Stuttgarter unikurier
Nr. 91 April 2003 |
Kunst auf dem Campus:
Schritt ins Freie! |
Auf dem Uni-Campus in Vaihingen und im Bereich Stadtmitte
ist eine ganze Reihe von Skulpturen, Objekten und Wandgestaltungen zu finden, die als „Kunst in
öffentlichen Räumen" nicht nur die Mitglieder der Hochschule angehen. Ein Projektseminar am Institut
für Kunstgeschichte arbeitet zur Zeit an einer Publikation
über die Skulpturen und Plastiken in Stuttgart. Im unikurier werden in lockerer Folge einzelne Objekte vorgestellt
- die keineswegs „einfach so herumstehen" sondern von denen jedes eine Geschichte hat, ebenso wie die
Räume, Gärten und Plätze, auf denen sie stehen. Wir starten die Reihe mit einem Objekt im Stadtgarten.
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Im Vorübergehen zwischen Parkplatz und Vorlesung sieht man im Stadtgarten seit 1985 eine signalrote Plastik leuchten. Das Stahl-Ojekt von Eva Roesner-Drenhaus ist
zusammengeschweißt aus zwei gleich großen, liegenden
rautenförmigen Stahlplatten und einem aufgestellten Dreieck, an dem
außen kleinere dreieckige Formen flattern, die kleinsten davon in gelb.
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Ausschreiten
ins Freie im Stadtgarten... (Foto: Eppler) |
Die in Fellbach lebende Künstlerin, die an der Essener Folkwangschule und der Stuttgarter Akademie am
Weißenhof studierte, übersetzte ein zentrales Thema der plastischen Kunst des 20. Jahrhunderts in eine geometrische Formensprache. Zwei der
großen Bildhauer des frühen 20. Jahrhunderts, Auguste Rodin und Alberto Giacometti, haben an ihren Figuren „Schreitender"
das Verharren und das Raumgreifende der Plastik zugleich thematisiert. Dieser abstrahierte
Flächenbezug in der dreidimensionalen Kunst war
für das nachfolgende Jahrhundert folgenreich. Bei
Roesner-Drenhaus` „Schritt ins Freie" ist die räumli-che Bewegung des Schrittes von einem Punkt zum
nächsten klar in der Fläche definiert: vom doppelten Stand der Rauten zum einzelnen Ausstellen des Dreiecks und der kleineren Formen. Einen Hinweis auf die dritte Dimension gibt es vor allem durch das Echo der Raute.
Im Gegensatz zu den in sich versunkenen Figuren Rodins und Giacomettis freut sich die Plastik von Roesner-Drenhaus aber trotz geometrischer Formen an der Bewegung verspielter Luftverwirbelungen beim Ausschreiten im Freien.
Das Stuttgarter Kulturamt wollte die Plastik ursprünglich in Stuttgart-Hofen aufstellen. Nachdem der Bezirksbeirat den Kontrast zu den dortigen
Fachwerkhäusern als störend moniert hatte, erhielt der „Schritt ins
Freie" den Platz im Stadtgarten,
für den ihn die Stadt Stuttgart dann ankaufte. /Bärbel Küster
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