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Stuttgarter unikurier Nr. 82/83 September 1999
Zur Emeritierung von Ernst Lüder:
Bildschirmpapst geht in den “Unruhestand“
 

Alle Gratulanten waren sich einig: Prof. Dr. Ernst Lüder wird sich nach seiner Emeritierung nicht in die Tiefen des Schwarzwaldes zurückziehen, sondern seinen “Unruhestand“ beginnen. Am 23. April hatten sich an der Universität Stuttgart viele Ehemalige ­ Diplomanden, Doktoranden, Habilitanden ­ Mitarbeiter und Freunde ­ zu einem Festkolloquium aus Anlaß der Emeritierung eingefunden.

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Verabschiedung in den “Unruhestand“: Von links Dr. Malcolm
Thompson (Ceo Nolalux, USA), Prof. Lüder, Dekan Prof.
Göhner und Dr. Rupf vom Bundesforschungsministerium.
(Foto: Eppler)

Viele Dankesworte fand Prorektor Prof. Erich Zahn für den im Uni-Jargon auch Bildschirmpapst genannten Ernst Lüder. Treu sei er seiner Universität gewesen, über 40 Jahre lang, und seine Forschung habe zur weltweiten Anerkennung Stuttgarts beigetragen. Auch auf den engagierten und vorbildlichen Lehrer wies Prorektor Zahn hin und zeichnete anschließend den Forschungs- und Lebensweg des “blitzgescheiten Schwarzwälder Buben“ nach, der 1932 in Schiltach das Licht der Welt erblickte.
Ernst Lüder studierte an der damaligen TH Stuttgart Elektrotechnik, promovierte 1963, habilitierte 1967 und lehrte dann als Privatdozent. In den Bell Telephone Laboratories, USA, forschte er von 1968 bis 1971 an Entwurf und Optimierung von miniaturisierten Filtern für die Telefonanwendung. Im Herbst 1971 konnte ihn die Universität dann nach Stuttgart zurückholen, an das Institut für Netzwerk- und Systemtheorie. Einen Ruf an die Uni Duisburg lehnte er ab, “die Bindung an seine Alma Mater war zu groß. Zudem wußten Uni und Stadt, was sie verlieren würden“, erklärte Zahn die damalige Situation. Unterstützt von Bund und Land baute Prof. Lüder statt dessen 1988 das in Deutschland einzigartige Labor für Bildschirmtechnik auf.
“In diesem Institut wird praxisnah gearbeitet“, lobte Dr. Klaus Rupf vom Bundesforschungsministerium. In den 80er Jahren wurde die Zusammenarbeit mit Lüders Institut “richtig spannend“, erinnerte er sich. Damals nämlich kam der Professor, der auch immer auf den praktischen Nutzen seiner Arbeit achtete und die Zusammenarbeit mit der Industrie als eine Herzensangelegenheit betrachtete, auf die Idee, unter den Bedingungen eines industriellen Labors an Farbdisplays und Dünnschichttransistoren zu forschen. Von dem aus dieser Idee entstandenen, eng an der Praxis orientierten Labor für Bildschirmtechnik profitierten seither zahlreiche Doktoranden und Diplomanden, und Dr. Rupf gestand: “Auch das Herz eines abgebrühten Sponsoren schlägt höher, wenn das Lüdersche Institut vom MIT als führend in der Welt bezeichnet wird.“
Wie vielfältig und einzigartig die Arbeit von Ernst Lüder ist, wurde in der Rede des Dekans der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik deutlich. Bei den Diskussionen um die Neuberufung, so Prof. Peter Göhner, sei erst richtig klar geworden, welch große Lücke sein Ausscheiden hinterlasse. Mit nur einer Neuberufung sei es nicht getan. Um die ganze Arbeit fortführen zu können, seien zwei Neuberufungen notwendig. Mit finanzieller Hilfe der Firma Bosch und des BMBF wird daher ein neuer Lehrstuhl für Bildschirmtechnik eingerichtet.
Neben den Gruß- und Abschiedsworten gaben drei Vorträge Einblick in die Arbeit des Geehrten. Prof. Wolfgang Mathis, Universität Magdeburg, sprach über die “Physikalischen Aspekte der Theorie elektrischer Netzwerke“. Dr. Malcolm Thompson, aus Palo Alto/USA angereist, referierte über “The Present State of Technology and Business of Flat Panel Displays“, und abschließend berichtete Prof. Lüder selbst, in der ihm eigenen didaktisch vorbildlichen Art, über “Optische Signalverarbeitung mit Bauelementen aus der Displaytechnik“.
Daß am Institut für Netzwerk- und Systemtheorie die Interessen aber auch jenseits von LCD, Systemtheorie und Netzwerktechnik liegen, zeigte die musikalische Umrahmung des Festaktes. Sehr zur Freude des scheidenden Chefs brachte das institutseigene Orchester Werke von Felix Mendelson-Bartholdy, Josef Haydn und Joachim Raff zu Gehör. Mindestens die nächsten zwei Jahre wird Prof. Ernst Lüder der Universität noch eng verbunden bleiben: 20 Dissertationen nimmt er als Betreuer mit in seinen “Unruhestand“.

J. Alber

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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