Stuttgarter unikurier Nr. 92 April 2003 |
Wegbereiter der klassischen Moderne:
Gedenktafel erinnert an Hans Hildebrandt |
Zur Erinnerung an
Hans Hildebrandt (1878 - 1957) wurde am 29. Januar 2003,
seinem 125. Geburtstag, eine Gedenktafel an seinem
Stuttgarter Wohnhaus in der Gerokstrasse 63 angebracht. Hans
Hildebrandt, der von 1912 bis 1949 an der damaligen
Technischen Hochschule Stuttgart lehrte, zählt zu den
Wegbereitern der klassischen Moderne.
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Hans Hildebrandt
(1878-1957). |
Hans Hildebrandt studierte nach
einer juristischen Ausbildung in München und Heidelberg
Kunstgeschichte, Philosophie und Archäologie. 1912
habilitierte er sich an der Technischen Hochschule Stuttgart
für das Lehrgebiet "Ästhetik und bildende Künste", 1924 auch
für "Neuere Kunstgeschichte". Hier lehrte er zunächst als
Privatdozent, ab 1920 als außerordentlicher Professor, las
bald auch über moderne Architektur und die Kunst der
klassischen Moderne. Freundschaften verbanden ihn mit Adolf Hölzel, Walter Gropius, Oskar Schlemmer, Willi Baumeister,
Le Corbusier und vielen anderen modernen Künstlern. In
seinen Vorlesungen über Themen der "Praktischen Kunstlehre"
und der "Angewandter Ästhetik" sollten die Hörer den
Gestaltungsprozess des Kunstwerks nachvollziehen. Nachdem
schon 1935 seine Frau, die Malerin Lily Hildebrandt (1887 -
1974), Malverbot erhalten hatte, entzog das
Reichserziehungsministerium 1937 auch Hans Hildebrandt die
Lehrbefugnis und damit das regelmäßige Einkommen. Es folgten
Jahre der Armut, der Demütigungen und der Angst um das Leben
seiner jüdischen Frau und seines inhaftierten Sohnes, der
dem Widerstand angehörte. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte
Hans Hildebrandt wieder an die Technische Hochschule zurück.
Wie in den Jahren vor 1933 wurde er zusammen mit seiner Frau
wieder Mittelpunkt der Stuttgarter Kunstszene. Hans
Hildebrandt starb am 25. August 1957 in Stuttgart.
Norbert Becker
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