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Stuttgarter unikurier Nr. 92 Dezember 2003
Seit fast 50 Jahren gibt´s den internationalen Sommersprachkurs:
Von Stuttgarter Höhepunkten und der Idee der Völkerverständigung

"Einen Blick in den Kessel" verspricht Inken Gaukel zu Beginn der Stuttgart-Führung. Langsam arbeitet sich die Straßenbahn der Linie 15 die Alexander- und Gerokstraße hinauf. "Man sieht einfach mehr, als wenn man schnell mit der Stadtbahn nach Degerloch hoch zischt", erklärt die Architektin die Wahl des langsameren Verkehrsmittels. Und tatsächlich: Der Blick nach rechts zeigt die Stadt von einer ihrer schönsten Seiten. Die strahlende Sonne verwandelt Stuttgart an diesem 25. August in eine oberitalienische Stadt.
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Gaukel führt eine Gruppe von 30 Studenten des Internationalen Sommersprachkurses zu ausgewählten "Stuttgarter Höhepunkten". Der Ausflug ist Teil des umfangreichen Begleitprogramms zum vierwöchigen Deutschkurs. Was 1954 vor allem im Zeichen der Völkerverständigung begann, ist mittlerweile fester Bestandteil des Studienprogramms, das dieses Jahr mit dem 50. Sprachkurs vom 1. bis 29. August ein kleines Jubiläum feierte. Seit dem ersten Kurs haben viele tausend Studierende aus aller Welt Stadt und Hochschule besucht, um die deutsche Sprache und Kultur besser kennen zu lernen. Auch in diesem Jahr waren nicht nur Anmeldungen aus fast allen europäischen Staaten eingegangen. Auch aus Südafrika, Benin, Kanada, Japan, Mexiko, Südkorea, Neuseeland und den Vereinigten Staaten kamen junge Leute - insgesamt über 50 - zu dem Kurs unter dem Motto "Wasser - Existenz und Risiko". Vermutlich macht das umfangreiche kulturelle Angebot mit Exkursionen, Filmen und Vorträgen einen Teil der Attraktivität aus. Khadizath Aminou aus Benin lobt jedenfalls ausdrücklich die vielen Ausflüge.

Vom Fernseh- bis zum Killesbergturm
Die Gruppe kommt an der Haltestelle Ruhbank in Degerloch an. Schlank und unübersehbar ragt das Stuttgarter Wahrzeichen dort auf: Der Fernsehturm. Wie eine griechische Säule nimmt er von unten nach oben an Umfang ab. "Es ist der eleganteste Fernsehturm der Welt", unterstreicht Gaukel seine Bedeutung. Die zwei Euro für den Aufzug sind gut angelegt. Von oben erstreckt sich der Blick ungehindert in den Talkessel und das Umland.

Seit Oktober 1955 versorgt der Turm mit seinen 217 Metern Höhe die Stadt mit Bildern. Das war eine Weltneuheit, da Fernsehtürme bis dahin in der Art von Hochspannungsmasten gebaut wurden. Der Bauingenieur Fritz Leonhardt, Professor an der früheren Technischen Hochschule Stuttgart, hat ihn erdacht und gegen alle Widerstände durchgesetzt.

Mit der Stadtbahn 7 geht es zum nächsten Höhepunkt. Unterwegs erklärt der Rumäne Stefan Filep: "Wenn ich die Chance hätte, würde ich hier studieren." Die technische Seite der Universität sei sehr gut und zudem gebe es durch die ansässige Industrie viele Kontaktmöglichkeiten. Bevor es so weit ist, wartet auf den Maschinenbaustudenten ein Kontrastpunkt zum Fernsehturm: Der 2001 erbaute Killesbergturm.

Mit seinen 40 Metern ist er bedeutend kleiner als sein Kollege am Talkessel gegenüber, doch die Technik ist ebenfalls revolutionär, wie Gaukel erklärt. Nur 24 Seile halten den Turm aufrecht. Durch Überkreuzungen stabilisieren sie das luftige Gebilde. Der Stuttgarter Professor Jörg Schlaich wollte mit dieser Bauweise zeigen, dass Technik Baumasse ersetzen kann.

Wer innen die geschwungenen Treppen hinaufsteigt, spürt, wie dieser Minimalismus den Turm auf Belastungen reagiert lässt. Er schwingt - und das nicht unerheblich. Wenn man bis oben durchhält, kann man den Blick auf den Fernsehturm genießen.

Den Abschluss der Tour bildet ein Rundgang in der Weissenhofsiedlung. Für eine Austellung des deutschen Werkbundes bauten Mies van der Rohe und andere 1927 die Anlage im Auftrag der Stadt Stuttgart. Gaukel führt die Gruppe zu den Häusern von Scharoun, Corbusier und van der Rohe. Nichts weniger als den "Start der Moderne im Wohnungsbau" sieht sie in der Siedlung. Exemplarisch erklärt Gaukel an den drei Häusern die Innovationen der Zeit. So benutzten die Architekten zum Beispiel neue Materialien wie Fertigteile und verschiebbare Wände, um die Wohnungen an verschiedene Bedürfnisse anzupassen.

Auf Anraten von Kursleiter Hartmut Härer nehmen die meisten Teilnehmer den Bus zurück in die Innenstadt. So können sie noch einmal die Aussicht genießen. Anastassios Kottas, Kursteilnehmer aus Griechenland, findet dann auch, dass "der Ausflug sehr gut organisiert ist." Kollegin Francesca Cerulli ergänzt, dass sie jedem raten würde, zum Kurs zu kommen. Sicher ist, dass die Stuttgarter Höhepunkte auch dann ihre Ausstrahlung entfalten werden.

Übrigens: zur Geschichte des Kurses wird im nächsten Jahr eine Jubiläumsbroschüre zu 50 Jahren Sommersprachkurs erscheinen, die bei Hartmut Härer bezogen werden kann.

Wer mehr über die Teilnehmer des Kurses und ihre Erfahrungen in Deutschland wissen möchte, findet Infos unter: www.uni-stuttgart.de/iu-deutschkurse/sommerkurs/. Roland Muigg/zi

KONTAKT
Hartmut Härer,
Internationale Angelegenheiten/
Interkultureller Unterricht,
Tel. 0711/641-2152,
e-mail: Hallmann@ia.uni-stuttgart.de

 


llast change: 17.12.03 / hj
Pressestelle der Universität Stuttgart

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