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Stuttgarter unikurier Nr. 91 April 2003
Ingenieurinnen


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Vom Rotstift bedroht
Alle Partner profitieren
  Hannah Böhrk.
Purpurrotes Plasma schmÜbkt das Logo der Dr. Laure Plasmatechnologie im Briefbogen von Hannah Böhrk. Und genau darum geht es in dem Forschungsvorhaben der gebürtigen Frankfurterin, die in Stuttgart Luft- und Raumfahrttechnik studiert hat. Seit Oktober 2002 promoviert die 27-Jährige am Institut für Raumfahrtsysteme (IRS) bei Professorin Monika Auweter-Kurtz. Die lebhafte Frau, die fünf Fremdsprachen spricht und ein halbes Jahr lang in Japan gelebt hat, erforscht so genannte Hybridplasmageneratoren. Plasma ist ein ionisiertes Gas, erklärt Hannah Böhrk, was sich hinter dem komplizierten Wort verbirgt. Herstellen kann man es mit Hilfe eines Generators, der aus zwei Elektroden besteht, zwischen denen elektrischer Strom fließt. Dadurch entsteht, ähnlich wie beim Schweißen von Metall, ein Lichtbogen. Wenn in diesen ein Gas eingeleitet wird, überträgt sich die Energie. Es entsteht ein ionisiertes Gas, eben Plasma. 
Diese Plasmen sind eine Schlüsseltechnologie, deren Einsatz in der Raumfahrt, aber auch bei vielen anderen technischen Innovationen, großes Potential hat. Ein Hybridplasmagenerator schafft es nun, auf mehrere Arten Energie in das Arbeitsgas einzukoppeln, was die Anwendungsmöglichkeiten der Plasmen vervielfacht. Dazu muss man allerdings wissen, wie die Energien optimal kombiniert werden. Die wirtschaftliche Nutzung setzt zudem voraus, dass die Generatoren für die Plasmaerzeugung sicher und zuverlässig arbeiten.
An einem solchen Generator forscht die Dr. Laure Plasmatechnologie GmbH, mit der Hannah Böhrk bei ihrer Promotion kooperiert. Der junge Stuttgarter Fünf- „Mann" Betrieb hat praktischerweise Versuchseinrichtungen an der Uni, so dass der Doktorandin lange Wege zwischen Institut und Arbeitsplatz erspart bleiben. Von der Zusammenarbeit profitieren beide Seiten. Die Firma, weil sie durch regelmäßige Zwischenberichte über die Forschungsergebnisse auf dem Laufenden gehalten wird, „und ich selbst," so Hannah Böhrks erstes Fazit, „weil ich durch den Kontakt zur Wirtschaft den überblick behalte, wozu die ganzen Gleichungen eigentlich gut sind."
Nina Winkler
Pragmatische Arbeitsteilung
  Nina Winkler
Nina Winkler wusste schon während ihrer Diplomarbeit, dass sie promovieren will. Und da die junge Bauingenieurin, die in Darmstadt und Stuttgart studierte, weiß,  welch große Bedeutung die Prozesse des Wasserkreislaufs für ihren Berufsstand haben, war auch das Thema ihrer Promotion bald gefunden. Unterstürzt von Professor Jürgen Giesecke, dem ehemaligen Inhaber des Lehrstuhls für Wasserbau und Wassermengenwirtschaft, entwickelt die 27-Jährige ein System zur Optimierung der Steuerung der Hochwasserrückhaltebecken an der Oberen Jagst.
Das im Normalfall zahme Flüsschen nordöstlich von Heilbronn kann sich nach starken Regenfällen zu einem reissenden Strom verwandeln. Um  Überschwemmungen in Grenzen zu halten, nehmen 15 Wasserspeicher die Fluten auf und geben sie später langsam wieder in den Fluss ab. Die dabei im Regelfall abgegebene Wassermenge ist bisher meist für jedes Becken einzeln festgelegt. Je nach Niederschlagslage kann es so jedoch passieren, dass sich Hochwasserwellen so ungünstig überlagern, dass große Schäden nicht ausbleiben. 
Daher entwickelt Nina Winkler im Rahmen ihrer Doktorarbeit ein numerisches Simulationsprogramm, das die Daten aller Rückhaltebecken zu einem Gesamtsystem vernetzt und so eine optimale Ausnutzung des Speichervolumens ermöglicht. Dabei soll das System eine mehrtätige, zeitlich und räumlich differenzierte Niederschlagsvorhersage berücksichtigen.
Unterstürzung für dieses praxisorientierte Forschungsprojekt fand Nina Winkler beim Stuttgarter Ingenieurbüro Winkler und Partner. Das Unternehmen, das von ihrem Vater geleitet wird, betreut Projekte in Wasserbau, Hochwasserschutz, Brücken- und Tunnelbau sowie im klassischen Tiefbau. Job und Wissenschaft zu verbinden, ist für die junge Frau Chance und Herausforderung zugleich. Vor allem die Einteilung der Arbeitszeit fordert Flexibilität bei allen Beteiligten. Nina Winkler löst das Problem pragmatisch und orientiert sich daran, wo gerade die meisten Projekte aktuell sind: „während des Semesters arbeite ich vorrangig für die Promotion, in den Semesterferien für die Firma."

