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Stuttgarter unikurier Nr. 84/85 April 2000
Geprüft und für gut befunden:
Modellstudiengang Softwaretechnik wird regulärer Studiengang
 

Einen Studiengang zu schaffen, der Informatiker ausbildet, die in der Softwaretechnik ein solides Fundament haben, war Ziel der Initiatoren, als im Herbst 1996 an der Universität Stuttgart der in Deutschland einmalige Modellstudiengang Softwaretechnik eingerichtet und zusätzlich zum Studiengang Informatik angeboten wurde. Seither ist er, ganz ohne Werbung, einer großen Nachfrage gewiß: 147 Interessenten bewarben sich allein im Wintersemester 1999 auf die 60 Studienplätze.

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Vom 14. bis 16. Dezember stand dem Modellstudiengang Softwaretechnik nun eine Prüfung auf „Herz und Nieren“ ins Haus, denn 1996 hatte das Ministerium für Wissenschaft und Kunst Baden-Württemberg den Studiengang zunächst für fünf Jahre genehmigt. Was mit der Softwaretechnik an der Universität Stuttgart ab dem Jahr 2001 passiert, Einstellung oder Etablierung als regulärer Studiengang, das hatte nun im Rahmen einer Evaluation ein hochkarätiges Expertenteam vor Ort und anhand des Lehrberichts, den die Fakultät im zweiten Halbjahr 1999 zusammengetragen hatte, zu klären. Über die prüfenden Fachleute aus dem In- und Ausland - Peers genannt - zeigte sich der für den Studiengang verantwortliche Prof. Dr. Jochen Ludewig, Fakultät für Informatik, äußerst erfreut. Um mit Studierenden und Lehrenden zu sprechen und sich ein Bild vom Modellstudiengang Softwaretechnik zu machen, waren angereist: der Präsident der Gesellschaft für Informatik, Prof. Dr. Gerhard Barth (Dresdner Bank, Frankfurt), Prof. Dr. Martin Glinz (Institut für Informatik, Universität Zürich), Thomas Leineweber (Student der Informatik an der Universität Dortmund), Prof. Dr. Manfred Nagl (Lehrstuhl für Informatik III der RWTH Aachen), Prof. Dr. David Lorge Parnas (NSERC/Bell Industrial Research Chair in Software Engineering, Director of the Software Engineering Programme, Faculty of Engineering, McMaster University, Hamilton, Ontario, Kanada) und Helmut Thoma (ehemaliger Präsident der Schweizerischen Informatik-Gesellschaft, ITpro, Basel).


Sehr positiv beurteilten die Experten - hier im Gespräch mit dem Stuttgarter Informatiker Prof. Jochen Ludewig (zweiter von links) - den Studiengang Softwaretechnik: von links Prof. David Parnas (McMaster University, Hamilton/Kanada), Prof. Jochen Ludewig, Prof. Martin Glinz (Universität Zürich), Informatikstudent Thomas Leineweber (Universität Dortmund), Helmut Thoma (ITpro Basel), Prof. Gerhard Barth (Dresdner Bank, Frankfurt) und Jan Grothkast von der Fachschaft Informatik der Uni Stuttgart. (Foto: Eppler)

An Erfordernissen der Wirtschaft orientiert
Nach zwei Tagen intensiver Arbeit deckten sich die ersten Ergebnisse der Peers weitgehend mit dem Urteil der Studierenden. Positiv wurden unter anderem die Projektarbeiten und die Teamorientierung bewertet, die Praxisbezug schaffen, ohne daß die Wissenschaftlichkeit leidet. Auch zur Stärkung des Industriestandortes Deutschland trage der Modellstudiengang bei, der sich mit seinen Ausbildungsschwerpunkten - Entwicklung, Bearbeitung, Projektmanagement und Qualitätssicherung von Software - an den Erfordernissen in der Wirtschaft orientiere, zielgerichtet ausbilde und den Studierenden aufgrund des großen Praxisbezugs gute Chancen für den Berufseinstieg biete. Nicht unwichtig für die Bewertung war sicherlich auch die Stimmung der Studierenden. Diese sind im großen und ganzen recht zufrieden, heben das Engagement der Lehrenden hervor, den noch praktizierbaren persönlich geprägten Umgang und die kleinen Gruppengrößen bei den Projektarbeiten. Nachteilig wurde der volle Studienplan vermerkt, der im Grund- und Hauptstudium Zeitnot mit sich bringt und nur geringe Flexibilität ermöglicht. Praktische Kurse, Studienprojekte und Industriepraktika kosten Zeit, und Prüfungen ab dem zweiten Semester, die nur jährlich angeboten werden, können Verzögerungen um zwei Semester mit sich bringen. Ein Manko anderer Art sind zu geringe Finanzmittel, denn der betreuungsintensive Studiengang bräuchte dringend mehr Lehrende, besser ausgestattete Arbeitsplätze und auch eine Finanzspritze für die Bibliothek wäre nötig. Summa summarum konnten sich alle Beteiligen freuen. Der Modellstudiengang Softwaretechnik an der Uni Stuttgart soll, so haben die Peers beschieden, zum regulären Studiengang werden. Als Empfehlungen gaben sie den Machern mit auf den Weg: Die Studienprojekte im Hauptstudium auf zwei zu kürzen, um der Zeitnot entgegenzutreten, das Wahl- und Vertiefungsangebot an Vorlesungen zu erweitern und mehr Flexibilität in den Studienplan einzubringen.

J. Alber

KONTAKT
Prof. Dr. Jochen Ludewig, Institut für Informatik, Abteilung Softwaretechnik, Breitwiesenstr. 20 - 22, 70565 Stuttgart, Tel. 0711/7816-354, Fax 0711/7816380, e-mail: ludewig@informatik.uni-stuttgart.de http://www.informatik.uni-stuttgart.de/ifi/se/se.html

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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