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Stuttgarter unikurier Nr. 91 April 2003
Ferienakademie im Sarntal: 
„Die beste Sache, die mir je passiert ist"

„Wenn es an der Uni nur auch so sein könnte wie hier!" Dieser Kommentar eines Studenten am Ende der zwölf Tage im Sarntal verdeutlicht das primäre Ziel der Ferienakademie - eine Atmosphäre zu schaffen, in der möglich wird, was im universitäten Alltag oftmals verloren gegangen ist: engen persönlichen Kontakt zwischen Lernenden und Lehrenden, ungestört von Telefonaten und Terminen, gemeinsames Arbeiten an wissenschaftlichen Fragestellungen ohne Leistungskontrolle und Erfolgsdruck, Raum für Gespräche weit über den fachlichen Rahmen hinaus, abends beim Wein oder bei Wanderungen in Südtirols Bergwelt. 
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Seit 2002 ist die Universität Stuttgart Mitveranstalter der seit Mitte der 80er Jahre von der TU München und der Universität Erlangen-Nürnberg getragenen Ferienakademie im Sarntal. Jeweils im September haben Studierende der drei Hochschulen die Möglichkeit, gemeinsam mit zwei Kursleitern in zehn bis zwölf seminarähnlich organisierten Kursen mit jeweils etwa 15 Teilnehmern an aktuellen
Studierende zur Ferienakademie:
Egal zu welcher Tageszeit und bei welcher Tätigkeit -man fand immer Möglichkeiten und Partner für eine Diskussion.
Themen zu arbeiten. Die Schwerpunkte liegen im ingenieur- und naturwissenschaftlichen Bereich, aber auch Fragestellungen aus Finanzmathematik, Medizin oder Ethik der Technik werden behandelt. Die Teilnehmer wohnen in mehreren Gasthöfen im Sarntal nördlich von Bozen, das sich in dieser Jahreszeit von seiner reizvollsten Seite zeigt. Die Finanzierung erfolgt durch Spenden aus der Industrie oder von den Freundesbünden der Hochschulen. In Stuttgart hat das Informatik Forum Stuttgart (infos) e.V. die Anschubfinanzierung übernommen.

Studierende zur Ferienakademie:
Alleine schon die Tatsache, dass Studenten von drei deutschen Universitäten auf der Ferienakademie zusammenkamen, führte zu vielen neuen Kontakten und interessanten Gesprächen. Studiengänge, Studienbedingungen und das Mensa-Essen wurden verglichen, Neuigkeiten ausgetauscht und Einladungen ausgesprochen. Vier russische Studenten aus St. Petersburg verliehen der Ferienakademie zudem internationales Flair. Nicht nur die Kursvorträge wurden auf Englisch gehalten (was das fachspezifische Vokabular erweiterte), auch viele Diskussionen verliefen auf „russisch-schwäbisch-bayrisch-Englisc
h.


Wertvolles Zusatzangebot
Ein Modell für die Arbeit an der Hochschule kann die Ferienakademie nicht sein - das wäre unter den gegebenen Bedingungen unrealistisch. Sie ist vielmehr als wertvolles Zusatzangebot für engagierte Studierende gedacht, die bereit sind, auch ohne Honorierung in Form von Credits Zeit in die Vorbereitung ihres Vortrags zu investieren und sich vor Ort voll einzubringen. Ähnliches gilt für die Professoren, die aus der Erfahrung der Ferienakademie und insbesondere aus den ungezwungenen Gesprächen mit Studierenden und Kollegen wieder Schwung und neue Anregungen für Lehre und Forschung gewinnen. So war es noch nie schwierig, engagierte Hochschullehrer für diese Aufgabe zu gewinnen, obwohl auch für alle Dozenten - den Zielen der Ferienakademie entsprechend -permanente Präsenzpflicht gilt.
Dass die Ferienakademie auch bei den Gastdozenten Anerkennung genießt, zeigt ein Blick ins Gästebuch: Da finden sich Nobelpreisträger, Hilbertproblemlöser und andere internationale Aushängeschilder der Forschungslandschaft, aber auch Vorstände des einen oder anderen Global Players.

Studierende zur Ferienakademie:
Als besonderen Gast hatten wir Prof. Yuri Matiyasevich auf unserem Hof, der uns nicht nur auf Wanderungen begleitete, sondern auch einen Vortrag über das zehnte hilbertsche Problem hielt, dessen Lösung ihm 1970 gelungen war. Doch nicht nur er, sondern auch die russischen Studenten bereicherten die Abende auf mathematische Weise, hatten sie doch alle bei der russischen Mathematik-Olympiade einen der vordersten Plätze belegt. 

