Die Stuttgarter Flugzeugbauer um
Voit-Nitschmann sind zuversichtlich, bald noch weitere
Strecken mit dem umweltfreundlichen Flieger zurücklegen zu
können: Durch einen früheren Start und eine weitere
Optimierung der Flugroute, bei der die Solarzellen für eine
maximale Energieausbeute immer optimal zur Sonne
ausgerichtet sind, wären Flüge bis zu 500 Kilometer und
darüber hinaus denkbar.
Fünf Flugstunden mit der Energie der Sonne
Der Solarmotorsegler "Icaré II" hat ein Rüstgewicht von
290 Kilogramm, Solarzellen bedecken 20,7 Quadratmeter des
Fliegers mit einer Spannweite von 25 Metern. Rudolf
Voit-Nitschmann startete am 17. Juni um 12.00 Uhr vom
Flugplatz Aalen-Elchingen. Da die Elektronik tadellos
funktionierte, entschloss er sich, in Richtung Norden zu
fliegen. Seine Flugroute führte vorbei an Schwäbisch Hall,
Rothenburg ob der Tauber, Hassfurt, Coburg bis nach Jena.
Gegen 17.00 Uhr war Jena bereits erreicht. Zwei Luft- und
Raumfahrttechnik-Studenten der Universität Stuttgart holten
den Rekord-Piloten und das Flugzeug mit einem speziell für
das Flugzeug gebauten Anhänger wieder nach Stuttgart.
Der gesamte Flug wurde über den Wolken beziehungsweise
bei Blauthermik geflogen. Es war ein reiner Geradeausflug,
bei dem nicht - wie beim Segelflug allgemein üblich - durch
Kreisen in der Thermik Höhe gewonnen wird. So trieb der
Elektro-Motor, durch Solarenergie gespeist, den Flieger über
fünf Stunden pausenlos an.
Solarangetriebene Segelflieger haben an der Universität
Stuttgart Tradition
Seit vielen Jahren wird an mehreren Instituten der
Fakultät für Luft-und Raumfahrttechnik und Geodäsie der
Universität Stuttgart zum Thema solarangetriebene
Motor-Segelflugzeuge geforscht und entwickelt. Nach
zweijähriger Arbeit eines Teams aus 35 Studenten,
Mitarbeitern und Professoren der Fakultät für Luft- und
Raumfahrttechnik unter Leitung von Professor Voit-Nitschmann
entstand in Zusammenarbeit mit der Universität Braunschweig
(Antriebsmotor) und der Akademischen Fliegergruppe Stuttgart
(Faserverbundbauweise) 1996 mit "Icaré II" ein
praxistauglicher Solar-Motorsegler, der den mit 100.000 DM
dotierten Berblinger Wettbewerb der Stadt Ulm gewann. Er
blieb der Fakultät als Forschungsflugzeug erhalten. Der Name
des erfolgreichen Solarseglers ist übrigens zusammengesetzt
aus Ikarus, der nach einem griechischen Mythos mit seinen
durch Wachs zusammengehaltenen Flügeln der Sonne zu nah kam
und ins Meer stürzte, und dem ägyptischen Sonnengott Re.
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