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Stuttgarter unikurier Nr. 91 April 2003
Irene-Rosenberg Promotions-Programm:
Karrierechance für Ingenieurinnen
 

Das 2002 erstmals ausgeschriebene Irene-Rosenberg-Promotionsprogramm fördert den wissenschaftlichen Nachwuchs in den Ingenieurwissenschaften. Gleich drei der ersten fünf Doktorandinnen forschen an der Uni Stuttgart (der unikurier berichtete). In diesem Heft stellen wir das Programm und die drei Wissenschaftlerinnen vor.

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Dank Frauenförderplan und viel persönlichem Engagement erreicht die Frauenquote unter den Stuttgarter Doktoranden über alle Fakultäten hinweg inzwischen „immerhin"15 Prozent. Die meisten technischen Fächer jedoch können von diesem Wert nur träumen. Bei den Bauingenieuren etwa wurden 2001 nur sieben Prozent der Promotionen von einer Frau abgefasst, in anderen Disziplinen geht die Quote quasi gegen Null. 
Dabei geht gerade in der Technik ohne den Doktortitel gar nichts, wenn Frauen auf der Karriereleiter nach oben wollen, betont Professorin Monika Auweter-Kurtz. Die Lehrstuhlinhaberin für Raumtransporttechnologie und frühere Landessprecherin der Frauenbeauftragten forderte schon in den 90er-Jahren beim Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK) ein Promotionsprogramm, das speziell junge Ingenieurinnen fördert. Da die Mittel knapp waren, holte man die Wirtschaft mit ins Boot - die Idee des Irene-Rosenberg-Promotionsprogramms war geboren. 

Halbtagsjob in der Wirtschaft
Benannt ist das Programm nach der jüdischen Wissenschaftlerin Irene Rosenberg, die 1915 als erste Frau an der Technischen Hochschule in Karlsruhe ihre Doktorarbeit schrieb. Das Besondere daran: Die jungen Frauen haben einen Halbtagsjob in einem mittelstüddischen Unternehmen und zudem eine halbe Stelle an der Uni, die aus Landesmitteln finanziert wird. Pro Jahr stehen 175 000 Euro zur Verfügung, damit können sieben Stipendien vergeben werden. Dass der Bedarf da ist, zeigte die erste Ausschreibung im Jahr 2002: Obwohl aufgrund einer sehr kurzen Vorlaufzeit nur „Insider" von der neuen Möglichkeit wussten, gingen auf Anhieb zehn Anträge ein. 
Ausgewählt wurden schließlich fünf erstklassige Promotionsvorhaben, von denen drei an der Uni Stuttgart angesiedelt sind: Hannah Böhrk untersucht am Institut für Raumfahrtsysteme die Leistungsoptimierung von Hybrid-Plasmageneratoren für Raumfahrtantriebe. Zwei weitere Wissenschaftlerinnen forschen am Institut für Wasserbau. Dort untersucht Ianina Kopecki sohlnahe Strömungskräfte in Fließgewässern und erarbeitet daraus ein Prognosemodell für diesen Lebensraum. Nina Winkler entwickelt ein Gesamtsystem zur Optimierung von Hochwasser-Rückhaltebecken an der Oberen Jagst. Die ersten Erfahrungen mit dem neuen Programm sind ermutigend, berichtet Monika Auweter-Kurtz, die der Vergabekommission angehörte und die Promotion von Hannah Böhrk betreut. Ihre „eigene" Doktorandin jedenfalls habe sich mit Feuereifer an die Arbeit gemacht. Das muss sie freilich auch. Die Finanzierung durch das Programm ist auf maximal drei Jahre begrenzt - nicht viel, wenn man bedenkt, dass Promotionen im Ingenieurbereich im Durchschnitt fünf Jahre in Anspruch nehmen. Damit ein Promotionsvorhaben in so kurzer Zeit gelingt, müssen Lehrstuhl, Unternehmen und Doktorandin an einem Strang ziehen, sagt Monika Auweter-Kurtz: „Ein realistischer und mit allen Beteiligten abgestimmter Zeitplan spielte bei der Vergabe eine wichtige Rolle."

Breit gefächerte Förderprogramme
für Frauenreferentin Dr. Barbara Unteutsch liegt der Vorzug des Programms darin, dass es stellengebunden ist. Dadurch sind die Doktorandinnen kontinuierlich in den Institutsbetrieb eingebunden und außerdem sozialversichert. Das Irene-Rosenberg-Programm ist dabei nicht die einzige Förderung, die sich speziell an Nachwuchswissenschaftlerinnen richtet. „Post-Docs" ermutigt das ebenfalls vom MWK ausgeschriebene Margarete-Wrangell-Programm zur Habilitation. Frauen, die ihre wissenschaftliche Laufbahn unterbrochen haben, um eine Familie zu gründen oder in der Wirtschaft zu arbeiten, ebnen Wiedereinstiegsstipendien den Weg zurück an die Uni. Gezahlt werden monatlich 980 Euro bei vorhandener und 720 Euro bei Wiederaufnahme der Promotion. Frauen, die schon während der Familienphase den Anschluss nicht verpassen möchten, können ein Kontaktstipendium beantragen. Es zahlt 310 Euro im Monat, mit denen beispielsweise Fachliteratur beschafft oder die Teilnahme an Kongressen finanziert werden kann.

Vom Rotstift bedroht
Damit es gelingt, den Frauenanteil unter den Nachwuchswissenschaftlern tatsächlich zu erhöhen, müssen die Förderprogramme regelmäßig und langfristig ausgeschrieben werden, fordert Monika Auweter-Kurtz. „Nur dann können wir qualifizierte Frauen frühzeitig auf eine Promotion ansprechen." Wenig erfreulich sei es daher, dass gerade die Frauenförderung bei Ebbe in den öffentlichen Kassen besonders vom Rotstift bedroht 
ist. für das Irene-Rosenberg-Programm beispielsweise erfolgt 2003 entgegen der ursprünglichen Planung keine Ausschreibung, weil Bundesmittel fehlen. Beim Wissenschaftsministerium hofft man auf eine Neuauflage im nächsten Jahr. Gesichert ist sie nicht. /Andrea Mayer-Grenu

KONTAKT
Frauenreferat, Geschwister-Scholl-Str. 24 B, 70174 Stuttgart, 
Tel. 0711/121-2156, -4034, 
Fax 0711/1214035, 
e-mail: frauenreferat@verwaltung.uni-stuttgart.de


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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