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Stuttgarter unikurier Nr. 90 November 2002
Das Fehling-Lab - alles andere als ein Kindergarten:
Grundschüler im Chemielabor - Zentrum für Lehrerfortbildung
 

Kleine weiße Kittel, große Laborbrillen auf kleinen Nasenspitzen, dahinter große, begeisterte Augen - einen Vormittag lang werden an der Fakultät Chemie der Universität Stuttgart aus Grundschülern große Forscher. Seit Dezember 2001 bietet das nach dem Stuttgarter Chemiker Hermann Fehling (1811 - 1885) benannte Experimentierlabor Grundschülern der dritten und vierten Klassen Chemie zum Mitmachen. Und die Nachfrage ist enorm: Ohne gezielte Werbung ist das Labor fast das ganze Jahr 2002 ausgebucht. 

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Die Schüler, die an drei Vormittagen in der Woche zu Forschern in Sachen Chemie werden, kommen hauptsächlich aus den Grundschulen rund um Stuttgart. In Begleitung einer Lehrkraft erkunden sie in drei Gruppen unter fachkundiger Anleitung von Uni-Mitarbeitern Riech-, Kristall- und Farb-Labor. Als Ansprechpartner verfügbar ist zudem der wissenschaftlicher Mitarbeiter Dr. Marco Spurk, der sich um die Organisation des Labors kümmert. 
Was sich da in den Laborräumen der Chemiker abspielt, liegt voll im Trend, denn auch die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh), die das Projekt unterstützt, hat erkannt, dass gerade bei Kindern bisher versäumt wurde, sie für die Naturwissenschaften zu interessieren. 

Gemeinsames Projekt mit der Uni Hohenheim
Das Fehling-Lab ist ein gemeinsames Projekt der Fakultät Chemie der Universität Stuttgart und des Instituts für Didaktik der Naturwissenschaften der Universität Hohenheim. Unterstützt wird es vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, dem Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, dem Oberschulamt Stuttgart sowie der chemischen Industrie. Prof. Dr. Peter Menzel von der Uni Hohenheim, der das Projekt aus der Taufe gehoben hat, hält es für enorm wichtig, das Interesse der Kinder für Naturphänomene frühzeitig zu wecken und zu fördern. „In diesem Alter sind sie noch leicht zu begeistern“, erzählt er aus Erfahrung - 
72 Klassen haben das Fehling-Lab schon besucht. Von der Begeisterung der Kinder zeugen die vollen Ordner mit Dankesbriefen, in denen man auch lesen kann, dass die Anregung zum eigenen Experimentieren auf fruchtbaren Boden gefallen ist. 

Kindlichen Forscherdrang entfacht
Seit Herbst 2001 hat die Fakultät Mittel und Räume für das Projekt zur Verfügung gestellt, sagt der Dekan der Fakultät Chemie Prof. Dr. Helmut Bertagnolli. Momentan ist alles noch etwas provisorisch - für einen kleinen Umbau liegen die Pläne vor -, doch die Neun- bis Zehnjährigen nehmen´s gelassen. Kittel, Schutzbrille und Laborausweis genügen bei ihnen schon zur stolz geschwellten Brust, und dann erst die Versuche! Einen Reagenzglasständer aus Gips gießen, Aromen riechen, Zucker oder Salz verschwinden lassen und Kristalle unter dem Mikroskop betrachten und der Hit: Farben fließen lassen. „Mir hat alles gefallen, am allerbesten die Farbe“, sind sich zum Schluss fast alle Jung-Chemiker einig, wenn sie mit vielen Ideen für den eigenen Forscherdrang und selbst hergestellten Utensilien wie Reagenzglashaltern das Labor verlassen. 
In Zukunft sollen im Fehling-Lab auch Schüler aus Realschule und Gymnasium chemische Versuche durchführen können.

Lehrerfortbildungszentrum für Baden-Württemberg
Von der Gesellschaft Deutscher Chemiker hat das Kooperationsprojekt der Universitäten Hohenheim und Stuttgart den Zuschlag zum Lehrerfortbildungszentrum in Baden-Württemberg bekommen und wurde am 18. September feierlich in Anwesenheit von 200 Teilnehmern eröffnet. Damit sind, bundesweit einmalig, Lehrerfortbildung, Lehrerausbildung und Schülerexperimentierlabor unter einem Dach vereint. Dies bietet den LehrerInnen die Möglichkeit, den Kontakt zur Universität zu pflegen und den Schülern die Gelegenheit, die Welt der Chemie zu erleben. In Zusammenarbeit mit den für die Lehrerfortbildung zuständigen Institutionen werden Veranstaltungen für unterschiedliche Adressatenkreise geplant, ausgearbeitet und auch an anderen Orten unterstützt. Das Spektrum des geplanten Fortbildungsprogramms reicht von Vorträgen zu aktuellen Themen über mehrtägige Experimentalkurse bis zu mobilen, schulnahen Praktika sowie Veranstaltungen für Sachunterrichtslehrer, Ergänzungsangebote für Hauptschullehrer oder Veranstaltungen zu neuen Lehrplanthemen für Gymnasiallehrer.
Ohne das Fehling-Lab hätten wir den Zuschlag für das Lehrerfortbildungszentrum nicht bekommen, ist Prof. Menzel überzeugt, diese besonderen Möglichkeiten gilt es zu festigen. Prof. Menzel und die Fakultät Chemie haben die einmalige Chance erkannt und sind fest gewillt, die Weiterbildung der Lehrer in Experiment und Theorie auszubauen und das naturwissenschaftliche Interesse von Schülern durch eigenständiges Experimentieren zu fördern, den Worten von Charles Darwin folgend: Nur ein Narr macht keine Experimente.

Julia Alber

Kontakt
Fehling-Lab Fakultät Chemie der Universität Stuttgart, Pfaffenwaldring 55, 
70569 Stuttgart, www.fehling-lab.de
Tel. 0711/685-5810, 
Fax 0711/685-4045, 
Dr. Marco Spurk: spurk@fehling-lab.de,
Prof. Peter Menzel (Uni Hohenheim): menzel@uni-hohenheim.de
Prof. Helmut Bertagnolli (Uni Stuttgart): h.bertagnolli@ipc.uni-stuttgart.de.

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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