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Stuttgarter unikurier Nr. 86 September 2000
Distribution 2000 - Symposium zum E-Commerce:
Die Neuordnung des Handels
 

Shopping übers Internet findet immer mehr Anhänger. Ob im Buchhandel oder im Bankwesen, bei der Ticketreservierung oder in der Gesundheitsberatung - der Mausklick ersetzt schon heute manchen Gang über die Straße. Damit werden sich bereits mittelfristig auch die traditionellen Distributionswege der Wirtschaft ändern. Der Lehrstuhl für Investitionsgütermarketing und Beschaffungsmanagement am Betriebswirtschaftlichen Institut veranstaltete zu diesem Thema am 19. Mai zusammen mit der Prof. Otto-Beisheim-Stiftung der Stuttgarter Liederhalle ein öffentliches Symposium.

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„Unser Thema bedarf eigentlich keiner Begründung mehr“, sagte Prof. Dr. Ulli Arnold, Leiter der Abteilung Investitionsgütermarketing und Beschaffungsmanagement. „Die Schaffung elektronischer Marktplätze mit den Mitteln moderner Informations- und Kommunikations-Technologien wird die Austauschprozesse von Gütern und Dienstleistungen essentiell verändern.“ Vor allem den heutigen Studierenden biete diese expandierende Entwicklung aber auch die Chance zur Positionierung von neuen Unternehmensideen. Hans-Dieter Cleven, Vizepräsident der Schweizer Metro Holding AG und Inhaber der Fa. Völkl hat sich in den letzten Jahren intensiv mit Strategien und Organisationsformen zur Nutzung des Internets für Wirtschaftsunternehmen befaßt. Die Technik habe die bisherige Entwicklung vorangebracht und die Technik werde auch in Zukunft nicht der Engpaß bei der Weiterentwicklung sein, sagte er. Lagen die Gewinnmärkte zunächst in den Bereichen des Netzaufbaus, der Softwareentwicklung, der Services und der Portale, so sei jetzt die Zeit reif für die kommerzielle Nutzung des Mediums durch die Wirtschaft. „Doch wer kein Geld einsetzt, wird auch nicht dabei sein.“ 
Den mit Abstand größten Zukunftsmarkt sieht Cleven in der Verbindung der Mobilkommunikation mit dem Internet. Und hier habe die europäische Handybegeisterung einen technologischen Vorsprung geschaffen, den es wirtschaftlich zu nutzen gelte.


Womit im Internet bisher Geld zu verdienen war.
(Grafik: Distribution 2000 plus)

Rechtsentwicklung hinkt hinterher
Das Haupthemmnis sieht der Metro-Vertreter in der durch unflexible politische Rahmenbedingungen entstandenen Rechtsunsicherheit, die heute vor allem mittelständische Unternehmen zögern ließe. Diese Zurückhaltung der Wirtschaft biete andererseits einer unternehmungsfreudigen jungen Generation große Chancen. „Aber nicht zum Berater laufen und Bildchen malen“, riet der Experte, sondern mit Hilfe von Business-Angels und Venture-Capital gleich auf den Markt drängen.

Generation-@
„Im Internet hat niemand mehr Kenntnisse als die Generation, die mit dem Internet aufgewachsen ist“, bestätigte Oliver Samwer die Erwartungen an die Generation-@. Der Erfolg von alando, einem Internetmarktplatz, den er zusammen mit seinen Brüdern gründete, bestand paradoxerweise darin, daß die Firma schon nach kurzer Zeit vom Marktführer und Vorbild ebay aufgekauft wurde. Rückblickend wertete er die Ausgangssituation heute positiver. In Deutschland sei - anders als vor fünf Jahren, als alle noch nach USA schauten - „ausreichend Kapital für die Finanzierung junger Start-ups vorhanden.“

Preis für Start-up ausgelobt
Erstmals wurde auf dem Stuttgarter Symposium auch ein Start-up Preis in Höhe von insgesamt 50.000 Mark ausgelobt, der einen Anreiz für Studierende der Universität Stuttgart geben soll, selbst unternehmerisch tätig zu werden. Der Preis der Prof. Otto-Beisheim-Stiftung, der aufgeteilt werden kann, wird voraussichtlich alle zwei Jahre vergeben.

Internet und Stadtentwicklung
Die virtuellen Marktplätze des E-Commerce verändern darüber hinaus die bestehenden Märkte und Verkaufsorte in den Städten. Dies machte eine Podiumsdiskussion unter der Moderation von Michael Heller, dem Leiter der Wirtschaftsredaktion der Stuttgarter Zeitung, am Nachmittag deutlich. Prof. Dr. Jörg Maier vom Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie und Regionalplanung der Universität Bayreuth stellte die These auf, daß „besonders in Mittelstädten mit gravierenden Veränderungen zu rechnen“ sei, da hier trotz eines kurzatmigen Stadtmarketings in Richtung „Festivalisierung und Event-Organisation“ ein echtes Stadtentwicklungskonzept fehle.

Kaufen im POS
Matthias Hahn, Baubürgermeister der Stadt Stuttgart, differenzierte hier und wies auf Risiken und Chancen hin. Einerseits bestehe die Gefahr weiterer Geschäftsschließungen in den Innenstädten, wenn verstärkt vom Bildschirm aus eingekauft werde. Andererseits könnten für heute schlecht versorgte und weniger mobile Bevölkerungsgruppen neue Points of Sales (POS) entstehen. „Point of Sales“ nannte Jens Schultzer von Nokia Mobile Phones aus Düsseldorf die traditionellen Verkaufsorte wie Geschäfte, Läden, Stände, Warenhäuser. „Der Point of Sales muß Zusätzliches bieten, um attraktiv zu bleiben, sonst wird er überflüssig.“  /eng

KONTAKT
Prof. Dr. Ulli Arnold, Lehrstuhl für Investitionsgütermarketing und Beschaffungsmanagement, Universität Stuttgart, 
Tel. 0711/121-3161, Fax 0711/121-3131
e-mail:ulli.arnold@po.uni-stuttgart.de

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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