Ianina Kopecki
Stipendium gibt Freiheit
  Ianina Kopecki
Mit dem Schreibtisch an der Uni ist Ianina Kopecki schon länger vertraut. Bereits seit zwei Jahren ist die in Sankt Petersburg geborene Ingenieurin wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Wasserbau, wo sie zuvor den internationalen Masterstudiengang Water Resources Engineering and Management (WAREM) absolviert hat. für die Promotion kam ein zweiter Schreibtisch im Ingenieurbüro Schneider & Jorde Ecological Engineering dazu. Das auf Gewässerökologie an Flüssen und Bächen spezialisierte Unternehmen sitzt mit seinen vier Mitarbeitern in Stuttgart-Vaihingen und arbeitet eng mit der Uni zusammen. 
In Ianina Kopeckis Promotion geht es um die Erweiterung eines Simulationsmodells, mit dessen Hilfe der Lebensraum von Tieren und Pflanzen in Gewässern modelliert werden kann. Entwickelt wurde dieses Modell seit Anfang der neunziger Jahre am Lehrstuhl für Wasserbau und Wassermengenwirtschaft. Es heißt CASIMIR (Computer Aided Simulation Model for Instream Flow Requirement) und ist an der Schnittstelle von Biologie und Hydraulik angesiedelt. Simuliert wird, wie sich Eingriffe an Gewässern auf die Lebensbedingungen von gewässergebundenen Pflanzen- und Tierarten auswirken. Solche Fragen müssen unter anderem bei Renaturierungsmaßnahmen oder beim Betrieb von Wasserkraftanlagen beantwortet werden.
für die Organismen an der Gewässersohle sind die sohlnahen Strömungskräfte eine wichtige Einflussgröße. Diese zu modellieren, ist allerdings kompliziert. Bislang konnten sie nur durch aufwendige Messungen in CASIMIR näherungsweise erfasst werden. Die Entwicklung eines umfassenden und robusten Ansatzes zur Modellierung dieser sohlnahen Strämungen und die Integration in CASIMIR ist der Schwerpunkt in Ianina Kopeckis Dissertation. 
Das Irene-Rosenberg-Stipendium, betont Ianina Kopecki, gibt ihr die finanzielle und zeitliche Freiheit, um kontinuierlich an der Promotion arbeiten und diese innerhalb von zwei bis drei Jahren abschließen zu können. Durch die Mitarbeit im Ingenieurbüro Schneider & Jorde lassen sich die theoretischen Ergebnisse zudem in der Praxis anwenden.

 

 


last change: 20.07.03 / hj
Pressestelle der Universität Stuttgart

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