Ziel der Forschergruppe ist es, eine effektive Verbindung (Nexus) von realer Welt und den Informationsräumen des Internet herzustellen. Dies soll über eine ortsbezogene beziehungsweise lokalisierte Darstellung der ansonsten universellen elektronischen Informationsfluten realisiert werden. Tragbare Rechner, die per Mobilfunk mit dem Internet verbunden sind, könnten gezielte Informationen zum tatsächlichen Aufenthaltsort des Benutzers oder den Gebäuden in seiner Nähe liefern. Darüber hinaus könnten über sogenannte virtuelle Notizzettel, die sich an realen Objekten anbringen lassen, Verweise zu bestehenden Informationsangeboten, wie etwa dem World-Wide-Web, hergestellt werden. Das Informationssystem einer Messe könnte sich beispielsweise dieser Technologie bedienen. Ein mobiler Rechner bietet einem Besucher automatisch Informationen eines Ausstellers an, sobald er dessen Messestand betritt. Dies kann unter anderem dessen Web-Seite im Internet sein, aber auch ein speziell für die Messe bereitgestelltes Informationsangebot. Per „Tele-finger”, mit dem auf ein Ausstellungsstück gezeigt wird, können weitere Informationen abgefragt werden. Wie mit einem Leitsystem kann der Aufenthaltsort eines Kollegen ermittelt werden, mit dem man ein naheliegendes Restaurant aufsuchen möchte. Selbstverständlich speichert das System alle Informationen und Kontakte für die persönliche Messenachbereitung. An erster Stelle der Arbeit der Forschergruppe steht die Entwicklung einer Systemplattform für diese ortsbezogenen Anwendungen. Die Nexus-Plattform soll ein möglichst detailliertes Modell der realen Welt bereitstellen, das mit jeder Veränderung aktualisiert wird. Darüber hinaus soll Nexus weitere grundlegende Systemfunktionen für mobile Anwendungen bereitstellen, die unter anderem einen fließenden Übergang zwischen der Datenübertragung über ein Handy außerhalb und der wesentlich schnelleren Datenübertragung über ein lokales Funknetzwerk in einem Gebäude ermöglichen. IfP und IPVR arbeiten seit Mitte 1998 an der Thematik ortsbezogener Informationen und mit Hilfe einer Anschubfinanzierung des Landes Baden-Württemberg konnten bereits eine Reihe von Vorarbeiten durchgeführt werden. Bei dem Projekt „Virtuelle Litfaßsäulen” (vgl. Uni-Kurier Nr. 81/1999, S. 54) wird das IPVR durch Hewlett-Packard unterstützt. Eine einfache Beispielapplikation ermöglicht es, von einem mit einem Sensor für das Satellitennavigationssystem GPS (Genauigkeit bis zu zwei Metern) und an das Mobilfunknetz angedockten Notebook aus, über sogenannte virtuelle Litfaßsäulen auf lokalisierte Informationen zuzugreifen. In Kooperation mit der Firma Xybernaut, dem führenden Hersteller für „wearable computer”, das sind mobile Rechner, die am Körper getragen werden und bei deren Benutzung beide Hände frei bleiben, wurde die Beispielanwendung bereits demonstriert. Weiterhin wurde mit Hilfe eines Laserscannerfluges ein detailliertes Modell der Stuttgarter Innenstadt erstellt. Über einen Prototypen, der zunächst auf einem einzelnen Rechner eine erste Teilmenge der geplanten Schnittstelle der Nexus-Plattform realisiert, kann auf dieses Modell zugegriffen und Informationen über bestimmte Gebäude oder die oben erwähnten virtuellen Litfaßsäulen abgefragt werden.

KONTAKT
Prof. Dr. Kurt Rothermel, Universität Stuttgart, IPVR, Breitwiesenstr. 20-22, 70565 Stuttgart, e-mail: Kurt.Rothermel@informatik.uni-stuttgart.de, http://Nexus.informatik.uni-stuttgart.de/