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Stuttgarter unikurier Nr. 82/83 September 1999
Meßlatte hoch anlegen:
“Stuttgart 21“ als Labor für Zukunftsfragen der Stadtgesellschaft
 

Grundlage aller Planungs- und Realisierungsschritte für die städtebauliche Entwicklung von Stuttgart 21 ist der im Oktober 1996 aus einem ersten Wettbewerb als Sieger hervorgegangene Beitrag des Darmstädter Büros Trojan, Trojan und Neu. Der Entwurf ist gekennzeichnet durch die Weiterentwicklung der Stuttgarter Blockstruktur, eine aufgelöste Stadtkante zum Mittleren Schloßgarten und die Erweiterung von Schloßgarten und Rosenstein-Park um rund 20 Hektar.

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Modell Stutgart 21

Den anschließenden Realisierungswettbewerb für den neuen Bahnhof entschied das Büro Ingenhofen für sich. Der spektakuläre Entwurf kultiviert die neue Qualität des Bahnhofs als unterirdische Station: Das historische Bahnhofsgebäude von Paul Bonatz wird als räumlicher Abschluß der Königstraße erhalten und mit neuen Nutzungen angereichert. Auf mehreren Ebenen finden Fahrgäste und Passanten eine breite Palette von Läden, Dienstleistungen und kulturellen Angeboten. Die tiefergelegten Gleise werden mit einer leichten Betonschale überspannt und über große Lichtaugen natürlich belichtet. Dieses perforierte Dach erzeugt eine einzigartige Stimmung im Bahnhof. Die Stützen der Überdachung dienen zugleich der Lichtführung. Die ungewöhnliche Konstruktion hat das Büro Ingenhofen gemeinsam mit Professor Frei Otto entworfen, der für die Tragkonstruktion des Münchner Olympiastadions verantwortlich zeichnet. Die Oberfläche des Dachs denken sich die Architekten als Grünfläche, die den mittleren Schloßgarten bis zur Heilbronner Straße erweitert. Auf diese Weise soll die Topographie Stuttgarts herausgearbeitet werden.
Der vom Gemeinderat verabschiedete Rahmenplan schreibt die städtebaulichen Essentials des Projekts fest. Für den ersten Bauabschnitt ­ hinter dem Komplex der Südwestdeutschen Landesbank ­ hat die Stadt inzwischen Baurecht geschaffen.
Hinter dem Bahnhof liegen die wertvollsten Entwicklungsflächen der Stadt. In der zum Teil heftig geführten öffentlichen Diskussion über die Zukunft dieses Areals wurde immer in Frage gestellt, ob es unter den ökonomischen Rahmenbedingungen überhaupt gelingen kann, dort einen Stadtteil mit urbaner Atmosphäre zu schaffen.

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Modell Stuttgart 21

Die ersten Projektideen und Investitionsabsichten scheinen eher die Kritiker zu bestätigen. Anregungen und Diskussionsbeiträge aus der Universität konzentrierten sich deshalb auf die Chance, Stuttgart 21 als Städtebaulabor für die Zukunftsfragen der Stadtgesellschaft der Jahrtausendwende zu nutzen. Ein zu hoher Anspruch? Wenn man bedenkt, daß die Fläche hinter dem Bahnhof auf lange Sicht letzte Flächenreserve in der Innenstadt sein wird, kann man die Meßlatte nicht hoch genug legen.
In einer stattlichen Zahl von Entwürfen und Diplomarbeiten haben Studierende der Fakultät für Architektur und Stadtplanung bereits aufgezeigt, welche erstaunlichen Potentiale das Areal bietet. Die auf einer Teilfläche des freiwerdenden Areals stattfindende, von der Universität wissenschaftlich begleitete Initiative einer Internationalen Bauausstellung, die in den Jahren 2002 bis 2007 auf einer Teilfläche des freiwerdenden Areals stattfinden wird, könnte ein Meilenstein werden für einen Städtebau, der dem Prinzip nachhaltiger Entwicklung verpflichtet ist. Die Leitprojekte “Soziale Stadt“, “Umweltverträgliche Mobilität“, “Ressourcenschonendes Bauen“ und “Offene Planungskultur“ bieten vielfältige Möglichkeiten für die Zusammenarbeit von Stadt und Region, Wirtschaft und Wissenschaft. Die epochale Bedeutung der Weißenhofsiedlung ­ Stuttgarts Bauausstellung aus dem Jahr 1927 ­ sollte ein Ansporn und Verpflichtung sein, das Bahnprojekt, in welcher Variante auch immer, für die Entwicklung eines international beachteten Städtebauprojekts zu nutzen.

Franz Pesch

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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