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Stuttgarter unikurier Nr.80/November 1998
3. Stuttgarter Werkstofftag:
Polymerwerkstoffe
 

Das Innovationspotential von Polymeren stand am 24. Juni im Mittelpunkt des 3. Stuttgarter Werkstofftages, der von der Arbeitsgemein-schaft Materialwissenschaft und Werkstofftechnologie der Universität Stuttgart veranstaltet und von Prof. Dr. Claus D. Eisenbach vom Institut für Technische Chemie II organisiert wurde. Zweihundert Teilnehmer, davon rund zwei Drittel aus der Industrie, besuchten die Vortragsveranstaltung; ein Beweis für das große Interesse von Wissenschaftlern und Praktikern an der Grundlagen- und anwendungsorientierten Forschung auf dem Gebiet der Polymere, speziell am Forschungsstandort Stuttgart.

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Polymere, also Kunststoffe, sind aus dem täglichen Leben, aber auch bei sogenannten High-Tech-Produkten nicht mehr wegzudenken und haben in diesem Jahrhundert wesentlich zum technologischen Fortschritt und zur wirtschaftlichen Entwicklung beigetragen. Polymerwerkstoffe haben aufgrund der vielfältigen Variationsmöglichkeiten des Aufbaus der einzelnen Makromoleküle und deren Mischungen sowie durch spezielle Verarbeitungsverfahren ein großes Potential als innovative und zukunftsweisende Materialien. In diesem Zusammenhang sei nur an den Einsatz von Polymeren als Hochleistungswerkstoffe in der Luft- und Raumfahrt oder als Materialien mit speziellen Struktur- und Funktionseigenschaften für die Informationstechnik erinnert.
Das Innovationspotential der Polymere bildete auch den Rahmen für die Vorträge des Werkstofftages. Alle Referate zeichneten sich darüber hinaus durch einen interdisziplinären Ansatz aus, das heißt sowohl in der Grundlagenforschung mit Blick auf das Verständnis über die Synthese, Struktur und Eigenschaften von Polymeren als auch bei der anwendungsorientierten Forschung und technologischen Entwicklung im Hinblick auf neue Produkte und Verfahren sowie letztlich auch der Analytik und Werkstoffprüfung.
Beispiel hierfür sind die von Prof. Hans Uwe Schenck (BASF AG) angeführte Polymer-Werkstoff-Extrusion, bei der die Polymerchemie, Pharmakologie und auch die Verfahrenstechnologie zu einem innovativen Konzept kombiniert werden, oder die von Prof. Claus D. Eisenbach (Institut für Technische Chemie II) und Prof. Rolf Mülhaupt (Institut für Makromolekulare Chemie, Freiburg) angesprochene molekulare Polymer-Polymer-Composite beziehungsweise polymere Nanocomposite, bei denen neben der Makromolekularen Chemie auch Elemente der organischen/anorganischen Komplexchemie hineinspielen. Ebenso gehöre hierher die Verbindung von Polymerchemie mit Anorganik und Biochemie bei neuen Membransystemen, wie von Prof. Dr. Herwig Brunner (Lehrstuhl für Grenzflächenverfahrenstechnik und Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik) angesprochen. Das Zusammenspiel von Polymerwissenschaft mit der Biologie, der Medizin und Verfahrenstechnik ist eine Voraussetzung bei der Entwicklung bioabbaubarer Polymere zum Beispiel beim Einsatz als Implantate; diesem Thema war der Beitrag von Prof. Heinrich Planck (Institut für Textil- und Verfahrenstechnik) gewidmet. Die Kombination von Polymerchemie mit Ingenieurwissenschaften eröffnet neue Perspektiven bei Polymerwerkstoffen durch reaktive Kunststoffaufbereitung, wie von Prof. Hans-Gerhard Fritz (Institut für Kunststofftechnologie) dargelegt, und auch bei der Entwicklung zerstörungsfreier Materialprüfverfahren im Hinblick auf Belastbarkeit oder Qualitätssicherung sind nach Prof. Gerhard Busse (Institut für Kunststoffprüfung und Kunststoffkunde) durch Einsatz und Kombination von aus anderen Bereichen bekannten Meßverfahren neue Ansätze möglich.
Die Arbeitsgemeinschaft Materialwissenschaft und Werkstofftechnologie ist ein Zusammenschluß von verschiedenen Uni-Instituten, die sich mit recht unterschiedlichen, zum Beispiel metallischen, nicht-metallischen anorganischen sowie organischen oder makromolekularen Materialien beschäftigen. Die große Resonanz dieses 3. Werkstofftages bestätigt die Arbeitsgemeinschaft in ihrem Ziel, die Synergien gemeinsamer Materialforschung zu nutzen und dokumentiert gleichzeitig den Stellenwert und das breite Spektrum der Stuttgarter Forschungslandschaft zu den Polymerwerkstoffen.

KONTAKT
Prof. Dr. Claus D. Eisenbach, Institut für Technische Chemie II, Pfaffenwaldring 55, 70569 Stuttgart. Tel.: 0711)/685-4440/4441, Fax: 0711/685-4396, e-mail: cde@makro1.chemie.uni-stuttgart.de

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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