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Stuttgarter unikurier Nr. 82/83 September 1999
Synergie von Verkehr und Stadtentwicklung:
“Stuttgart 21“ ­ Eine Chance für die Stadt Stuttgart
 

Für die Stadt Stuttgart soll eine zukunftsbeständige, direkte Einbindung in das europäische Eisenbahn-Hochgeschwindigkeitsnetz bei gleichzeitiger leistungsfähiger und umfassender Verknüpfung von Fern-, Regional- und Nahverkehr an einem zentralen Knoten sichergestellt werden. Dieses Ziel ist mit einer durchgängigen Weiterführung der Neubaustrecke von Mannheim über Stuttgart nach Ulm mit einem Durchgangsbahnhof am Standort des heutigen Hauptbahnhofs am besten erreichbar. Im Rahmen der Planungen entstand die Idee, daß die freiwerdenden Flächen der Gleisanlagen gleichzeitig eine große Chance für die städtebauliche Entwicklung der topographisch beengten Kernstadt bieten. Hieraus resultierte schließlich das umfassende Projekt Stuttgart 21 (s. Anm. 1) als Synergiekonzept von Verkehr und Stadtentwicklung.

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Dabei soll durch weitgehende Umgestaltung des Bahnknotens Stuttgart der vorhandene Kopfbahnhof durch einen Durchgangsbahnhof quer zur heutigen Bahnachse ersetzt werden. Der dem Kopfbahnhof zugeordnete Abstellbahnhof am Rosensteinpark wird auf das Gelände des bisherigen Rangierbahnhofs Untertürkheim verlegt. Über den neuen Durchgangsbahnhof in Tieflage laufen alle Strecken des Personenverkehrs, ausgenommen die Strecken des S-Bahn-Systems. Die geplante Neubaustrekke nach Ulm ­ Augsburg ­ München führt vom Durchgangsbahnhof weiter Richtung Filder zur Autobahn mit einer Anbindung des Flughafens.
Das Konzept Stuttgart 21 als umfassendes Synergiekonzept geht also über die ursprünglichen Anregungen erheblich hinaus; es enthält alle Komponenten, die seinerzeit für eine zukunftsbeständige Lösung gefordert wurden.

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Durchbindung der Regionalverkehrslinien

Den Anstoß zu Stuttgart 21 gaben zwar ursprünglich die Planungen zum europäischen Hochgeschwindigkeitsnetz; durch die Gestaltung der Gleisanlagen und Netzanbindungen wurde ein Betriebskonzept entwickelt, das dem Nah- und Regionalverkehr in noch stärkerem Umfang als dem Fernverkehr quantitative und qualitative Verbesserungen bietet, die Anforderungen des Integralen Taktfahrplans erfüllt oder überschreitet und Kapazitätsausweitungen ermöglicht. Mit der Durchbindung aller Regionalexpreßzüge und der Fahrmöglichkeit in allen Relationen ohne Richtungswechsel der Züge über den neuen Hauptbahnhof wird eine Optimierung für alle Fahrgastgruppen erreicht (Minimierung des Umsteigebedarfs, günstige Umsteigeverbindungen mit kürzestmöglichen Übergangszeiten, kurze Aufenthaltszeiten für die Reisenden und damit insgesamt Minimierung der Reisezeiten).
Mit den zur Verfügung stehenden Kapazitätsreserven ist Stuttgart 21 eine weit in die Zukunft gerichtete Gesamtkonzeption des Eisenbahnverkehrs in der Region.
Die (gesamt- und betriebs-)wirtschaftlichen Vergleichsrechnungen weisen für Stuttgart 21 gegenüber der Beibehaltung des Kopfbahnhofes eindeutige Vorteile aus.
Der nach den Regeln der Bundesverkehrswegeplanung und der standardisierten Bewertung für ÖPNV-
Maßnahmen ermittelte Nutzen-Kosten-Indikator von > 2,5 (Nutzen sind 2,5 mal so hoch wie die Kosten) stellt ein klares positives Ergebnis dar.
Das Konzept Stuttgart 21 stellt mit der Neubaustrecke Stuttgart-Ulm eine konsequente und schlüssige Antwort auf die vielfältigen Fragen zu einer zukunftsorientierten Gestaltung der Eisenbahninfrastruktur dar. Sowohl für den europäischen Fernverkehr als auch für den Regional- und Nahverkehr werden alle Forderungen erfüllt; für Stuttgart, die Region und für ein leistungsfähiges Bahnnetz ergeben sich Vorteile:

  • durchgängige Hochgeschwindigkeitsstrecke mit Halt in der City (statt peripherer “Vorbeiführung“ an Stuttgart),
  • Erhalt des zentralen Hauptbahnhofs Stuttgart in allen seinen Verknüpfungsfunktionen als “Drehscheibe des ÖV“, künftig als Durchgangsbahnhof,
  • Verbesserung des Verkehrsangebots der Bahn mit Reisezeitverkürzungen sowohl im Fernverkehr als auch im Regional-/Nahverkehr infolge der Durchbindung der Regionalbahnlinien,
  • erheblicher Verkehrszuwachs auf der Schiene bei gleichzeitiger Entlastung der Straße und entsprechender Verringerung der Umweltbelastung,
  • Flughafenanbindung im Fernverkehr mit zusätzlichen verkehrlichen Verbesserungen für den Stuttgarter Süden und ggf. die neue Messe,
  • umfangreiche und hochwertige städtebauliche Entwicklungsmöglichkeiten im Kernbereich der Landeshauptstadt,
  • zukunftsgerichtete Impulse für Wirtschaft und Gesellschaft im Mittleren Neckarraum,
  • zukunftssichere, leistungsfähige Bahninfrastruktur als Standortfaktor für Stadt und Region.

Gerhard Heimerl

Anmerkungen:

1) Inzwischen hat die Bahn im Rahmen ihrer Investitionsplanungen kundgetan, daß sie sich in Anbetracht der Finanzsituation außerstande sehe, das Gesamtkonzept Stuttgart 21 mit der Neubaustrecke “zum jetzigen Zeitpunkt auf einen Schlag in Angriff zu nehmen“. Gespräche mit Land und Stadt sollen eine konsensfähige Vorgehensweise aufzeigen.

 


last change: 27.10.99 / gh
Pressestelle der Universität Stuttgart

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