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Stuttgarter unikurier Nr. 92 Dezember 2003
Stuttgarter Wissenschaftler auf der Achema:
Sanierungstechnologie und Messgeräte zur Schadstofferkundung
Schadstoffen im Grundwasser und im Boden geht es gründlich an den Kragen, wenn die an der Universität Stuttgart neu entwickelten Sanierungstechnologien zum Einsatz kommen. Auf der internationalen Messe für chemische Technik, Umweltschutz und Biotechnologie, der Achema in Frankfurt, stellten in diesem Jahr Wissenschaftler der Versuchseinrichtung zur Grundwasser- und Altlastensanierung (VEGAS) neueste Entwicklungen zu Sanierungstechnologien sowie Erkundungsgeräte und Messtechnik zur Überwachung von Schadstoffen im Untergrund vor
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Das TUBA-Prinzip: Die Schadstoffe werden durch den eingeblasenen Dampf gelöst und mit der Luft in Richtung der Bodenluftabsaugungspegel transportiert und dort abgesaugt. (Grafik: Institut)
Grundwasserreinigung mit Wasser und Dampf
Bei der Sanierungstechnologie "TUBA" reinigen die Stuttgarter Fachleute organisch kontaminierte Grundwasserleiter und ungesättigte Bodenzonen mit der Injektion einer Dampf-Luft-Mischung in das Grundwasser und einer gleichzeitig betriebenen Bodenluftabsaugung. Die Schadstoffe werden durch die eingeblasene Wärme verdampft und mit der injizierten Luft in Richtung der Bodenluftabsaugungspegel transportiert und dort abgesaugt.

Alkohol-Spülung entfernt Kohlenwasserstoffe
Mit einer "Alkohol Spülung" lassen sich kontaminierte Grundwasserleiter von chlorierten Kohlenwasserstoffen befreien. Dazu wird unterhalb der Kontamination ein Alkohol-Wasser-Gemisch injiziert und die Sanierungslösung auf der Höhe des Grundwasserspiegels entnommen. Die Sanierung erfolgt über Mobilisierung und Lösung der Schadstoffe in der Alkohol-Mischung und dem aufwärts gerichteten Abtransport in Richtung der Entnahmebrunnen. Beide Sanierungstechnologien wurden in einem EU-Forschungsprojekt für unterschiedliche Standorte entwickelt; die Feldtauglichkeit wurde in Großbehälterversuchen mit authentischem Boden und Schadstoffen nachgewiesen. Ein Patent zur Dampf-Luft-Injektion in die gesättigte Zone ist bereits angemeldet.

Sanieren mit dem Dichtwand-Heber-Reaktor-Verfahren
Das Heber-Reaktor-Verfahren nutzt ein Grundwassergefälle zur Förderung des Grundwassers nach dem Heberprinzip. Das kontaminierte Grundwasser wird je nach Art und Menge der Schadstoffe in verschiedenen Reaktoren, die in das Hebersystem integriert sind, gereinigt. Falls kein ausreichendes natürliches Grundwassergefälle vorhanden ist, kann eine Dichtwand die nötige Potentialdifferenz erzeugen, um die Förderung des Grundwassers nach dem Heberprinzip zu ermöglichen. Dieses Verfahren kann bei unterschiedlichen Bodenarten wie Locker- und Kluftaquiferen und für alle mobilen und gelösten Schadstoffe eingesetzt werden. Da keine Pumpen zur Förderung des Grundwassers erforderlich sind, ist es ökonomisch und energiesparend. Aufgrund des einfachen Prinzips lassen sich Funktion und Sanierungseffizienz leicht überwachen. Allerdings ist es auf Anwendungen mit einem Grundwasserflurabstand von maximal etwa acht Metern beschränkt.

Bei einem ersten Anwendungsfall im Kraichgau ist dieses Verfahren seit Juli 2001 zur Sanierung eines CKW-Schadens in Betrieb. Weitere Einsätze in Baden-Württemberg, Bayern und Bremen sind in Planung.

Vor-Ort-Erkundung der Schadstoffe
 
Mit einer "Alkohol Spülung" lassen sich kontaminierte Grundwasserleiter von chlorierten Kohlenwasserstoffen befreien. (Grafik: Institut)
Sensorische Messgeräte zur Vor-Ort-Erkundung der Schadstoffe im Untergrund bei Altstandorten stellte der von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) finanzierte Projektverbund "High-Tech-Methoden der Vor-Ort-Analytik" mit 13 Projektpartnern vor. Zwei Teilprojekte dieses Verbunds sind bei VEGAS angesiedelt: die Stuttgarter Wissenschaftler entwickelten eine sensorische Messtechnik für Schadstoffe aller Art; für die Entwicklung marktreifer Geräte ste-hen die Großversuchsstände von VEGAS als Referenzstandort für die Geräteerprobung zur Verfügung. Ziel des Verbunds ist es, verschiedene sensorische Verfahren zur Detektion von Schadstoffen im Grundwasser, in der Bodenmatrix und im Bodengas in herkömmliche Rammsonden zu integrieren, um beim Bohrvorgang die Messung in allen gewünschten Tiefenhorizonten durchführen zu können. Schnelle und kostengünstige Einzelmessungen ergeben ein fle-xibles Messraster, das zu einer sichereren Bewertung von kontaminierten Standorten führt als in herkömmlichen Verfahren.

Darüber hinaus wurde die projektübergreifende Begleitung des BMBF-Förderschwerpunktes KORA (KOntrollierter natürlicher Rückhalt und Abbau von Schadstoffen bei der Sanierung kontaminierter Grundwässer und Böden) durch Vegas vorgestellt. Zusammen mit der DECHEMA begleitet VEGAS die 56 laufenden Projekte von KORA an 19 Standorten fachlich und organisatorisch. Ziel ist es, die Ergebnisse des Förderschwerpunktes zu einer Handlungsempfehlung für die Behörden zusammenzustellen. zi

KONTAKT
Katrin Batereau,
VEGAS - Versuchseinrichtung zur Grundwasser- und Altlastensanierung am Institut für Wasserbau,
Pfaffenwaldring 61, 70550 Stuttgart
Tel. 0711/685-4739
Fax 0711/685-4631
e-mail: batereau@iws.uni-stuttgart.de
www.iws.uni-stuttgart.de/Vegas/

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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