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Stuttgarter unikurier Nr. 86 September 2000
Gelungenes Ereignis zum 20jährigen Jubiläum:
Tag der offenen Tür 2000
 

Bereits seit zwanzig Jahren lädt die Universität Stuttgart - meist im Juni oder Juli - zum „Tag der offenen Tür“, um den in der Region lebenden Menschen Einblick in ihr Spektrum in Forschung und Lehre zu geben. Wie es sich für ein Jubiläum gehört, stimmte bei der diesjährigen Leistungsschau am 1. Juli alles. Eine Vielzahl von Gästen, darunter Universitätsratsmitglied Barbara Bertrang oder der Vaihinger Bezirksvorsteher Herbert Burkhardt, Nachbarn, Freunde, Studierende, Uni-Mitarbeiter mit Familien oder Freunden sowie zahlreiche Schülerinnen und Schüler nutzten die Gelegenheit, Wissenschaft vor Ort zu erleben. Organisatorisch klappte - dank der umsichtigen Vorbereitung von Helmut Sorg - wieder alles wie am Schnürchen. Studierende aus aller Welt sorgten für kulinarische Genüsse beim Sommerfest auf dem Vaihinger Campus. Gruppen des Instituts für Sportwissenschaft und des Studium Generale boten ein abwechslungsreiches Musik- und Unterhaltungsprogramm. Die Gäste genossen sichtlich beides - die Präsentationen der Wissenschaftler und die fröhliche Stimmung beim Sommerfest. 

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Im Foyer des Elektrotechnikgebäudes wirkte ein buntes Glücksrad als Besuchermagnet. Doch das Rad war nicht nur Blickfang, sondern gab gleichzeitig ästhetische Einblicke in Ergebnisse der Chaostheorie. „Mathematik ist mehr als Mathe“ lautete das Motto dieser Disziplin beim Tag der offenen Tür. Prof. Burkhard Kümmerer wußte Vorurteile von der Realitätsferne der Mathematik oder Gerüchte von arbeitslosen Mathematikern - „diese existierten nie“ - zu entkräften: „Mathematik ist eine kreative Wissenschaft, ist Organisation von Komplexität“. Der Bedarf der Industrie an solchermaßen geschulten Absolventinnen und Absolventen sei sehr groß, betonte er vor Besuchern. Als grundsätzliche Motivation für dieses Studium sei vor allem Neugier mitzubringen. „Mathematik ist gnadenlos“, warnte er gleichzeitig, und „Schummeln“ sei nicht drin. Ein „großes Problem“ sieht Kümmerer jedoch in der Schulmathematik; diese sei immer noch „auf dem Stand des 18. Jahrhunderts“. Kümmerer beließ es jedoch nicht bei dieser Kritik, sondern lud am gleichen Tag auch Lehrer zu einem Dialog über „Mathematik zwischen Schule und Hochschule“. Bei einem Mathematik-Quiz konnten die Besucher den „Spaßfaktor“ dieser Disziplin erfahren. Und Gymnasien aus Stuttgart und der Region hatten wieder Gelegenheit, ihre Kräfte beim bereits seit 1986 angebotenen Schülerwettbewerb der Mathematik zu messen. Der Wanderpokal ging in diesem Jahr erneut an das Immanuel-Kant-Gymnasium Leinfelden-Echterdingen, das schon bei einigen Wettbewerben der Vorjahre erfolgreich war (Weitere Informationen dazu unter www.mathematik.uni-stuttgart.de/veranstaltungen/TDM/sieger.html).

Elektronische Kicker
Sie bewegen sich zwar langsamer als zweibeinige Fußballer. Dafür steckt jede Menge an Wissen und Forschungsarbeit aus der Informatik drin. Und sie sind erfolgreich. „CoPS“ (Cooperative Soccer Playing Robots Stuttgart) heißen die elektronischen Kicker, die sich für die Roboterweltmeisterschaft im August in Melbourne qualifiziert haben. Norbert Oswald von der Abteilung Bildverstehen des Instituts für Parallele und Verteilte Höchstleistungsrechner erläuterte den Besuchern, nach welchen Regeln die metallene Truppe spielt und warum sich Wissenschaftler mit solchen, nur scheinbar spielerischen Aufgaben befassen (Näheres dazu finden Sie in der nächsten Ausgabe des Uni-Kuriers). Wieviel Spaß das Studium machen kann, erfuhren die Besucher von einer Gruppe von Softwaretechnik-Studenten, die über ihre Arbeiten innerhalb eines umfassenden Projekts zu „Virtuellen Litfaßsäulen“ informierten. „Auf dem Weg zur nächsten Bushaltestelle erfahren Sie rechtzeitig, ob Sie spurten müssen oder schlendern dürfen“, schildert einer der Softwaretechniker eine Anwendungsmöglichkeit: die aktuelle Abfahrtszeit werde angegeben. Und im Gegensatz zu Mathematikern, Physikern und Chemikern haben die Informatiker kein Problem mit dem studentischen Nachwuchs. „Wir sind zu 125 Prozent ausgelastet“, berichtete Dekan Prof. Kurt Rothermel.