Das Treffen der Präsidenten und Rektoren der beteiligten Universitäten hat schon Tradition, und auch Mitarbeiter aus Ministerien sind willkommene Referenten. Dass es schließlich nicht nur Vorträge und Diskussionsrunden gibt, versteht sich von selbst. Geradezu legendär sind die Sarntaler Schach- und Tischtennisturniere (erstaunlich, mit welcher Verbissenheit Professoren da um jeden Punkt fighten...) sowie die ausgiebigen Bergwanderungen, und 2002 war die Ferienakademie mit einer eigenen (sogar professoral bestückten) Mannschaft beim Höhenlauf der „Lauffreunde Sarntal" vertreten.



  Geschafft und auf dem Gipfel (des Berges und der Emotionen)!

Schwäbisches Flair 
Bei Stuttgarts Ferienakademie-Premiere sorgten Barbara Wohlmuth (Mathematik), Hans-Joachim Bungartz (Informatik), Peter Eberhard (Maschinenwesen), Jochen Ludewig (Informatik) und Jürgen Werner (Elektrotechnik) als Kursleiter und Gastdozenten sowie fünfzehn Studierende für schwäbisches Flair im ansonsten bajuwarisch-fränkisch geprägten Ambiente. Auch praktische Dinge kamen in den Kursen mit einem Themenspektrum von Methoden der Softwaretechnik über physikalische Grundlagen der Nano- und Optoelektronik bis zur molekularen Medizin nicht zu kurz. Im Kurs Strukturoptimierung gab es beispielsweise Übungen am Rechner und Experimente, bei denen aus Seifenlösung Minimalflächen oder aus Strümpfen Zeltkonstruktionen angefertigt wurden.


Bewerbungsschluss am 2. Mai

Bei der Ferienakademie 2003 vom 21. September bis 3. Oktober ist die Universität Stuttgart an der Organisation von sechs Kursen beteiligt, unter Mitwirkung der Fakultäten 3 (Chemie), 5 (Informatik, Elektrotechnik und Informationstechnik), 7 (Maschinenbau) und 9 (Philosophisch-Historische Fakultät). Den Stuttgarter Studierenden stehen alle Kurse offen, darunter beispielsweise Algorithmen zur Computergrafik und Visualisierung, angewandte Physik und Elektronik im Alltag, molekulare Katalyse in Wissenschaft und Industrie oder Methoden zur Produktinnovation. Der Weg ist frei zur Bewerbung für die „beste Sache, die mir je in meinem Studium passiert ist",  wie es 1999 ein Teilnehmer formulierte! 
Letzter Termin für die Abgabe der Bewerbungsunterlagen ist übrigens der 2. Mai. Weitere Informationen und das Programm der Ferienakademie sind zu finden unter www5.in.tum.de/FA/.
H.-J. Bungartz/zi 

Studierende zur Ferienakademie:
In jedem Gasthof waren Tischtennis- und Schach-Ausrüstungen vorhanden. Es sollten hofübergreifende Turniere stattfinden, bei denen die jeweils besten Spieler ihr Können für den Ruhm des eigenen Hofes in die Waagschale werfen durften. Der sportliche Ehrgeiz wurde angetrieben von einem gut gepflegten „Feindbild" der anderen Höfe. So begann überall ein intensiver Wettbewerb. Wir konzentrierten uns auf das Schachspiel. Die russischen Teilnehmer waren die klaren Favoriten und das Salz in der Suppe. Das intensive Training machte sich schlie?ich bezahlt: Unser „Murrerhof" siegte im Finale 3:1 gegen den „Feldrand" 
Dirk Pflüger (Informatik), Stefan Kiefer (Informatik), Iris Pflieger (Mathematik), 
Steffen Waldherr (Techn. Kybernetik)

KONTAKT
Prof. Dr. Hans-Joachim Bungartz, Institut für Parallele und Verteilte Systeme,
Universitätsstraße 38, 70569 Stuttgart, 
Tel. 0711/7816-465, Fax 0711/7816-248, 
e-mail: bungartz@informatik.uni-stuttgart.de 

sowie Dr. Stefan Zimmer, Tel. 0711/685-7816-254, 
e-mail: zimmersn@informatik.uni-stuttgart.de 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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