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Stuttgarter unikurier Nr. 88 Dezember 2001
Engagierte Wissenschaftlerin:
Anneliese Niethammer - erste Professorin der Uni
 

Am 11. Mai 2001 wäre Anneliese Niethammer, die erste Professorin der Universität Stuttgart, 100 Jahre alt geworden. Aus Prag vertrieben, kam sie 1945 nach Stuttgart und unterrichtete an der damaligen Technischen Hochschule am Botanischen Institut ab 1946 Angewandte Botanik. Ein eindrucksvolles Bild von Leben und Werk der Wissenschaftlerin zeichnet Prof. Ulrich Kull, der heutige Leiter der Abteilung Botanik des Biologischen Instituts, im Band 156 der „Jahreshefte der Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg“.

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Die 1901 in Berlin-Charlottenburg geborene Anna Elise Niethammer wuchs in einer akademischen Welt auf. Ihr Vater, Georg Friedrich Niethammer, hat als Professor für Elektrotechnik einige bekannte Lehrbücher hinterlassen und war Rektor der Deutschen Technischen Hochschule in Prag. Anneliese Niethammer studierte in Prag zunächst Landwirtschaftswissenschaften und anschließend Botanik, jeweils mit der Promotion als Abschluß. Mit einer Schrift über „Stimulationsprobleme an Pflanzen“ habilitierte sie sich 1929 in Prag. Ein zusätzliches naturwissenschaftliches Studium für das Lehramt auch in Chemie, Zoologie und Geographie ermöglichte es ihr ab 1935, ihren Lebensunterhalt durch Unterricht zu verdienen und gleichzeitig ihre akademische Karriere an der Deutschen Technischen Hochschule in Prag, die sie 1941 zur Professorin ernannte, weiter zu verfolgen.
1946 erhielt sie einen Lehrauftrag an der TH Stuttgart und wurde für das Fach „Angewandte Botanik“ umhabilitiert; 1947 erfolge die Ernennung zur nichtbeamteten außerplanmäßigen Professorin. Ihren Lebensunterhalt mußte Anneliese Niethammer jedoch weiterhin als Lehrerin an der Höheren Handelsschule in Ludwigsburg verdienen. Hier wurde sie verbeamtet und unterrichtete bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 1966 Chemie und Biologie. Bis in das Jahr 1970 hielt sie an der Uni Stuttgart Lehrveranstaltungen.
Ihren Ruhestand verbrachte Anneliese Niethammer in Korntal. Hier ist sie am 15. September 1983 gestorben.
In ihren wissenschaftlichen Arbeiten hat sich Anneliese Niethammer zunächst vor allem mit der Stimulierung von pflanzlichen Entwicklungsprozessen befaßt. Diese Arbeitsrichtung wurde später um biochemisch-physiologische Untersuchungen über das Reifen und Altern von Samen und Früchten erweitert. Insbesondere aber auf dem Gebiet der Mykologie der Bodenpilze hat sie Pionierarbeit geleistet und zahlreiche Veröffentlichungen vorgelegt; darunter auch ein für ein breiteres Publikum geschriebenes Buch über mikrobiologische Heilmittel und die Wirkung von Antibiotika. Sie gehört, wie Ulrich Kull hervorhebt, zu den Begründern der ökologischen Mikrobiologie.
Eine kleine Straße am Rande des Vaihinger Campus (Anneliese-Niethammer-Weg) erinnert heute an die erste habilitierte Frau an der Technischen Hochschule Stuttgart. Ein Sonderdruck aus Band 156 der Jahreshefte der Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg, der auch Einblick in die umfangreiche Publikationsliste der Wissenschaftlerin gibt, kann, solange der Vorrat reicht, bei Ulrich Kull am Biologischen Institut (Fax: 0711/685-5096, e-mail: ulrich.kull@po.uni-stuttgart.de) bezogen werden. /eng

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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