Home           Inhalt           Suchen

Stuttgarter unikurier Nr. 90 November 2002
Gastvortrag:
Wo kommt das Geld für den Terror her? 
 

„Geld für den Terror. Verborgene Finanzströme und Hintergründe“ hatte Prof. Dr. Friedrich Schneider von der Universität Linz/Österreich seinen Vortrag überschrieben, den er auf Einladung von Prof. Dr. Siegfried Franke vom Institut für Volkswirtschaftslehre und Recht im Mai an der Universität Stuttgart hielt. Der Vortrag im Hörsaal 17.02 fand unter anderem bei Stuttgarter Behördenvertretern große Aufmerksamkeit.

kleinbal.gif (902 Byte)
 

Professor Schneider hat in Linz einen Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik und Finanzwissenschaft und legt in seinen ökonomischen Arbeiten den zentralen Schwerpunkt auf empirisch abgesicherte Aussagen. Sein Aufgabenbereich als Vize-Rektor der Universität Linz für Außen- und Auslandsbeziehungen brachte ihn am 11. September 2001 unmittelbar mit den Folgen der Anschläge in New York in Berührung. Er saß gerade selbst in einem Flugzeug auf dem Weg zu einem Vortrag, das dann aus Sicherheitsgründen lange Zeit nicht starten durfte. Professor Schneider nahm dies zum Anlass, sich für die Finanzierung des Terrors zu interessieren. Seine Ergebnisse waren zum Teil auch für den Verfassungsschutz in Pullach neu.

Mit Hilfe eines ökonometrischen Schätzverfahrens gelingt es Schneider, empirisch fundierte Aussagen über an sich unbeobachtbare Größen wie etwa den Umfang der Schwarzarbeit und den Umfang der Untergrundwirtschaft im kriminellen Sinne zu treffen. Auf diese Weise ist es ihm gelungen, Zahlen über das Vermögen und die laufenden Jahresbudgets der al-Qaida sowie anderer Terrororganisationen wie der Hamas und der Hisbollah vorzulegen. Sie vermitteln einen Eindruck über die doch beträchtlichen finanziellen Summen, über die verfügt wird: Allein das Vermögen der al-Qaida wurde von ihm auf etwa fünf Milliarden Dollar beziffert, während die jährlich Ausgaben in der Spannweite von 20 bis 50 Millionen Dollar liegen.

Schneider beschrieb Möglichkeiten, die Herkunft der Gelder zu verschleiern, so dass es schließlich als „sauberes Geld“ verfügbar sei. Er skizzierte Strategien, mit denen kriminelles Vermögen aufgespürt und die Geldwäsche bekämpft werden kann. Hinsichtlich ihrer politischen Erfolgsaussichten gab er sich jedoch skeptisch, da jene Länder, die den Terror bekämpfen, sehr zurückhaltend seien; sie selbst beziehungsweise ihre Geheimdienste bedienten sich bei Finanztransaktionen zuweilen ähnlicher Methoden wie die Terrororganisationen. Der Referent sprach daher von einer zweifelhaften Doppelmoral.
Eine schriftliche Fassung seiner Ergebnisse ist abrufbar unter http://www.economics.uni-linz.ac.at/Members/Schneider/default.html

Kontakt
Prof. Dr. Siegfried F. Franke, Institut für Volkswirtschaftslehre und Recht, Abteilung Wirtschaftspolitik und Öffentliches Recht, Keplerstr. 17, 70174 Stuttgart, 
Tel. 0711/121-3565
Fax 0711/121-2334

 


last change: 25.11.02 / gh
Pressestelle der Universität Stuttgart

Home           Inhalt           Suchen