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Stuttgarter unikurier Nr. 88 Dezember 2001
Den Blick für die Kulturlandschaft schärfen: 
Geographischer Lehrpfad in Stuttgart
 

Einer interessierten Öffentlichkeit Zusammenhänge in der Kulturlandschaft deutlich zu machen, war das Ziel des am Lehrstuhl Physische Geographie des Instituts für Geographie (Prof. Dr. Wolf Dieter Blümel) erarbeiteten Geographischen Lehrpfads „Schwälblesklinge“. Die Schwälblesklinge ist ein Kerbtälchen, das ins Nesenbachtal mündet und eine Verbindung zwischen den Stadtteilen Heslach und Sonnenberg herstellt. Der Lehrpfad wurde am 12. Mai 2001 durch Stuttgarts Umweltbürgermeister Jürgen Beck eröffnet. 

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Die Informationstafeln des Lehrpfads führen den Spaziergänger durch einen repräsentativen Ausschnitt der Südwestdeutschen Schichtstufenlandschaft im Stadtgebiet von Stuttgart. Die wohl einzigartige Lage der Stadt in einer Randbucht der Keuperschichtstufe bietet vielfältige Möglichkeiten, auf engstem Raum eine Vielzahl von Aspekten der Entstehung der heutigen Landschaft und ihrer Mensch-Umwelt-Beziehungen zu verdeutlichen.

Geographisch interessante Themen für Laien aufbereiten
Schon seit einigen Jahren wird bei der Lehrveranstaltung „Einführung in die Geländebeobachtung“ diese Lage Stuttgarts im Überschneidungsbereich mehrerer naturräumlicher Einheiten genutzt, um den Studienanfängern die Betrachtung der Landschaft mit dem „geschulten geographischen Auge“ nahe zu bringen. Im Gespräch mit den Studierenden ist bei dieser Einführungsveranstaltung die Idee entstanden, eine der Wanderrouten auch außerhalb der Universität bekannter zu machen und geographisch interessante Themen für den Laien möglichst verständlich darzustellen. Ein wichtiger Gedanke in der Startphase des Projektes war, den Lehrpfad als ein Medium für eine öffentlichkeitswirksame Darstellung des Faches Geographie einzusetzen. 

Reizvolles Erholungsgebiet
Die Initiatoren des Lehrpfads hatten darüber hinaus die Absicht, die Aufmerksamkeit der Stadtbewohner auf ein reizvolles stadtnahes Erholungsziel zu lenken. Nicht zuletzt sollte damit auch ein kleiner Beitrag zur Förderung einer umweltverträglichen Mobilität geleistet werden, denn die Einstiegspunkte des Lehrpfads sind sehr gut mit dem Öffentlichen Personennahverkehr zu erreichen. So ist auch gewährleistet, daß Schulen diesen „Leitpfad“ für ihren Geographie-Unterricht nutzen können. 

Zummenarbeit mit Umwelt- und Forstamt
Eine Gruppe von acht Studentinnen und Studenten hat unter der Leitung von Dr. Joachim Eberle und Dipl.-Geogr. Barbara Malburg-Graf den Lehrpfad ab September 1999 mit großem Engagement konzipiert und schließlich im Frühjahr dieses Jahres fertiggestellt. Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Umweltamt und dem Forstamt der Stadt Stuttgart war die Voraussetzung für die Realisierung dieses Projekts. Die bisherigen Kosten von 9.000 Mark wurden nach einer gezielten Werbekampagne der Arbeitsgruppe von städtischen Vereinen und den beteiligten Stadtbezirken übernommen. 

Von Landschaftsgeschichte bis zu Gesteinen
Für den drei Kilometer langen Weg, bei dem die Spaziergänger 150 Höhenmeter überwinden, wurden eine Orientierungstafel und acht Thementafeln erarbeitet. Sie beschäftigen sich beispielsweise mit der Landschaftsgeschichte des Stuttgarter Raumes, dem Stadtklima, der Regulierung von Fließgewässerregulierung oder der je nach Eigenschaften der Gesteine, der Böden und des Reliefs unterschiedlichen Vegetationsbedeckung. Anschaulich illustriert sind die Tafeln durch naturalistische Aquarellzeichnungen von Bettina Allgaier, einem Mitglied der studentischen Arbeitsgruppe, die als Grafikerin die besten Voraussetzungen für die Visualisierung der Inhalte mitbrachte. Der Weg kann sowohl von Heslach nach Sonnenberg als auch in umgekehrter Richtung begangen werden. Außerdem gibt es eine Einstiegsmöglichkeit am Waldfriedhof in Sonnenberg. 

Preis des Umweltministeriums
Die Resonanz des Projekts in der Öffentlichkeit hat die Erwartungen des Instituts übertroffen. Insbesondere zahlreiche Schulen im Raum Stuttgart begrüßten die Einrichtung des geographischen Wanderwegs. Zur Eröffnungsveranstaltung waren rund 100 Gäste anwesend, von denen viele auch an der anschließenden Führung entlang des Lehrpfads teilnahmen. Nach Medienberichten gab es zahlreiche Anfragen nach dem Lehrpfad-Faltblatt und weiterführenden Informationen. Auch das Interesse an Führungen war erfreulich groß. Eine besondere Würdigung der Projektarbeit ist die Verleihung eines Preises in Höhe von 4.000 Mark durch das Umwelt- und Verkehrsministerium Baden-Württemberg, das den Lehrpfad als begrüßenswerten Beitrag zum Prozeß „Lokale Agenda 21“ anerkennt. 

Fachschaft Geographie als Pate
Eine Patenschaft durch die Fachschaft Geographie soll gewährleisten, daß der Lehrpfad auch in den nächsten Jahren gepflegt wird. So können auch zukünftig Führungen von Studenten für interessierte Gruppen angeboten werden. Für das kommende Wintersemester ist am Institut für Geographie eine Lehrveranstaltung geplant, die eine Internet-Präsentation des Lehrpfads zum Ziel hat. Diese und eine weitere Broschüre sollen die Inhalte der Tafeln vertiefend behandeln. Schon jetzt können weitergehende Informationen zum Projekt auf der Homepage des Instituts abgerufen werden. 

B. Malburg-Graf, J. Eberle

Kontakt
Institut für Geographie, Universität Stuttgart, Azenbergstr. 12, 70174 Stuttgart, Tel. 0711/121-1410 (Sekretariat: Carmen Rieg), e-mail: carmen.rieg@geographie.uni-stuttgart.de, www.geographie.uni-stuttgart.de

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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