Was
an mehreren Universitäten, wie beispielsweise Tübingen,
Karlsruhe, Bochum und Köln, schon praktiziert wird, das
müsste sich doch auch in Stuttgart umsetzen lassen, dachten
sich Prof. Dr. Peter Eyerer und Dörthe Krause und
erarbeiteten zusammen mit einer Gruppe aus Schülern,
Studenten und wissenschaftlichen Mitarbeitern ein "Konzept
für eine Schüler-Uni im Maschinenbau an der Universität
Stuttgart". Am 28. Juli fand am In-stitut für
Kunststoffprüfung und Kunststoffkunde die
Abschlusspräsentation der sechstägigen intensiven Arbeit
statt.Grundstein für verkürztes Studium
Peter Eyerer, Professor am Institut für Kunststoffprüfung
und Kunststoffkunde der Uni Stuttgart, der auch Leiter des
Fraunhofer-Insti-tuts für Chemische Technologie in Pfinztal
ist und dort zusammen mit seiner Kollegin Dörthe Krause das
Projekt TheoPrax auf die Beine gestellt hat - das den
industriellen Praxisalltag an die Hochschule bringt -, sieht
in der Schüler-Uni eine gute Möglichkeit, begabte,
leistungsstarke und leistungswillige Schüler zu fördern.
Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen elf und zwölf
sollen von dem zweisemestrigen Vorausstudium im Maschinenbau
angesprochen werden. Mit einem Zeitaufwand von maximal
dreizehn Wochenstunden müssten die Schüler rechnen - maximal
acht Stunden davon an der Uni - und nach zwei Semestern und
entsprechenden Prüfungen hätten sie sich dann, noch während
ihrer Schulzeit, schon die ersten Leistungsnachweise für ihr
späteres Studium erarbeitet und den Grundstein für ein
verkürztes Studium gelegt. Bei einem solchen Pensum ist es
mit Engagement allein nicht getan. Von den Schülerinnen und
Schülern werden stabile schulische Leistungen erwartet, denn
immerhin wird Schulstoff verpasst, der selbstständig
nachzuarbeiten ist. Die Entscheidung, wer an der Schüler-Uni
teilnehmen darf, liegt daher auch zunächst bei der Schule
und erst in zweiter Instanz bei der Uni - wenn zum Beispiel
mehr Anmeldungen vorliegen als Plätze vorhanden sind. Die
enge Zusammenarbeit zwischen Uni und Schule soll die mit
zwei Koordinatoren - je einer von Uni- und Schulseite -
besetzte Koordinationsstelle sichern, deren Aufgabe es unter
anderem sein wird, das Angebot zusammenzustellen,
Anmeldungen zu bearbeiten, den Studienablauf zu organisieren
und die Öffentlichkeit zu unterrichten.
"Große Herausforderung"
Dass es trotz des enormen Lernpensums funktionieren kann,
das haben die an der Konzept-Gruppe beteiligten Schüler bei
ihrer Recherche festgestellt. So nehmen zum Beispiel in
Karlsruhe seit 1998 Oberstufenschüler an Vorlesungen aus dem
Fachbereich Informatik teil - bis jetzt gab es noch keine
Abbrecher, und auch das Interview mit Schüler-Studenten
zeigte: Hochqualifizierte haben keine Probleme, Schule und
Uni zu kombinieren, wenngleich auch sie es als "große
Herausforderung" sehen, die aber "zu schaffen ist".
"Noch sind nur wenige Kollegen mit dabei", sagte Peter
Eyerer zum Abschluss der Präsentation, doch das Konzept der
Schüler-Uni im Maschinenbau, in das viel Kreativität und
Arbeit gesteckt wurde, soll nicht Theorie bleiben.
Möglicherweise mischen sich in den Grundvorlesungen schon
bald die ersten Schülerinnen und Schüler aus dem Großraum
Stuttgart unter die Erstsemester. Julia Alber
KONTAKT
Prof. Peter Eyerer,
Institut für Kunststoffprüfung und
Kunststoffkunde,
Pfaffenwaldring 32, 70550 Stuttgart,
Tel. 0711/685-3583,
Fax 0711/685-2066,
e-mail: ikp@ikp.uni-stuttgart.de und
Dörthe Krause,
Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie,
Joseph-von-Fraunhofer-Straße 7, 76327 Pfinztal,
Tel. 0721/4640305
Fax 0721/4640505,
e-mail: dkr@ict.fhg.de