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Stuttgarter unikurier Nr. 82/83 September 1999
Internationales Innovationsforum:
Forschungs- und Entwicklungsmanagement an der Schwelle zum nächsten Jahrtausend
 

“Wo ich bin, ist vorne“, und das ist variabel, denn Jörg Menno Harms, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Hewlett Packard GmbH, stellt alle neun Monate seinen Schreibtisch an einen anderen Ort im Unternehmen. Wo als Umgangsform der Vorname und die Anrede Sie gepflegt werden, beugt Harms so einer Chefetage vor. Mitarbeiter, die ihn aufsuchen, müssen ihre “Trampelpfade“ verlassen, neue Wege einschlagen und lernen dadurch ihnen bislang unbekannte Abteilungen kennen; mit ein Grund für den in der Geschäftswelt noch sehr ungewohnten Wanderzyklus eines Chefs.

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Zur Fachkonferenz “R&D-Management 2000, Challenges and Concepts“, vom Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre in Forschung und Entwicklung der Universität Stuttgart initiiert, hatten sich am 23. Juli im Haus der Wirtschaft rund 120 Wissenschaftler, Führungskräfte aus der Wirtschaft und Studierende eingefunden, um den Ausführungen namhafter Referenten aus Japan und Europa zu folgen.
Für ein Unternehmen sind heute Innovationen wichtiger als je zuvor, um auf den internationalen Märkten wettbewerbsfähig zu bleiben oder sie zu erschließen. Effiziente und ressourcenschonende Projektentwicklungen sind für einen dauerhaften Erfolg immer gefragter, denn der Wettbewerb am Markt wird zunehmend auf den Forschungs- und Entwicklungsprozeß vorverlagert. Hier setzt die Aufgabe des Forschungs- und Entwicklungsmanagements an, dem sich seit 1992 an der Universität Stuttgart der Stiftungslehrstuhl “F&E-Management“ widmet.

Wo entsteht Wissen?
Nach den Grußworten von Wissenschaftsminister Klaus von Trotha, dem Rektor der Universität Stuttgart, Prof. Günter Pritschow, und dem Gastgeber Prof. Hans Dieter Bürgel, Lehrstuhl F&E-Management, kamen die Fachreferenten zu Wort. Prof. Hiroshi Kashiwagi, Yokohama, und Prof. Alexander Gerybadze, Universität Hohenheim, diskutierten die Probleme, wie Forschung und Entwicklung im weltweiten Spannungsfeld von Politik und Kultur zu sehen sind und wie sich die Internationalisierung und Globalisierung auf das Management von Forschung und Entwicklung auswirken. Erstaunliche Daten zu der Frage “Wo Wissen entsteht“ lieferte Prof. Klaus North, Fachhochschule Wiesbaden, in seinem Beitrag “Wissen schaffen in Forschung und Entwicklung“. “Drei Viertel aller Ideen entstehen nicht am Arbeitsplatz“, war seine überraschende Aussage. Der führende Ort, um Ideen zu generieren, findet sich zu 28 Prozent in der Natur, stellte North fest.
Mit der praktizierten Arbeitsmethode, Projekte lange Zeit genau zu überdenken und sich dann festzulegen, ging Dr. Joachim Warschat, Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation, hart ins Gericht. Sein Beitrag “Simulation statt Prototyping und Konstruktion?“ stellte klar: Um konkurrenzfähig zu sein, müssen mehrere konkurrierende Lösungsalternativen kontinuierlich parallel weiterentwickelt werden, und die Entscheidung muß möglichst lange offen bleiben ­ heutzutage machbar durch die neuen Möglichkeiten der Simulation in der Produkt- und Prozeßentwicklung. Die schnellen Zyklen machen flexibel und ermöglichen frühe Bewertung und frühes Ergebnisfeedback, ob beim Bau einer Firma, der Konstruktion von Fahrzeugen oder bei ergonomischen Überlegungen, und helfen somit, Fehlinvestitionen zu vermeiden.
Prof. Takahiro Fujimoto, Universität Tokyo, sprach über Produktentwicklungsroutinen, Prof. Knut Bleicher, Vordenker des St. Gallener Management-Kreises, zeichnete das Verhältnis von Theorie und Praxis beim Übergang zur Wissensgesellschaft auf, und mit den Lücken zwischen Managementtheorie und Technologierealität beschäftigte sich Prof. Hugo Tschirky, ETH Zürich. Am Beispiel von Hewlett Packard, einem Unternehmen, dessen Mitarbeiter zu 2/3 Hochschulabsolventen sind, stellte Jörg Menno Harms die Motivation hochqualifizierter Mitarbeiter vor. Teamgeist, Respekt, eine angstfreie Arbeitsumgebung ­ “es dürfen auch Fehler gemacht werden“ ­ und frühe Übertragung von Verantwortung waren einige der aufgeführten Punkte der Arbeitsphilosophie bei HP. Hochschulabsolventen, mit ihrer ersten eigenverantwortlichen Aufgabe betraut, “laufen wie glühende Birnen durch die Gegend“, konnte Harms abschließend als eindrucksvolles Beispiel für den geglückten Motivationserfolg anführen.

J. Alber

KONTAKT
Betriebswirtschaftliches Institut, Lehrstuhl für F&E-Management, Breitscheidstr. 2c, 70174 Stuttgart, Tel. 0711/121-2385, Fax 0711/121-2388;
e-mail: fue@po.uni-stuttgart.de
http://www.uni-stuttgart.de/fueman/

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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