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Stuttgarter unikurier Nr. 84/85 April 2000
Michael-Jäger-Preis an Stuttgarter Forscher:
Stabilität des Knies bei Belastung meßbar
 

Im vergangenen Jahr wurde der mit 10.000 Mark dotierte Michael-Jäger-Preis der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS) an Sven Bruhn und Prof. Dr. Albert Gollhofer vom Institut für Sportwissenschaft der Universität Stuttgart vergeben. (Siehe auch Uni-Kurier Nr. 82/83.) Die internationale Vereinigung der Orthopäden, Traumatologen und Biomechaniker wertete die Arbeiten der Stuttgarter Wissenschaftler über die „Funktionelle Stabilität am Kniegelenk - Verletzungs- und trainingsbedingte Unterschiede“ als wegweisend für das Gebiet der differentiellen Diagnostik. Für das in diesem Zusammenhang eigens entwickelte Meßgerät konnte nach der Patentanmeldung bereits ein Lizenznehmer gefunden werden.

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Jeder Sportler weiß, daß das Kniegelenk zu den meist belasteten und deshalb auch für Verletzungen anfälligsten Körperteilen zählt. Gerade Verletzungen des vorderen Kreuzbandes sind häufig und stellen für die Kassen und den Steuerzahler einen erheblichen Kostenfaktor dar. Messungen der Stabilität des Gelenks, die sowohl vor wie nach einer Operation wichtig sind, konnten nur am unbelasteten und ruhenden Bein vorgenommen werden. Wie das Gelenk sich aber in der Bewegung verhält, war bisher jedem methodischen Zugang verschlossen. Die Stuttgarter Preisträger haben nun ein Gerät entwickelt, das es erstmals erlaubt, die Stabilität des Kniegelenks auch im Stehen und Gehen zu messen. Es besteht im wesentlichen aus zwei Linearpotentiometern, die auf parallelen Meßstrecken die Bewegungen des Oberschenkels und des Unterschenkels in Relation zu einem Referenzkoordinatensystem erfassen. Über einen ebenso einfachen wie zweckmäßigen Mechanismus ist es gelungen, dabei die Reflexreaktionen der stabilisierenden Muskulatur am Kniegelenk aufzuzeichnen. Mit diesem Forschungsansatz können nun die genauen Wechselwirkungen zwischen der mechanischen Bewegung des Unterschenkels und der zugehörigen neuromuskulären Strategie zur Stabilisierung des Gelenkes ermittelt werden. Dadurch wird das Wissen um die Gelenkstabilität grundlegend erweitert. Praktisch ist es nun möglich geworden, die feinsten Unterschiede in der Stabilität des Kniegelenks zwischen Patienten nach erfolgreicher Operation zu Personen mit intaktem Kreuzband aufzuzeichnen. Und damit kann der Erfolg von Trainingseinheiten zur Verbesserung der Gelenkstabilität beurteilt werden.

KONTAKT
Institut für Sportwissenschaft, Sven Bruhn, Allmandring 28, Tel: 0711/685-3188, Fax: 0711/685-3165, e-mail: sven.bruhn@sport.uni-stuttgart.de

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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