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Stuttgarter unikurier Nr. 90 November 2002
Naturschutzgebiet Büsnauer Wiesental: 
Kleinod am Rande des Uni-Campus
 

Der Gegenstand des Treffens verbarg sich hinter Wolken und Regenböen - dabei hätte sich vom zwölften Stock aus das Naturschutzgebiet Büsnauer Wiesental durchaus sehen lassen können. Doch was ein guter Diaprojektor ist, der bringt die schützenswerte Natur auch ins Haus, ob Vogel, Schmetterling oder Frosch. 

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Ende März hatte das Universitätsbauamt Stuttgart die interessierte Öffentlichkeit nach Vaihingen geladen, um das Naturschutzgebiet Büsnauer Wiesental vorzustellen, dessen Landschaftsgestaltung es zusammen mit der Staatlichen Naturschutzverwaltung Baden-Württemberg betreut hat. Die 28 Hektar große Senke, zwischen den Universitätsinstituten am Pfaffenwald und dem Stadtteil Büsnau gelegen - eine „echte Seltenheit“, wie die Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege in ihrem neuen Faltblatt vermerkt -, bietet Rückzugsmöglichkeiten für Pflanzen und Tiere, die auf offene, wenig bewirtschaftete Flächen angewiesen sind. Und auch als Erholungsraum ist das Büsnauer Wiesental geschätzt, von Großstädtern und Studierenden. 
„Noch Ende der 70er Jahre war angedacht, die Sportanlagen der Universität an dieser Stelle zu errichten“, berichtete Uni-Bauamtschef Klaus Schmiedek. Heute sei man froh, dass diese interessante Kulturlandschaft - ein kleinräumiges Mosaik aus Wiesen, Bächen, Bachgehölzen, Tümpeln, Röhricht, Gebüsch und Hecken - erhalten werden konnte. Seit 1989 ist das Büsnauer Wiesental als Naturschutzgebiet ausgewiesen und wird von der Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege (BNL) betreut. Der erste Pflege- und Entwicklungsplan wurde 1992 noch von den Mitarbeitern der BNL erarbeitet. Nun folgt die Fortschreibung dieses Plans. Innerhalb von zehn Jahren ändert sich doch einiges, denn immerhin wird hier eine Kulturlandschaft geschützt, die sich ursprünglich durch bäuerliche Nutzung gebildet hat, die es heute so nicht mehr gibt. 

127 Vogelarten im Büsnauer Wiesental
Das Büro für Tier- und Landschaftsökologie Plochingen, die Gruen Werkgruppe Stuttgart und Pirol Ebersbach haben den neuen Pflege- und Entwicklungsplan vorgelegt. Bei ihrer Erhebung haben die Experten 127 Vogelarten im Büsnauer Wiesental gefunden, von denen 59 Arten landesweit, 28 bundesweit bedroht sind, erzählt Dr. Jürgen Deuschle vom Büro für Tier- und Landschaftsökologie. Aber nicht nur seltene Vögel sind hier anzutreffen. Trollblume und Laubfrosch haben hier auf Stuttgarts Gemarkung ihren letzten Lebensraum, und unter den Tagfaltern zählt der im Büsnauer Wiesental noch anzutreffende Dunkle-Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling zu einer in Baden-Württemberg besonders gefährdeten Art. Innerhalb seines komplizierten Entwicklungszyklus ist er auf den Großen Wiesenknopf und zwei Ameisenarten angewiesen. 

Gefährdungspotentiale
Der Pflegeplan, der nach Aussagen der Fachleute „moderat“ ausgefallen ist, sieht als Gefährdungspotentiale unter anderem den Gehölzaufwuchs, die Gewässerverlandung, die vielen Besucher und die intensive ackerbauliche Nutzung. Können diese in der nächsten Zeit eingedämmt werden, so lassen die Mager- und Feuchtwiesen im Büsnauer Wiesental erhalten. Und dann werden dort auch künftig Braunkehlchen, Wasserfrösche, Zwergfledermäuse, Feldschwirl, Mittelspechte und Laubfrösche ihren Lebensraum finden. Eine informativ gestaltete Broschüre über dieses Naturschutzgebiet ist zu beziehen bei der Bezirksstelle für Natur- und Landschaftspflege Stuttgart, Ruppmannstr. 21, 70565 Stuttgart. 

Julia Alber

 


last change: 25.11.02 / gh
Pressestelle der Universität Stuttgart

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