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Stuttgarter unikurier Nr. 88 Dezember 2001
Wolfgang Paul-Preis für Professor Atac Imamoglu:
Stuttgarter Physiker profitieren von Deutschlands höchstdotiertem Wissenschaftspreis
 

Prof. Dr. Atac Imamoglu von der University of California in Santa Barbara ist einer der insgesamt 14 ausländischen Wissenschaftler, die am 6. November in Berlin mit dem Wolfgang Paul-Preis, dem höchstdotierten Forschungspreis der Wissenschaftsgeschichte Deutschlands, ausgezeichnet wurden. Ab dem nächsten Jahr wird er für zwei bis drei Jahre an der Uni Stuttgart forschen. Das Bundesforschungsministerium und die Alexander von Humboldt-Stiftung wollen mit diesem mit insgesamt 50 Millionen Mark dotierten Preis dazu beitragen, Spitzenwissenschaftlern aus dem Ausland bestmögliche Arbeitsbedingungen in Deutschland zu bieten. Die Mittel stammen aus dem Zukunftsinvestitionsprogramm der Bundesregierung.

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Insgesamt vier Millionen Mark erhält Prof. Imamoglu für Forschungsarbeiten am 4. Physikalischen Institut der Fakultät Physik der Uni Stuttgart. Atac Imamoglu, 37 Jahre, begann sein Studium an der Middle East Technical University in Ankara, das er mit dem Bachelor of Science in Elektrotechnik abschloß. An der Stanford University in Kalifornien erwarb er den Master of Science und wurde dort 1991 promoviert. Anschließend war er an der Harvard University, Cambridge (USA), und seit 1993 an der University of California in Santa Barbara tätig, seit 1999 als Full Professor (Ordinarius).

Arbeitsgebiete aus Quantenoptik und Photonik
Die Forschungsarbeiten des international herausragenden Physikers konzentrieren sich auf die Untersuchung der optischen Eigenschaften von Nanostrukturen und deren Anwendungen im aufstrebenden Gebiet der Quanteninformationswissenschaft. Seine Arbeitsgebiete in Quantenoptik und Photonik decken höchst aktuelle Themenstellungen unter anderem aus der Informationstechnolgie ab. Diese neuen Arbeiten zur Informationstechnologie entstanden auf der Basis von sogenannten Quantenpunkten; dies sind winzig kleine Halbleiterkristalle, die sich wie „künstliche Atome“ verhalten. Insbesondere ist es ihm gelungen, aus einem einzelnen Quantenpunkt kontrolliert einzelne Energiepakete in Form von Lichtimpulsen (einzelne Photonen) zu extrahieren. Ziel seiner künftigen Arbeiten ist die Kontrolle und Manipulation der Elektronen und Photonen, die in einem Quantenpunkt gefangen sind. Diese Arbeiten könnten es künftig erlauben, ein Quantenbit als grundlegende Maßeinheit in einem Computer einzusetzen, der anders als klassische Computer die Information nach quantenmechanischen Regeln, beispielsweise massiv parallel, verarbeitet.

Enger Bezug zu Stuttgarter Physikern
Am 4. Physikalischen Institut der Uni Stuttgart gibt es verwandte Vorhaben zu Halbleiterlasern, Quantenboxen („künstlichen Atomen“) und zur Optoelektronik und Photonik im weitesten Sinne. Institutsleiter Prof. Dr. Manfred Pilkuhn hatte 1995 während einer Gastprofessur an der University of California Prof. Imamoglu kennengelernt und seitdem enge Kontakte gepflegt. Von diesen Kontakten konnten einige Stuttgarter Nachwuchswissenschaftler bereits profitieren. Anfang nächsten Jahres wird Prof. Imamoglu nach Stuttgart kommen und zwei bis drei Jahre am 4. Physikalischen Institut der Uni Stuttgart forschen. Dabei ist er auch an vielen Wechselwirkungen mit anderen Wissenschaftlern interessiert, die auf dem zukunftsweisenden Gebiet der Photonik arbeiten. An der Universität Stuttgart ist man über den Preis für den amerikanischen Physiker natürlich außerordentlich erfreut, betonen Prof. Pilkuhn und Uni-Rektor Prof. Dr.-Ing. Dieter Fritsch übereinstimmend. Schließlich zählen die Arbeitsgebiete Imamoglus zu den strategischen Schwerpunkten der Uni Stuttgart in Materialwissenschaft und Nanotechnologie. 

Wolfgang Paul 
Der Namenspatron des Preises, Wolfgang Paul (1913 - 1993), gilt als Pionier auf dem Gebiet der Teilchenphysik. Der Physiker wurde 1939 in Berlin promoviert und habilitierte sich 1944 an der Universität Göttingen. 1952 wurde Paul Direktor des Physikalischen Instituts an der Universität Bonn. Für die Entwicklung einer „Ionen-Falle“, mit deren Hilfe Atomkerne „eingefangen“ werden können, erhielten Wolfgang Paul und der Humboldt-Forschungspreisträger Hans G. Dehmelt 1989 zusammen mit Norman F. Ramsey den Nobelpreis für Physik. 1979 bis 1989 war Wolfgang Paul Präsident der Humboldt-Stiftung. /zi

Weitere Informationen unter m.pilkuhn@physik.uni-stuttgart.de  bzw. unter atac@ece.uscb.edu  sowie unter www.humboldt-foundation.de/avh/paul.html

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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