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Stuttgarter unikurier Nr. 92 Dezember 2003
Existenzgründertag:
Spielerischer Testlauf ohne Risiko
Wenn sich das Studienende ankündigt, finden sich immer wieder Mutige, die den Schritt in die Selbstständigkeit ins Auge fassen oder ihm gar Priorität vor einer Festanstellung einräumen. Doch allein die Idee macht noch keinen erfolgreichen Existenzgründer - vieles gibt es zu bedenken. Um auf die vielfältigen Beratungsangebote aufmerksam zu machen, die es für Existenzgründer speziell an der Universität Stuttgart gibt, fand am 18. Juli erstmals ein Existenzgründertag statt. Die große Resonanz gab den Organisatoren um Projektleiter Professor Dr. Bernhard Weigand Recht: rund 100 Studierende, Absolventen, Uni-Mitarbeiter und Angehörige anderer Hochschulen nahmen teil.
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"Unsere Zielgruppe haben wir erreicht, rund 95 Prozent der Teilnehmer kommen von der Uni Stuttgart", konnte Gabriele Schaub vermelden. Viele, die sich selbstständig machen wollen, sammeln zwar Prospekte, um sich zu informieren, so die Geschäftsführerin der Koordinierungsstelle für Wissenschaftliche Weiterbildung (KWW), doch die wenigsten wissen um das komplette Beratungsangebot oder denken gar, eine Erfindung sei Voraussetzung für die Existenzgründung. Der ganze Dienstleistungssektor wird meistens vergessen. Wie viele Möglichkeiten es gibt, sich auf die eigenen Unternehmerbeine zu stellen, zeigten die zehn moderierten Kleingruppen beim Existenzgründertag. Es gab: Journalisten- und Übersetzungsbüros, eine fliegende Plattform zur Beobachtung bewegter Objekte, Personaldienstleistungen für kleinere und mittlere Unternehmen, Ingenieurdienstleistungen zur Ressourcenoptimierung, wissenschaftliche- oder Informatik-Dienstleistungen, eine Billigfluglinie, deutsches Know-how für Chinas Umwelt sowie eine Franchise-Übernahme.

Alle Phasen einer Gründung erleben
Hart wurde in den Gruppen an einem konkreten Unternehmenskonzept gearbeitet: "Interdisziplinär, das muss drin sein, das zeigt mehr Vielfalt", "Ganzheitlich, klingt das nicht zu esoterisch?", "Würdet ihr das Unternehmen jetzt wirklich so verwirklichen, wenn das Geld da wäre?", "Ingenieur, das sollte schon stehen bleiben!", "Unbemannt ist von der Versicherungsseite her besser" ... Dazwischen referierten Fachleute zu Themen wie Schutzrechte, Finanzierung, Förderprogramme, Marketing und Projektmanagement. So konnten die potenziellen Existenzgründer alle Phasen einer Gründung kennen lernen und erfuhren auch von möglichen Ansprechpartnern. So gibt es zum Beispiel an der Universität Stuttgart pro Fakultät einen Gründungsbeauftragten.

Weiterer Schritt in die Selbstständigkeit
"Alle aus der Gruppe wollten zu den Referaten", erzählt Moderator Nasser Jazdi vom Institut für Automatisierungs- und Softwaretechnik. Da war Überzeugungsarbeit gefragt, denn es sollten immer nur einzelne Teilnehmer zu den Referaten und die neuen Erkenntnisse dann in die Gruppe einbringen. Auch R. hätte gerne alle Referate besucht. Um die Überlegungen für ihre eigene Firma zu konkretisieren, zu hinterfragen und einen weiteren Schritt voranzukommen hat ihr der Tag aber trotzdem geholfen, ist sie überzeugt. Da kann ihr Gruppenkollege Wolfgang Langhof nur zustimmen. Wenn er seine Promotion abgeschlossen hat, könnte sich der Luft- und Raumfahrtingenieur vorstellen, ein Beratungsbüro für technische Abläufe zu gründen.

Attraktiver Preis für erstplazierte Gruppe
Bei der abschließenden Vernissage und Bewertung der Arbeitsergebnisse im Foyer der Tiefenhörsäle in der Keplerstraße hatte Thomas Stark, der am Institut für Baukonstruktion II gerade seine Doktorarbeit abgegeben hat, allen Grund zum Feiern - er gehörte der erstplazierten Gruppe an, dem "Ingenieurbüro für Energie- und Wassermanagement", und kommt nun in den Genuss eines Coaching durch die Firma Marketing Company. "Besser hätte der Tag nicht laufen können", findet der Architekt, der sich mit Solararchitektur beschäftigt, und seinen Schritt in die Selbstständigkeit schon immer im Team angehen wollte. Seine interdisziplinär zusammengesetzte Gruppe wäre wohl auch mit dabei, das jetzt erarbeitete in die Tat umzusetzen, also beste Aussichten für ihn.

Durchhaltevermögen ist gefordert
Für die "Wissenschaftlichen Dienstleistungen" der kleinen Dreiergruppe um Dr. Achim Gusko gab es leider keinen Preis. Trotzdem, so findet der Physiker, der an der Materialprüfungsanstalt arbeitet, hat ihm der Tag einige neue Erkenntnisse gebracht und den Kontakt zu Gleichgesinnten. Mit seinem Team will er sich auf alle Fälle wieder treffen und das Firmenkonzept ausarbeiten - an der Idee dran bleiben ist das A und O. Das bestätigten auch zwei, die es geschafft haben: Benedetto Risio von der Recom Services GmbH und Jochen Bauer von Inside Security IT Consulting GmbH machten den Gründungswilligen zwar Mut, mahnten aber auch, dass es - ob erster Kunde oder erstes Gehalt - durchaus Durststrecken bis zu einem Jahr geben kann.

Erfolgreiche Bilanz
Für Professor Dr. Bernd Bertsche, Gründungsbeauftragter der Fakultät Maschinenbau und Geschäftsführer der Technologie-Transfer-Initiative GmbH (TTI), steht fest: "Auf Grund der großen Resonanz wird es sehr wahrscheinlich einen zweiten Existenzgründertag geben". Auch die fünfjährige Arbeit der TTI zeigt: An der Universität Stuttgart gibt es viele, die den Schritt in die Selbstständigkeit wagen - und das mit großem Erfolg, denn von über 150 Unternehmensgründungen existieren heute noch 95 Prozent, zeigen die Daten von Gertrud Kneuer von der TTI GmbH.

Julia Alber

Eindrücke vom Existenzgründertag unter: www.uni-stuttgart.de/ gruendertag.

 


llast change: 17.12.03 / hj
Pressestelle der Universität Stuttgart

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