Die Guten in´s Töpfchen
Die Aufgabe schien einfach: aus wenigen Hilfsmitteln eine Maschine entwickeln, die auf einer Platte die richtigen Gegenstände einsammelt. Aber wie im Märchen steckte auch beim achten Konstruktionswettbewerb des Instituts für Konstruktion und Fertigung in der Feinwerktechnik die Tücke im Detail. Die Maschinen, von ihren studentischen Konstrukteuren „Krake“, „Move“ oder „Screwfinder“ genannt, durften eine bestimmte Größe nicht überschreiten, unterlagen Einschränkungen bei der Energieversorgung und sie mußten innerhalb von 90 Sekunden möglichst viele Schrauben und Konservendosen sammeln. Pappröhren oder Kunststoffteile waren nicht akzeptiert. Die Lösungen reichten vom über eine Kurvenscheibe mechanisch gesteuerten Sammelfahrzeug über Konstruktionen, die sich nach dem Start entfalten, um mit einem Schwenk alle gewünschten Teile mit Haftmagneten zu erfassen, bis zum programmierten Sammelroboter. In der Endrunde der sechs besten Maschinen siegte mit knappem Vorsprung moderne Computertechnik über rein elektromechanische Lösungen. „Screwfinder“ sicherte seinen Konstrukteuren, Michael Graf, Rainer Gransee, Matthias Rügner und Timo Zahler, den ersten Platz.

Was wäre der Tag der offenen Tür ohne den umsichtigen Organisator Helmut Sorg? Seit 20 Jahren kümmert er sich um die reibungslose Organisation dieses für die Universität wichtigen Ereignisses.
(Foto: Eppler)

Von Vaihingen bis Heslach
Viele Schülerinnen und Schüler - gelegentlich in Begleitung von Eltern und zum Teil auch Lehrern - nutzten die Angebote der Studienberatung und die Vorträge in den einzelnen Disziplinen. Wer Wissenschaft erleben wollte, hatte bei dem breit gestreuten Themenspektrum die Qual der Wahl. Da gab es Informationen zum Lebensraum Fluß, zu digitalen Übertragungsverfahren für Hörfunk und Fernsehen, zu innovativen Textilien mit Lotus-Reinigungseffekt, zur elektromagnetischen Verträglichkeit, zu Forschungszielen der Molekulargenetik, zur Visualisierung mit virtueller Realitätstechnik, zur Mikrosystemtechnik im Reinraum, zu Werkzeugmaschinen der Zukunft oder zu neuen Medien im Bereich Städtebau und Architektur. Und nicht nur auf dem Vaihinger Campus, auch im Uni-Bereich Stadtmitte - dort sorgten zusätzlich die studentischen Organisatoren der Campustage vom 29. Juni bis zum 2. Juli für lebendiges Flair (siehe dazu die Notiz in dieser Rubrik) - und im Stuttgarter Süden, wo seit über 30 Jahren in der Böblinger Straße in der ehemaligen Miederwaren-Fabrik Benger Ribana Uni-Institute untergebracht sind, gab es Wissenschaft pur. Dort zeigten die Institute für Mechanische und Chemische Verfahrenstechnik und für Kunststofftechnologie Beispiele aus Forschungsgebieten am Übergang zwischen Natur- und Ingenieurwissenschaften. So wird in Heslach - zum Teil gemeinsam mit DaimlerChrysler - an der Brennstoffzellentechnik, einem umweltfreundlichen Antriebskonzept der Zukunft, gearbeitet. Insbesondere das Thema Brennstoffzellen fand bei den Besuchern in Heslach großen Anklang. Die Gäste konnten erleben, wieviel Energie in Wasserstoff steckt, der in der Brennstoffzelle in Strom umgewandelt wird, wie die Entstaubung von Abluft funktioniert oder wie biologisch abbaubare Kunststoffe hergestellt werden.

Zielgruppe Lehrer
Den Dialog mit der Lehrerschaft und der Berufsberatung möchte die Universität Stuttgart intensivieren. Daher wurde - erstmalig in dieser Form beim Tag der offenen Tür - eine eigene Informationsveranstaltung über Studienmöglichkeiten an der Uni Stuttgart speziell für die sogenannten Bogy-Lehrer (diese sind an den Gymnasien Ansprechpartner für Berufs- und Studienorientierung) angeboten. Leider wurde davon nur sehr zurückhaltend Gebrauch gemacht. Eine ähnliche Veranstaltung ist auch für den Uni-Tag am 15. November geplant. Angedacht ist darüber hinaus eine Lehrerfortbildung an der Universität in Zusammenarbeit mit dem Oberschulamt.

Baubetriebslehre unterstützt Amsel
Bereits seit 1988 lädt das Institut für Baubetriebslehre immer am Tag der offenen Tür der Uni zu einem Gewinnspiel zugunsten von Amsel. Insgesamt mehr als 25.000 Mark konnten auf diese Weise der Gruppe zur Verfügung gestellt werden. Amsel (Aktion Multiple Sklerose Erkrankte Landesverband Baden-Württemberg) unterstützt Menschen, die an dieser Krankheit leiden. 2.200 Mark hat das Institut in diesem Jahr bei Aktionen wie Schubkarren, Autokran oder Minibagger fahren eingenommen. Am 31. Juli konnte Institutschef Prof. Dr.-Ing. Fritz Berner der stellvertretenden Stuttgarter Vorsitzenden von Amsel, Inge Keller, die Summe übergeben. Inge Keller freute sich über die aktuelle Unterstützung der Baubetriebler nicht zuletzt auch deshalb besonders, da die Zuschüsse für Amsel gekürzt wurden und das Spendenaufkommen im Vergleich zum Stand vor vier bis fünf Jahren um die Hälfte abgenommen hat.

Kulturleben
Über den Tag verteilt erhielten die Besucher auch einen Eindruck vom vielfältigen kulturellen Leben an der Uni: Der Akademische Chor präsentierte Chöre aus Carmen, Kammermusikgruppen des Akademischen Orchesters gaben Einblick in ihr Repertoire. Die Allmandchaoten boten „beswingte Musik“ und Gruppen des Instituts für Sportwissenschaft und des Studium Generale zeigten ein abwechslungsreiches Unterhaltungsprogramm beim Sommerfest. Und auch der Sommer wußte sich Anfang Juli noch als solcher zu benehmen... /zi

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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