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Stuttgarter unikurier Nr. 86 September 2000
Universitätsabend mit Professor Rose:
Steuern, ein immerwährendes Thema
 

Um das allgegenwärtige Thema „Steuern“ ging es beim letzten Universitätsabend. Am 10. Februar sprach Manfred Rose, Professor am Lehrstuhl für Finanzwissenschaft der Universität Heidelberg, über „Steuerreform für mehr Investitionen und Arbeitsplätze“. 

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Das deutsche Steuerrecht in seiner ganzen Dichte zu durchschauen, damit tun sich sogar Steuerberater schwer. Für den Universitätsabend, dessen Tradition es ist, „fächerübergreifende Themen zu behandeln und zu fächerübergreifenden Diskussionen anzuregen“, wie Prorektor Prof. Dieter Fritsch in seinem Grußwort formulierte, sei das Thema „Steuerreform“ daher sehr passend. 


Manfred Rose. (Foro: Eppler)

Steuerreform und kein Ende
„Eine lang an- und fortdauernde Geschichte“, so sieht Manfred Rose die Deutsche Steuerreform und prognostiziert: „Da ist kein Ende in Sicht“. Seit 1971 lehrt er an der Universität Heidelberg und arbeitet an der Entwicklung eines neuen Steuersystems, das sich mit Marktwirtschaft und Demokratie verträgt. Für den Fachmann in Sachen Steuern ist daher das Hauptziel jeder Reform, die auf den Investitionen liegende Steuerlast abzubauen. Die Orientierung an der Steuer sei durch die Orientierung am Markt zu ersetzen. Notwendig dafür: Ein marktorientiertes Steuersystem, das Sparen und Investieren nicht bestraft. 
Die Steuer, „eine Spielwiese der Politiker“, wird für wirtschafts-, wohnungs- und sozialpolitische Ziele mißbraucht, stellte Professor Rose fest. Bei mindestens zehn verschiedenen Einkommenssteuern, und „es sieht nach keiner Änderung aus“, sei von der „Königin der Steuern“ nicht mehr viel übrig. Die gegenwärtige Einkommenssteuer sei kompliziert, undurchschaubar, unfair und marktwirtschaftlich schädlich. Auf das Leitbild der umfassenden Einkommensbesteuerung aus dem 19. Jahrhundert zurückzugreifen, die sich immer auf ein Kalenderjahr bezieht, sieht Rose als grundlegenden Fehler aller Steuerreformen. Hier werde mißachtet, daß die Einkommen aus verschiedenen Zeiträumen stammen: Arbeitseinkommen aus der Zeit der Arbeit, Zinsen und Gewinn aus der Zeit, als ein Teil des Arbeitseinkommens oder der Unternehmensgewinne angespart wurden. 
Heutzutage müssen Unternehmer und junge Menschen in weiteren Zeiträumen als nur über ein Jahr denken, wenn es um ihre Rente oder um Investitionen geht. Doch „wir haben ein wirklichkeitsfremdes Steuerideal, das von Juristen geschaffen wurde“, das Investoren und Sparer enorm belastet und einer Kapitalvernichtung gleich kommt, klagte der Professor. Ökonomen dagegen beobachteten die Steuerwirkungen über eine längere Zeit.

Besteuerung lebenszeitorientiert betrachten
Wer einen Teil seines Einkommens für den Ruhestand aufspart, hat hohe Steuerlasten zu tragen, kritisierte er: „Es ist doch Unsinn, die Vorsorge zu besteuern“. Da auch der Investor mit einer hohen Steuerlast bestraft wird, verlaufen viele Investitionsprojekte im Sande. Manfred Rose forderte daher anstelle des Prinzips der Mehrfachbesteuerung, die Besteuerung lebenszeitlich orientiert zu betrachten, damit jedes am Markt erzielte Einkommen nur einmal Steuern ausgesetzt ist.

Marktorientierte Einkommensbesteuerung
Bei einer marktorientierten Einkommensbesteuerung werden Arbeitseinkommen und Kapitaleinkommen aus Zinsen und Gewinnen unterschiedslos und damit fair belastet. Sollen mehr Investitionen erfolgen und mehr Arbeitsplätze geschaffen werden, mahnte Dr. Rose, dann dürfe eine marktübliche Rendite des Spar- und Investitionskapital nicht besteuert werden. Was bedeutet, daß das die Finanzierungskosten deckende Existenzminimum des Kapitals genauso vor einer Besteuerung geschützt sein muß wie das Konsumexistenzminimum der Arbeitenden. So würde die marktorientierte Einkommensbesteuerung zur Gleichstellung aller Investitionsarten führen. Die erzielten Erträge unterliegen nur einer einmaligen Belastung, und wenn aus dem versteuerten Einkommen investiert wird, dann ist die jeweilige Investition steuerfrei. Die Investitionstätigkeit würde mit diesem Konzept maßgeblich stimuliert, betonte Rose.
Es waren nicht nur theoretische Überlegungen zur Steuerreform, die Manfred Rose vorstellte, denn ein unter seiner Führung entwickeltes Steuersystem bewährt sich schon seit 1994 in der Republik Kroatien. In Deutschland ist nach Ansicht von Rose eine Steuerreform schon deshalb wichtig, daß nicht immer mehr Geld ins Ausland abfließt. „Wäre es nicht gut, wenn das Geld mal nach Deutschland fließen würde, aufgrund einer sinnvollen Steuerreform, die Investoren und Sparer nicht bestraft?“, fragte der Steuerfachmann abschließend.

J. Alber

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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