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Stuttgarter unikurier Nr. 92 Dezember 2003
Helmut Krcmar und Klaus Lenk als Alcatel SEL Fellows:
Politik und Verwaltung in der Informationsgesellschaft

Zu den neu gewonnenen Kooperationspartnern des Internationalen Zentrums für Kultur- und Technikforschung (IZKT) gehört die Alcatel SEL Stiftung für Kommunikationsforschung. Dank ihrer Unterstützung konnte im Sommersemester 2003 das Fellowship-Programm des IZKT fortgeführt und ein neuer Akzent gesetzt werden. Denn mit dem Wirtschaftsinformatiker Helmut Krcmar und dem Verwaltungswissenschaftler Klaus Lenk kamen zwei ausgewiesene Experten zum Thema Electronic-Government nach Stuttgart, die Fragen einer kulturwissenschaftlichen Reflexion mit handfesten Problemen der Politik und Verwaltung im "Zeitalter der Informationsgesellschaft" zu verbinden wussten.
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Helmut Krcmar studierte Wirtschaftswissenschaften in Saarbrücken. Nach der Promotion war er Doctoral Fellow am IBM Los Angeles Scientific Center. Seinen Aufenthalten als Assistent Professor für Informationssysteme an amerikanischen Universitäten folgte 1987 die Berufung auf den Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik an der Universität Hohenheim, seit 2002 lehrt er an der TU München. Informations- und Technologiemanagement sind seine Forschungs- und Beratungsschwerpunkte. Klaus Lenk, der Rechtswissenschaften an den Universitäten Heidelberg und München studierte, wurde 1975 zum Professor für Verwaltungswissenschaften an der Universität Oldenburg berufen. Forschungsaufenthalte führten ihn unter anderem ans Netherland Institute für Advanced Studies und an die Erasmus Universität Rotterdam. Er ist Sprecher des Fachausschusses Verwaltungsinformatik der Gesellschaft für Informatik. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen auch die Themen New Public Management, Regierung, Verwaltung und Demokratie in der Informationsgesellschaft.

e-Government ist mehr
Der Aufenthalt beider Wissenschaftler in Stuttgart bot Gelegenheit, sowohl im Rahmen eines Vorlesungszyklus’ an der Universität als auch bei mehreren Forumsveranstaltungen im Haus der Wirtschaft vielfältige Einblicke in den Stand der Diskussion um die Implementierung moderner Informations- und Kommunikationstechnologien im öffentlichen Sektor und deren politisch-kulturelle Auswirkungen zu gewinnen. e-Government, so die gemeinsame These der Fellows, sei weder eine rein technische Frage noch erschöpfe es sich in der Übertragung von Praktiken des e-Commerce. Gerade Probleme, die dem ökonomischen Kalkül der Technikanbieter entspringen, wie mangelnde Standardisierung und Interoperabilität, verlangen nach Lösungen, bei denen Werte und Ideen, letztlich das Selbstverständnis der modernen Gesellschaft auf dem Spiel stehen. Ohne Frage ist die Informationstechnik zum wichtigsten Mittel für die Modernisierung von Staat, Politik und öffentlicher Verwaltung geworden. Routinearbeit der Verwaltung, aber auch komplexe Entscheidungsprozesse, Parlamentssitzungen, politische Verhandlungen und die Mitwirkung der Bürger in öffentlichen Angelegenheiten können besser organisiert und technisch unterstützt werden. Aber welche Implikationen und Auswirkungen die technischen Verfahren tatsächlich haben, ist eine noch weitgehend offene Frage. Wäh-rend Krcmar vor allem empiri-sche Studien über mitunter widerspruchsvolle Erwartungen und Akzeptanzlagen von Bürgern und Wirtschaftsunternehmen einerseits, den realen verwaltungsorganisatorischen, rechtlichen und politischen Bedingungen andererseits vortrug, diskutierte Lenk Perspektiven einer Regierungs- und Verwaltungsreform, die diesen Namen auch verdient. Ihre Radikalität kann nur mit der Verwaltungsreform der napoleonischen Ära verglichen werden, deren Prinzipien sie außer Kraft setze. Territoriale Gliederung, hierarchische Strukturen, Trennung von privatrechtlichen und hoheitsrechtlichen Prozessen, auf Kontrolle ausgerichtete Organisationsformen der öffentlichen Verwaltung und sequentielle Handlungsmuster stehen zur Disposition. Neue Formen eines weniger räumlichen als funktional zu verstehenden Föderalismus zeichnen sich ab. Das verlangt von den Beteiligten und Betroffenen auf kommunaler, Landes- und Bundesebene, aber auch in der Europäischen Union, in anderen als den herkömmlichen Formen zu kooperieren.

Insbesondere Lenks Überlegungen flossen in einen für die Europäische Kommission gemeinsam mit Christine Leitner (Maastricht), Jean-Michel Eymeri (Paris), Francois Heinderyckx (Brüssel), Roland Traunmüller (Linz) und anderen erarbeiteten Bericht "eGovern-ment in Europe: The State of Affairs" ein, der im Juli 2003 auf
der e-Government Conference in Como (Italien) präsentiert wurde.

Elke Uhl

KONTAKT
Internationales Zentrum
für Kultur- und Technikforschung,
Keplerstr. 11,
70174 Stuttgart,
Tel. 0711/121-2589,
Fax 0711/121-2813,
e-mail: info@izkt.uni-stuttgart.de
sowie www.uni-stuttgart.de/izkt

 


llast change: 17.12.03 / hj
Pressestelle der Universität Stuttgart

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