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Stuttgarter unikurier Nr. 92 Dezember 2003
Gemischte Lernformen bevorzugt:
Zukunftsperspektiven der Weiterbildung

Weiterbildung ist im Trend. Besonders gefragt sind Methodenkenntnisse oder aktuelle Trends in der Wissenschaft. Als Lernform wird gruppenbasiertes Lernen bevorzugt. Rein virtuelles oder rein konventionelles Lernen möchte nur eine Minderheit; gefragt sind Mischformen. Dies sind einige Ergebnisse einer Online-Erhebung zur Weiterbildung des Lehrstuhls für Organisation mit Unterstützung der T-Systems Multimedia Solutions GmbH. Im Mittelpunkt der von April bis August 2002 laufenden Befragung stand die bedarfsgerechte Ausgestaltung Internet-gestützter Weiterbildungsangebote auf dem deutschsprachigen Markt. Zielgruppe der Studie waren Akademiker mit wirtschaftswissenschaftlicher Qualifikation, die über Alumni-Vereinigungen in den Bereichen Wirtschaftswissenschaften (BWL, VWL) und Wirtschaftsingenieurwesen angesprochen wurden.
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Die Studie auf der Basis von 525 elektronisch ausgewerteten Fragebogen liefert Erkenntnisse zu folgenden zentralen Bausteinen der Weiterbildung:

Weiterbildungswünsche: Für über 75 Prozent der Befragten stellen Methodenkenntnisse den wichtigsten Weiterbildungsinhalt dar. Es folgen "Aktuelle Trends in der Wissenschaft" und Interaktionskompetenz ("Soft-Skills"), "e-Business/e-Commerce". Wenig Interesse finden die Themen "Grundlagen und generisches Wissen" und "Existenzgründung".

Lernformen: Als bevorzugte Form der Weiterbildung fungiert das gruppenbasierte Lernen. Qualifizierungsformen wie Print-Materialien sowie Web Based Training (WBT) und Computer Based Training (CBT) verleihen jedoch auch der individuellen Weiterbildung, also dem selbstgesteuerten Lernen, einen hohen Stellenwert.

Weiterbildungsbedarf: Die Studie ergab, dass der Weiterbildungsbedarf vorwiegend über die Personalentwicklungsangebote beim Arbeitgeber, "Bücher, Infodienste und Zeitschriften" sowie Internetrecherchen mit Suchmaschinen abgedeckt wird. Die verbleibende Netto-Nachfrage für die in eigener Regie gestaltete Weiterbildung unter Rückgriff auf Provider fällt im Branchendurchschnitt mit weniger als 18 Prozent überraschend niedrig aus. Allerdings dürfte dies je nach Branche unterschiedlich sein.

e-Learning-Angebote: Die Befragten würdigen die Stärken von e-Learning-Angeboten, unter anderem Kosten- und Zeitreduzierungen durch kurze Wissensvermittlungszeiten sowie geringe Ausfallzeiten und Reisekosten. Zudem schätzen sie die Möglichkeiten, Lernprozesse zeitlich und/oder räumlich sowie organisatorisch zu virtualisieren. Allerdings werden der fehlende Erfahrungsaustausch und persönliche Kontakt sowie die Motivationsdefizite als wesentliche Nachteile gesehen.

Blended Learning: Die Erhebung verdeutlicht, dass rein virtuelles Lernen oder rein konventionelles Lernen nur von einer Minderheit gewünscht wird. Die Mehrheit der Befragten bevorzugt Mischformen. e-Leaming kann herkömmliche Formen des Lernens nach Meinung der Befragten nicht vollständig ersetzen. Vielmehr ist es für den Erfolg ausschlaggebend, ein geeignetes "Blending" aus herkömmlichen Lernformen und Formen des e-Learning zu finden. Zugleich wird deutlich, dass der vor Jahren proklamierte ansteigende und durchgreifende Trend zu einem "Lernen mit Neuen Medien" nicht den Bedarf der Lernenden trifft. Diese neigen offensichtlich dazu, an gewohnten Formen der Wissensvermittlung festzuhalten.

"Lerner-Typen": Da keine homogene Gruppe von Weiterbildungskunden existiert, ist es empfehlenswert, verschiedene Typen zu unterscheiden, etwa den autonomen, den kontextvariablen und den interaktiven Lerner.

Weiterbildungsbudgets: Über die Hälfte der (abhängig beschäftigten) Befragten wäre bereit, 500 bis 1.500 EUR jährlich in die persönliche Weiterbildung zu investieren. Aufgrund der bestehenden Präferenz für konventionelle Formen der Wissensvermittlung besteht hier ein gewisser Widerspruch. Die offensichtliche Unterschätzung der Weiterbildungskosten lässt sich wohl nur durch das Vorhandensein subventionierter Angebote von Arbeitgeberseite erklären. Ungereimtheiten treten auch bei den (wöchentlichen) Zeitbudgets für die Weiterbildung zutage: Dieses wird zu ungefähr gleichen Anteilen zum einen mit null bis zwei Stunden und zum anderen mit drei bis fünf Stunden angegeben. Gemessen am zeitlichen Aufwand für konventionelle Lernformen (individuelle Coachings, dem Besuch von Konferenzen etc.) erscheint dies jedoch als zu knapp bemessen.

Technische Infrastruktur: Über 80 Prozent der Befragten verfügen über Soundkarte, Lautsprecher und CD-Rom. Über 40 Prozent gaben an, ein DVD-Laufwerk zu besitzen. Auch die Geschwindigkeit des Internet-Zugangs ist im Hinblick auf die Anforderungen an web-basierte Lernumgebungen als sehr zufrieden stellend einzustufen.
Die Untersuchung der PC-Leistungsmerkmale ergibt ein ähnliches Bild.

KONTAKT
Prof. Dr. Michael Reiss,
Betriebswirtschaftliches Institut/ Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Organisation,
Keplerstr. 17, 70174 Stuttgart,
Tel. 0711/121-3175
Fax 0711/121-2764
e-mail: lehrstuhl.organisation@po.uni-stuttgart.de

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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