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Stuttgarter unikurier Nr. 90 November 2002
Treuer Freund und Förderer:
Willi Keckeisen zum Gedenken
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Willi Keckeisen

Am 5. April 2002 ist Senator E.h. Dr.-Ing. Willi Keckeisen im Alter von 85 Jahren verstorben. Die Universität, insbesondere die Fakultät Bauingenieur- und Vermessungswesen, verliert mit ihm einen treuen Freund und Förderer.

Willi Keckeisen, am 3. November 1916 in Stuttgart geboren, studierte Bauingenieurwesen an der TH Stuttgart und wurde 1939 Diplomingenieur. In den Annalen unserer Alma Mater finden wir seinen Namen aber nicht nur in der Immatrikulationsrolle: als aktiver Sportler vertrat er die TH Stuttgart erfolgreich bei mehreren deutschen und internationalen Wettbewerben, so unter anderem bei den deutschen Hochschul-Leichtathletikmeisterschaften 1937 in Bonn, bei den Skimeisterschaften der deutschen Hochschulen in Oberammergau 1937 sowie als Mitglied der deutschen Nationalmannschaft im Basketball bei den Studentenweltspielen 1939 in Wien, wo der beachtliche dritte Platz belegt wurde. Nach diesem Erfolg führte er mit einigen Handballsportfreunden das Basketballspielen in Württemberg ein.Der Kriegsbeginn ließ dem jungen Ingenieur nur wenige Monate Gelegenheit zum Beruf; es folgten fünf Jahre Militärdienst und Gefangenschaft. 1947 trat er in den „höheren technischen Dienst” der Bahn ein. Nach Stationen in Esslingen und Ulm war er bis 1956 in der Bauabteilung der BD Stuttgart als Planer, sodann als Neubauamtschef tätig. Aus dieser produktiven Zeit sind der Vorentwurf für die S-Bahn Stuttgart und die „S-Bahn-Denkschrift”, die er gemeinsam mit seinem Kollegen und späteren Ordinarius für Eisenbahn- und Verkehrswesen Walther Lambert verfasste, sowie weitere grundlegende Verkehrskonzepte, unter anderem für den Großmarkt und den Neckarhafen Stuttgart, zu nennen. Gleichzeitig promovierte er 1953 bei Professor Carl Pirath.

1962 ging er für zehn Jahre nach Frankfurt/Main, wo er als Leiter der Planung und später der Bauausführung des Nahschnellverkehrsnetzes Rhein-Main wesentliche Impulse setzte. Es ist sein Verdienst, dass beim größten deutschen Verkehrsflughafen die unterirdischen Bahnanlagen von vorneherein nicht nur die Abfertigung von S-Bahn-Zügen, sondern auch von langen Fernzügen zuließen - ein Konzept, das sich heute als verkehrspolitisch richtige Lösung auch für andere Regionen endgültig durchgesetzt hat. Nach einem kurzen Zwischenspiel als Präsident der Bundesbahndirektion Mainz wurde Willi Keckeisen 1972 die Leitung der Bundesbahndirektion Karlsruhe übertragen.1974 kehrte er als Präsident der Bundesbahndirektion Stuttgart in seine Heimatstadt zurück - ein Amt, das er bis zu seiner Pensionierung 1981 innehatte.
Hier konnte er 1978 die ersten S-Bahn-Linien in Betrieb nehmen und den Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS), für dessen Gründung er sich stark engagiert hatte, mit aus der Taufe heben. Für die Universität Stuttgart ist von eminenter und dauerhafter Bedeutung, dass er sich mit ganzer Kraft für jene Trassenführung der S-Bahn einsetzte, die den heute selbstverständlichen direkten Anschluss unseres Universitätsbereichs Vaihingen ermöglichte.

Als langjähriger Freund unserer Hochschule förderte Dr. Keckeisen in vielfältiger Weise Lehre und Forschung. Dem Ingenieurnachwuchs galt sein großes Interesse, er hielt Vorträge, gab Anregungen für praxisnahe Studienarbeiten und ermöglichte viele Exkursionen. Als Mitglied des Kuratoriums des Verkehrswissenschaftlichen Instituts an der Universität war er von 1974 bis 2001 der Verkehrsforschung mit großen Engagement durch Rat und Tat eng und unmittelbar verbunden.

Dr.-Ing. Willi Keckeisen wurde für seine vielschichtigen und hervorragenden Leistungen und sein Engagement mehrfach geehrt, darunter mit dem Bundesverdienstkreuz, der Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg und dem Sportpreis der DB. Die Universität Stuttgart ernannte ihn 1981 zum Ehrensenator.
Die Würdigung Willi Keckeisens wäre unvollkommen, würde man die menschliche Seite seiner Persönlichkeit unerwähnt lassen: seinen lauteren Charakter, sein aufrichtiges, verbindliches Wesen, seine persönliche Ausgewogenheit sowie seine große Dynamik und Ausstrahlungskraft.

Gerhard Heimerl, Wolfram Ressel

 


last change: 25.11.02 / gh
Pressestelle der Universität Stuttgart

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