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Stuttgarter unikurier Nr. 92 Dezember 2003
Bericht des Rektors und der Frauenbeauftragten:
Rektor verteidigt Sparkurs - Frauenbeauftragte tritt zurück
Die Stuttgarter Universität nimmt mit 120,2 Millionen Euro (2002) weiterhin eine Spitzenposition bei der Drittmitteleinwerbung ein. Sie ist bundesweit Vorreiter beim e-learning und bei der Evaluation der Studiengänge. Darauf wies Uni-Rektor Prof. Dieter Fritsch am 5. November in seinem Rechenschaftsbericht vor dem Senat hin und zog das Fazit: "Ich bin stolz auf diese Uni!"
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Bei allen wichtigen Rankings nimmt die Uni Spitzenplätze ein, so zum Beispiel bei jenen der DFG und der Alexander von Humboldt Stiftung. Doch um diese Positionen halten zu können, sei es notwendig, Strukturen zu ändern, auch wenn das zu sehr schmerzlichen Einschnitten führe, nahm Fritsch zu dem umstrittenen Sparkurs der Uni Stellung. Er verteidigte die von der Arbeitsgruppe "Zukunftsoffensive Universität Stuttgart" vorgeschlagene Streichung der Geowissenschaften, die vom Senat mit einer Zweidrittelmehrheit beschlossen wurde. "Bei den Einsparungen mit der Rasenmähermethode vorzugehen, erzeuge flächenhafte Mittelmäßigkeit". Und die wolle man auf gar keinen Fall. Fritsch betonte, dass er die bevorstehenden Einschnitte sehr bedaure; dennoch sei es besser, die Strukturänderungen selbst in der Hand zu haben, als sie von der Politik verordnet zu bekommen.

Einige Professoren der betroffenen Institute nutzten die öffentliche Senatssitzung, um ihren Standpunkt darzulegen. So wies Prof. Paul Keller, Dekan der Fakultät für Geo- und Biowissenschaften, darauf hin, dass der Einspareffekt sehr gering ausfalle. Prof. Hartmut Seyfried, Direktor des

Instituts für Geologie und Paläontologie, beklagte, dass die Schüler schon jetzt verunsichert seien, "damit bricht uns der Nachwuchs weg", noch bevor die endgültige Entscheidung über die Sparmaßnahmen vom Universitätsrat getroffen worden sei. Und Ehrensenator Manfred Bonz, ehemaliger Vorstand der Stuttgarter Straßenbahnen, warnte: "Durch den Wegfall der Geologie schneidet man den Bauingenieuren einen Teil ihrer Wurzeln ab."

Für die Zukunft befürchtet Fritsch weitere Einschnitte. Zudem "steht für Investitionen nur eine geringe Summe zur Verfügung, dies ist vor allem bei einer technisch orientierten Uni wie Stuttgart bedenklich."

Positiv wertete der Rektor die Entwicklung bei den Studentenzahlen mit inzwischen über 20.100. "Die Zahlen sprechen für sich, die Uni ist ein begehrter Partner für die Studierenden", hob Fritsch hervor. Erfreulich sei insbesondere das gewachsene Interesse für Ingenieurwissenschaften. Über 2.250 Studierende haben sich in die entsprechenden Fächer eingeschrieben.

Professorinnenanteil zu gering

Bei ihrem Bericht vor dem Senat gab die Frauenbeauftragte Dr. Gertraud Müller ihren Rücktritt und den ihrer Stellvertreterinnen bekannt. Sie begründete diesen Schritt damit, dass ihr bis 2004 befristeter Arbeitsvertrag nicht verlängert werden konnte. Müller kritisierte in ihrem Bericht fehlende schriftliche Zusagen über finanzielle Mittel für die Gleichstellung. Bei geringer werdenden Mitteln sieht sie wichtige Instrumente der Frauenförderung gefährdet. Zudem hob sie den "deutlich zu geringen Anteil der Professorinnen" an der Uni Stuttgart hervor. Mit neun Professorinnen und 237 Professoren liegt der Frauenanteil bei 3,3 Prozent. Der Landesdurchschnitt beträgt 10 Prozent. Diesen Anteil bis 2007 zu erreichen, sei eine Zielvorgabe für die Uni. Auch forderte sie faire Auswahlprozesse bei den Berufungen. Die Frauenbeauftragte warnte, dass die Uni es sich nicht leisten könne, unter Nachwuchswissenschaftlerinnen als frauenfeindlich zu gelten.

Als positiv bezeichnete Müller die Umsetzung des Mentoring-Programms für Nachwuchswissenschaftlerinnen. Auch das Projekt "Probiert die Uni aus!" sei sehr erfolgreich. Es soll bei Schülerinnen der Oberstufe Interesse für ein Studium im Bereich Naturwissenschaft und Technik wecken. "Dies hat nachweislich mit dazu beigetragen, die Studentinnenzahlen in den teilnehmenden Fächern erheblich zu erhöhen", erklärte Müller.

Rektor Fritsch bedauerte den Rücktritt der Frauenbeauftragten, er sehe sich als offener Gesprächspartner bei Themen der Gleichstellung. Vor allem das Mentoring-Programm halte er für sehr wichtig. Birgit Vennemann

Der Rechenschaftsbericht des Rektors ist im Internet zu finden unter
www.uni-stuttgart.de/ueberblick/bilder_zahlen/statistik/rb/index.html.

Der Bericht der Frauenbeauftragten kann beim Frauenreferat angefordert werden unter
frauenreferat@uni-stuttgart.de.

 

 


last change: 17.12.03 / hj
Pressestelle der Universität Stuttgart

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