Bei allen wichtigen Rankings nimmt die
Uni Spitzenplätze ein, so zum Beispiel bei jenen der DFG und
der Alexander von Humboldt Stiftung. Doch um diese
Positionen halten zu können, sei es notwendig, Strukturen zu
ändern, auch wenn das zu sehr schmerzlichen Einschnitten
führe, nahm Fritsch zu dem umstrittenen Sparkurs der Uni
Stellung. Er verteidigte die von der Arbeitsgruppe
"Zukunftsoffensive Universität Stuttgart" vorgeschlagene
Streichung der Geowissenschaften, die vom Senat mit einer
Zweidrittelmehrheit beschlossen wurde. "Bei den Einsparungen
mit der Rasenmähermethode vorzugehen, erzeuge flächenhafte
Mittelmäßigkeit". Und die wolle man auf gar keinen Fall.
Fritsch betonte, dass er die bevorstehenden Einschnitte sehr
bedaure; dennoch sei es besser, die Strukturänderungen
selbst in der Hand zu haben, als sie von der Politik
verordnet zu bekommen.
Einige Professoren der betroffenen Institute nutzten die
öffentliche Senatssitzung, um ihren Standpunkt darzulegen.
So wies Prof. Paul Keller, Dekan der Fakultät für Geo- und
Biowissenschaften, darauf hin, dass der Einspareffekt sehr
gering ausfalle. Prof. Hartmut Seyfried, Direktor des
Instituts für Geologie und Paläontologie, beklagte, dass
die Schüler schon jetzt verunsichert seien, "damit bricht
uns der Nachwuchs weg", noch bevor die endgültige
Entscheidung über die Sparmaßnahmen vom Universitätsrat
getroffen worden sei. Und Ehrensenator Manfred Bonz,
ehemaliger Vorstand der Stuttgarter Straßenbahnen, warnte:
"Durch den Wegfall der Geologie schneidet man den
Bauingenieuren einen Teil ihrer Wurzeln ab."
Für die Zukunft befürchtet Fritsch weitere Einschnitte.
Zudem "steht für Investitionen nur eine geringe Summe zur
Verfügung, dies ist vor allem bei einer technisch
orientierten Uni wie Stuttgart bedenklich."
Positiv wertete der Rektor die Entwicklung bei den
Studentenzahlen mit inzwischen über 20.100. "Die Zahlen
sprechen für sich, die Uni ist ein begehrter Partner für die
Studierenden", hob Fritsch hervor. Erfreulich sei
insbesondere das gewachsene Interesse für
Ingenieurwissenschaften. Über 2.250 Studierende haben sich
in die entsprechenden Fächer eingeschrieben.
Professorinnenanteil zu gering
Bei ihrem Bericht vor dem Senat gab die Frauenbeauftragte
Dr. Gertraud Müller ihren Rücktritt und den ihrer
Stellvertreterinnen bekannt. Sie begründete diesen Schritt
damit, dass ihr bis 2004 befristeter Arbeitsvertrag nicht
verlängert werden konnte. Müller kritisierte in ihrem
Bericht fehlende schriftliche Zusagen über finanzielle
Mittel für die Gleichstellung. Bei geringer werdenden
Mitteln sieht sie wichtige Instrumente der Frauenförderung
gefährdet. Zudem hob sie den "deutlich zu geringen Anteil
der Professorinnen" an der Uni Stuttgart hervor. Mit neun
Professorinnen und 237 Professoren liegt der Frauenanteil
bei 3,3 Prozent. Der Landesdurchschnitt beträgt 10 Prozent.
Diesen Anteil bis 2007 zu erreichen, sei eine Zielvorgabe
für die Uni. Auch forderte sie faire Auswahlprozesse bei den
Berufungen. Die Frauenbeauftragte warnte, dass die Uni es
sich nicht leisten könne, unter
Nachwuchswissenschaftlerinnen als frauenfeindlich zu gelten.
Als positiv bezeichnete Müller die Umsetzung des
Mentoring-Programms für Nachwuchswissenschaftlerinnen. Auch
das Projekt "Probiert die Uni aus!" sei sehr erfolgreich. Es
soll bei Schülerinnen der Oberstufe Interesse für ein
Studium im Bereich Naturwissenschaft und Technik wecken.
"Dies hat nachweislich mit dazu beigetragen, die
Studentinnenzahlen in den teilnehmenden Fächern erheblich zu
erhöhen", erklärte Müller.
Rektor Fritsch bedauerte den Rücktritt der
Frauenbeauftragten, er sehe sich als offener
Gesprächspartner bei Themen der Gleichstellung. Vor allem
das Mentoring-Programm halte er für sehr wichtig. Birgit Vennemann
Der Rechenschaftsbericht des Rektors ist im Internet zu
finden unter
www.uni-stuttgart.de/ueberblick/bilder_zahlen/statistik/rb/index.html.
Der Bericht der Frauenbeauftragten kann beim
Frauenreferat angefordert werden unter
frauenreferat@uni-stuttgart.de.