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Stuttgarter unikurier Nr. 86 September 2000
Buch-Tip:
Will keiner mehr Ingenieur werden? Zur Attraktivität von Naturwissenschaften und Technik
 

Die Akademie für Technikfolgenabschätzung hat im Mai diesen Jahres eine bundesweit beachtete Studie vorgelegt, die in mehrfacher Hinsicht vorgestellt zu werden verdient. Erstens ist mit Prof. Dr. Ortwin Renn einer der Autoren Professor an der Universität Stuttgart, zweitens wurde die Datenbasis für die Studie an der Universität Stuttgart und den Schulen in der Region Stuttgart erhoben und drittens zielt die Fragestellung der Studie auf den Kernbereich der Universität Stuttgart - die Attraktivität von technischen und ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen.

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Der allgemeine Rückgang der Anfänger- und Studierendenzahlen seit Anfang der 90er Jahre ist für die Autoren demographisch erklärbar. Während die geburtenstarken Jahrgänge die Universitäten verlassen, rückten dafür nur geburtenschwache Jahrgänge nach. Aber das proportionale Ungleichgewicht zwischen den Fächern bei diesem Rückgang ist damit noch nicht erklärt. Und manchmal erhält man neue Antworten, wenn man neue Fragen stellt.

Neue Antworten
Zu den überraschenden neuen Antworten bei der Suche nach den Gründen für das nachlassende Interesse an den ingenieur- und naturwissenschaftlichen Fächern zählt in der Studie sicherlich, daß den späteren Berufschancen nicht die alles dominierende Rolle für eine Einschreibung zukommt, wie man heute noch meint. Auch die oft beklagte generelle Technikfeindlichkeit konnten die Autoren nicht bestätigen. Statt dessen haben die Wissenschaftler empirisch die harte Relevanz vermeintlich weicher Faktoren wie „persönliche Interessen, die Idee der Selbstverwirklichung und der Wunsch, ‘Spaߒ zu haben in Studium und Beruf” ermittelt.

Spaß an Technik vermitteln
Der Hinweis auf den sicheren Job wird also in Zukunft - zumal unter der Perspektive des lebenslangen Weiterlernens - wohl alleine nicht ausreichen, um wieder mehr Interessenten für die Ingenieur- und Naturwissenschaften zu gewinnnen. Die potentiellen Interessenten müssen das Studium und die anschließenden Berufe wieder für interessant halten, und dazu müssen diese ihre Eignung für und ihr Auftreten auf dem Bildungsmarkt überprüfen. „Wer mehr Ingenieure will, muß dafür Sorge tragen, daß Kinder und Jugendliche Spaß an der Technik finden und im Lebenslauf sukzessiv entsprechendes Wissen und praktische Kompetenzen erlernen können.” Dies ist nicht der Ruf nach einer ‘Fröhlichen Wissenschaft’, aber vielleicht doch Anlaß, ‘die Idee der Universität’, ihren Sinn- und Zweckbezug für den Menschen wieder stärker herauszustellen. 

Ulrich Engler

Michael M. Zwick, Ortwin Renn; Die Attraktivität von technischen und ingenieurwissenschaftlichen Fächern bei der Studien- und Berufswahl junger Frauen und Männer; hrsg. von der Akademie für Technikfolgenabschätzung, Stuttgart 2000, ISBN 3-934629-07-5

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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