Home           Inhalt           Suchen

Stuttgarter unikurier Nr. 92 Dezember 2003
Unternehmensübergabe erfolgreich bewältigen:
Nachfolger-Akademie gegründet
In einer gut besuchten Informationsveranstaltung am 4. Juli 2003 hat Professor Dr. Karl-Friedrich Ackermann vom Betriebswirtschaftlichen Institut der Universität Stuttgart sein Konzept der Nachfolger-Akademie vorgestellt. Dieses Konzept wurde in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Personalmanagement sowie der Unternehmensberatung Ispa consult GmbH in Stuttgart entwickelt und bereits praktisch erprobt. Es soll die Förderung und Qualifizierung für die familieninterne Nachfolge in Betrieben im Zuge des Generationswechsels mit einem innovativen Lernarrangement ergänzen.
kleinbal.gif (902 Byte)

Abbildung 2: Lernarrangement
In 71.000 Unternehmen in der Bundesrepublik Deutschland steht die Klärung der Unternehmensnachfolge an. Allein in Baden-Württemberg sind 60.000 Unternehmen bis zum Jahr 2007 zu übergeben. Jedoch findet sich, mit sinkender Tendenz, in nur 50 Prozent der Unternehmensübergaben ein Nachfolger innerhalb der Unternehmerfamilie. Die Folge: Die Zahl der Familienunternehmen sinkt, mit negativen Folgen für die Vokswirtschaft. Die neu gegründete Nachfolger-Akademie will dieser Tendenz entgegenwirken. Ansatzpunkt ist die Person des Nachfolgers im Familienunternehmen. Das Studium der Betriebswirtschaftslehre oder einer Ingenieurwissenschaft reicht erfahrungsgemäß nicht aus, um familieninterne Nachfolger für die Unternehmensübernahme angemessen vorzubereiten.

Es besteht ein Bedarf an zusätzlichen Qualifizierungsmaßnahmen vor dem Einstieg in den Familienbetrieb, um das Risiko, das mit jeder Übernahme für Unternehmen, Mitarbeiter und auch für den Nachfolger verbunden ist, zu reduzieren.

Das Konzept der Nachfolger-Akademie
Die Nachfolger-Akademie ist idealerweise zwischen dem Studium und dem Eintritt in das Familienunternehmen angesiedelt. Kern dieses neuen Konzeptes ist das betreute Projektlernen. Der Nachfolger bringt ein Projekt aus dem Familienunternehmen mit und wird bei der Unternehmensberatung Ispa consult GmbH in ein Anstellungsverhältnis übernommen. Dort bearbeitet er oder sie dieses Projekt eigenständig mit der vollen Unterstützung des Beraterteams. Parallel dazu arbeitet der Nachfolger an anderen Projekten aus der vielfältigen Beratungspraxis mit - er ist ja Mitarbeiter dieser Gesellschaft geworden. Der Lehrstuhl Personalmanagement an der Universität Stuttgart wirkt dabei als Wissensspeicher und -lieferant für wissenschaftlichen Input und bietet bei Wunsch und Eignung die Möglichkeit zur Promotion. Das Familienunternehmen ist über die fortlaufende Projektarbeit eingebunden. Auf diese Weise werden die Vorteile der sonst üblichen Modelle "Soforteinstieg in den Familienbetrieb" und "Erfahrung sammeln bei Fremdunternehmen" kombiniert.

Das Lernarrangement der Nachfolger-Akademie sieht also drei Lernorte vor: Der Familienbetrieb, der Lehrstuhl Personalmanagement und die Unternehmensberatung Ispa consult. In diesem Feld bewegt sich der Nachfolger und hat so vollen Zugriff auf Wissen und Know-how aus Theorie und Praxis. Durch die Arbeit an einem Projekt aus dem eigenen Betrieb bleibt der Kontakt zum Unternehmen über die gesamte Zeit erhalten. Dabei kann dieses Projekt, das bestimmte Qualitätskriterien erfüllen muss, im gleichsam geschützten Raum einer professionellen Unternehmensberatung bearbeitet werden. Misserfolge und Scheitern, die den Start des Nachfolgers in den Familienbetrieb belasten könnten, werden schon im Eigeninteresse der Beratung soweit wie möglich ausgeschlossen. Zugleich wird die tatsächliche Arbeit mit dem derzeitigen Führungspersonal begonnen oder intensiviert.

Qualifizierungsbedarfsanalyse und projektbegleitende Coachings
Zum Einstieg in die Nachfolger-Akademie findet eine persönliche Zielbestimmung mit dem Nachfolger verbunden mit einer Trainingsbedarfsanalyse statt. Damit wird gewährleistet, dass die unterschiedlichen Qualifizierungsdefizite der Nachfolger erkannt und bedarfsgerecht durch geeignete "On-the-Job"-Trainings und flankierende "Near-the-Job"- und "Off-the-Job"-Trainings abgebaut werden können. Als Spezialangebot während der gesamten Laufzeit des Projekts werden persönliche Coaching-Sitzungen durch einen ausgebildeten Coach angeboten.

Ergänzung des betreuten Projektlernens
Das betreute Projektlernen, das Kernstück der Nachfolger-Akademie, kann in vielfältiger Weise ergänzt werden, so etwa durch Entwicklung eigener Geschäftsideen und durch die versuchsweise Erprobung neuer Beratungskonzepte am Markt, Pflege von Customer Relations, Kundenbesuche, Teilnahme an Veranstaltungen und Projektsitzungen des Lehrstuhls, Kontaktaufnahme zu Spezialisten, die sich mit finanziellen, rechtlichen und anderen Teilaspekten der Unternehmensnachfolge beschäftigen.

Vorteile für die Nachfolgerin oder den Nachfolger
Der Eintritt in das Familienunternehmen wird durch das gelun-gene Projekt des Nachfolgers wesentlich erleichtert. Beide Seiten konnten sich durch die Projektarbeit intensiv kennenlernen. Der Nachfolger zeigt, was er vermag und er selbst lernt sein Unternehmen in einem konkreten Arbeitskontext kennen.

Karl-Friedrich Ackermann, Florian Bälz

KONTAKT
Lehrstuhl Allgemeine
Betriebswirtschaftslehre und Personalmarketing,
Keplerstraße 17, 70174 Stuttgart
Tel. 0711/121 - 31 49,
Fax 0711/121 - 31 45,
e-mail: Karl-F.Ackermann@po.uni-stuttgart.de

ISPA consult,
Prof. Dr. Ackermann GmbH,
Kernerstraße 43, 70182 Stuttgart
Tel. 0711/228 79 - 3,
Fax 0711/228 79 - 59,
e-mail: info@ispa-consult.de

 


llast change: 17.12.03 / hj
Pressestelle der Universität Stuttgart

Home           Inhalt           Suchen