-kulturelle Auswirkungen zu gewinnen. e-Government,
so die gemeinsame These der Fellows, sei weder eine rein
technische Frage noch erschöpfe es sich in der Übertragung
von Praktiken des e-Commerce. Gerade Probleme, die dem
ökonomischen Kalkül der Technikanbieter entspringen, wie
mangelnde Standardisierung und Interoperabilität, verlangen
nach Lösungen, bei denen Werte und Ideen, letztlich das
Selbstverständnis der modernen Gesellschaft auf dem Spiel
stehen. Ohne Frage ist die Informationstechnik zum
wichtigsten Mittel für die Modernisierung von Staat, Politik
und öffentlicher Verwaltung geworden. Routinearbeit der
Verwaltung, aber auch komplexe Entscheidungsprozesse,
Parlamentssitzungen, politische Verhandlungen und die
Mitwirkung der Bürger in öffentlichen Angelegenheiten können
besser organisiert und technisch unterstützt werden. Aber
welche Implikationen und Auswirkungen die technischen
Verfahren tatsächlich haben, ist eine noch weitgehend offene
Frage. Wäh-rend Krcmar vor allem empiri-sche Studien über mitunter widerspruchsvolle Erwartungen
und Akzeptanzlagen von Bürgern und Wirtschaftsunternehmen
einerseits, den realen verwaltungsorganisatorischen,
rechtlichen und politischen Bedingungen andererseits
vortrug, diskutierte Lenk Perspektiven einer Regierungs- und
Verwaltungsreform, die diesen Namen auch verdient. Ihre
Radikalität kann nur mit der Verwaltungsreform der napoleonischen Ära
verglichen werden, deren Prinzipien sie außer Kraft setze.
Territoriale Gliederung, hierarchische Strukturen, Trennung
von privatrechtlichen und hoheitsrechtlichen Prozessen, auf
Kontrolle ausgerichtete Organisationsformen der öffentlichen
Verwaltung und sequentielle Handlungsmuster stehen zur
Disposition. Neue Formen eines weniger räumlichen als
funktional zu verstehenden Föderalismus zeichnen sich ab.
Das verlangt von den Beteiligten und Betroffenen auf
kommunaler, Landes- und Bundesebene, aber auch in der
Europäischen Union, in anderen als den herkömmlichen Formen
zu kooperieren.
Insbesondere Lenks Überlegungen flossen in einen für die
Europäische Kommission gemeinsam mit Christine Leitner
(Maastricht), Jean-Michel Eymeri (Paris), Francois
Heinderyckx (Brüssel), Roland Traunmüller (Linz) und anderen erarbeiteten Bericht "eGovern-ment in Europe: The State
of Affairs" ein, der im Juli 2003 auf
der e-Government Conference in Como (Italien) präsentiert wurde.
Elke Uhl
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