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Stuttgarter unikurier Nr. 89 April 2002
Optimales für die bauliche Entwicklung geleistet:
Wolfgang Näser zum Gedenken
 

Am 23. Januar 2002 ist - für mich überraschend - Wolfgang Näser, der von 1977 bis 1990 Leiter des Universitätsbauamts Stuttgart und Hohenheim war, verstorben. Als Mitglied des Verwaltungsrats, als Prorektor und als Rektor hatte ich in den Jahren von 1978 bis 1990 bei vielen wesentlichen Bauvorhaben, die Wolfgang Näser für und mit der Universität Stuttgart durchführte, Gelegenheit, seine fachlichen und menschlichen Qualitäten kennen und schätzen zu lernen.

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Wolfgang Näser
(Foto: Uni-Bauamt)
 

1925 in Plauen im Vogtland geboren, gehörte er zu der Generation, die noch in vollem Umfang vom Zweiten Weltkrieg geprägt war. Von 1942 bis zum Kriegsende leistete er Wehrdienst bei der Luftwaffe. Nach dem Abitur im Jahr 1946 schloss sich bis 1948 eine Zimmermannslehre an, bevor er Architektur an der damaligen TH Stuttgart studierte. 1961 trat er in die Bauverwaltung des Landes Baden-Württemberg ein und machte dort eine relativ steile Kariere. Von 1972 bis 77 war er Leiter des Staatlichen Hochbauamtes Stuttgart III und von 1977 bis zu seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst Leiter des Universitätsbauamtes. Auch im Ruhestand blieb er beruflich sehr aktiv. Er übernahm nicht nur das Amt des Vizepräsidenten der Architektenkammer Baden-Württemberg, sondern auch das der Bundesarchitektenkammer.
Während in den siebziger Jahren, bedingt durch die internen hochschulpolitischen Auseinandersetzungen, baulich wenig passierte, waren die achtziger Jahre an der Universität Stuttgart geprägt durch einen Aufbruch in neue Technologien. Die damalige Landesregierung unter Ministerpräsident Lothar Späth unterstützte und förderte diese Entwicklungen finanziell in einer heute kaum vorstellbaren Weise. So entstanden in diesen Jahren unter anderem die Institute für Mikroelektronik, für Strahlwerkzeuge, für Bildschirmtechnik, für Bioverfahrenstechnik, das „Hysolar“-Gebäude, der Windkanal sowie Stadion und Sporthalle für das Institut für Sportwissenschaften.
Bei dieser Vielzahl von Aufgaben wäre das Universitätsbauamt völlig überfordert gewesen, hätte es die technisch zum Teil sehr anspruchsvollen Neubauten selbst planen und bauen wollen. Es war eine der großen Stärken von Wolfgang Näser, dass er nicht das Prestige seines Amtes in den Vordergrund stellte, sondern seine Aufgabe ohne Wenn und Aber darin sah, in der Privatwirtschaft die besten Partner zur Realisierung dieser komplizierten und komplexen Bauvorhaben zu finden und für die Universität zu gewinnen. Dieses Vorgehen fand sicher nicht immer die uneingeschränkte Zustimmung in den Ministerien, was Wolfgang Näser wahrscheinlich jedoch keine schlaflosen Nächte bereitet haben dürfte. In diesem Sinne war er alles andere als ein typischer Beamter, aber er hat im Interesse der Universität und letztlich auch im Interesse des Landes auf diese Weise Optimales geleistet. Die offene, unbürokratische Einstellung des Leiters einer staatlichen Institution war auch an der gesamten Atmosphäre und am Verhalten der Mitarbeiter des von ihm geleiteten Amtes zu spüren.
Ein für mich besonders markantes Beispiel seines an der Sache orientierten, unbürokratischen Handelns waren die Vorbereitungen zum Staatsbesuch von Michael Gorbatschow im Juni 1989. 
Zur demonstrativen Vorführung eines neu entwickelten Roboters und anderer Exponate vor rund 400 Journalisten und Gästen in der gerade fertig gestellten Sporthalle war es notwendig, zusätzlich einen Fußboden einzuziehen. Nur wenige Wochen standen zur Verfügung, dieses und andere damit zusammenhängende Probleme zu lösen, da es keine räumliche Alternative zum Sportinstitut gab. Es gab weder Diskussionen und Verhandlungen über die extreme Kurzfristigkeit des Auftrags noch über die Frage der Finanzierung. Wolfgang Näser sagte lediglich zu, dass er das Problem lösen werde und er hielt Wort. Der Gorbatschow-Besuch wurde ein großer Tag für die Universität Stuttgart.
Wolfgang Näser hat in uneigennütziger und selbstloser Weise maßgeblich an der baulichen Entwicklung und Gestaltung der Universität Stuttgart mitgewirkt, wofür wir ihm zu großem Dank verpflichtet sind.

Franz Effenberger

 


last change: 29.04.02 / gh
Pressestelle der Universität Stuttgart

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