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Stuttgarter unikurier Nr.80/November 1998
Beispielhaft skizziert:
Hochschulbauten
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Das Kollegiengebäude I in Stuttgart-Stadtmitte

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Klare Konzeption der Kollegiengebäude, rechts das K I.     (Foto: Planck)

Um die durch Hochrechnungen belegte, rapide steigende Anzahl der Architektur- und Bauingenieurstudenten unter einem Dach zu vereinen, blieb der Planungs- und Hochschulbau in Anbetracht des zur Verfügung stehenden, relativ kleinen Grundstücks an der Keplerstraße im Grunde keine andere Wahl, als ein Hochhaus vorzuschlagen. Der Plan der Hochschulprofessoren Rolf Gutbier, Günter Wilhelm und Curt Siegle stieß auf Zustimmung sämtlicher Gremien und konnte in den Jahren 1956 bis 1960 realisiert werden.
War die Hochhausscheibe damals in Stuttgart noch ein Novum, so war der dort angewandte „Schnitt-Trick 3 : 2“ nicht minder frappierend. Nach letzterem entsprechen zehn Geschossen auf der Nordseite 15 Geschosse auf der Südseite, wodurch insgesamt 2.000 m2 Nutzfläche ohne Erhöhung des Baukörpers gewonnen werden konnten. Günter Wilhelm äußerte sich zu den Gestaltungsmerkmalen: „Roh sichtbarer Beton, kein Verputz und keine Pinselstriche auf den tragenden und raumbildenden Gerippen und Wandflächen - ein rauhes und rohes Tun! - knappste Formen und Farben bei den wenigen zusätzlichen Teilen und Elementen wie Fensterrahmen, Türrahmen usw. ...Wir wollten ablesbar machen, mit welchen Mitteln ein solcher Bau in unserer Gegenwart gebaut ist und haben Oberflächen und Materialien gewählt, die bei dem harten Gebrauch durch die 1.200 Menschen, die fast täglich darin ein- und ausgehen und darin arbeiten, nicht schmuddelig werden und allzu rasch wieder überstrichen werden müßten“. Eine fast asketische Zurückhaltung im formalen wie im materiellen charakterisiert das Gebäude; nichts Unnötiges und nichts Übertriebenes ist festzustellen. Die vollkommen klare und rationale Konzeption verleiht dem Gebäude dauernden Wert.

E. Szymczyk

 

Die drei Fertigungsinstitute in Stuttgart-Stadtmitte

Als ein kluger Schachzug bei der Durchsetzung eines eigenen Gebäudes erwies sich der Zusammenschluß der Institute für Maschinenelemente, für Werkzeugmaschinen, für Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb im Jahr 1955 nach dem Motto: gemeinsam sind wir stärker. Nachdem die Institutsdirektoren Wewerka, Ehrhardt und Dolezalek mit Unterstützung führender Maschinenfabrikanten immer wieder mit großem Nachdruck auf ihre Raumnot aufmerksam machten, erreichten sie schließlich die Genehmigung eines eigenen Institutsgebäudes am Hegelplatz. Der von Hugo Berger im damaligen Hochschulbauamt konzipierte Neubau wurde von1960 bis 1963 errichtet.

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Die Fertigungsinstitute: Vorne der Hallentrakt, dahinter der Büroturm.   (Foto: Pfeiffer)

Das Gebäude gliedert sich in zwei unterschiedliche Baukörper: den flachen, teils zweigeschossigen Hallentrakt und den darüber „schwebenden“ viergeschossigen Büroturm. Die Verbindung zwischen diesen beiden Bauteilen übernimmt der Turmkern als Verkehrselement mit Aufzügen und Treppe. Als besonders markant erweist sich die gestaffelte, gezackte Form des Hallentrakts entlang der Hegelstraße.
Hier wird bereits die Abkehr vom Kubus deutlich, wie er - ob liegend oder stehend plaziert - in den übrigen Universitätsgebäuden um den Stadtgarten zu finden ist. Gut ablesbar ist eine Architekturströmung der frühen sechziger Jahre, die auf plastische Ausformung einzelner Teile des Bauwerks und die Verwendung einer aus Einzelkuben zusammengesetzten Struktur zielte.

E. Szymczyk

 

Die Universitätsbibliothek in Stuttgart-Stadtmitte

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Freundliche Atmosphäre im Lesesaal      (Foto: Faigle)

„Dies ist der durchdachteste, der schlüssigste Bau einer Bücherei, den wir vorläufig in der Bundesrepublik haben“, heißt es in einem Bericht der Stuttgarter Zeitung anläßlich der Einweihung des Gebäudes am 27. November 1961. Drei Jahre zuvor, 1958, wurde mit dem Neubau begonnen. Als Architekt zeichnete Hans Volkart, zu jener Zeit Professor für Gebäudekunde und Entwerfen, verantwortlich; sein engster Mitarbeiter war der nachmalige Rektor der Fachhochschule für Technik in Stuttgart, Jürgen Zabel. Zu den Planern gesellte sich ein außerordentlich engagierter Nutzer, Dr. Manfred Koschlig. Diese drei Personen unternahmen 1957 auf Einladung von Max Kade, der ein Drittel der Gesamtbaukosten übernahm, eine Studienreise nach Amerika. Das Ergebnis der Reise schlug sich in folgenden Planungsprinzipien nieder:

1. Abkehr von der bis dato gültigen, strikten Dreizonenteilung in Magazin, Lesesaal und Verwaltung. Dagegen Einführung einer Freihandbibliothek, der „open shelves“, mit dem Ziel, den Leser an das Buch heranzuführen.

2. Anwendung der baulichen „flexibility“, einer Planungsart, die spätere Umstellungen innerhalb des Hauses ohne bauliche Veränderungen offen läßt. Der Bau faßt über 500 Lese- und Arbeitsplätze. Hohe, lichte Räume erzeugen eine freundliche Atmosphäre im Innern. Nach außen wirkt das Gebäude durch das klassische Motiv der Säulenreihe - hier modern interpretiert - sehr nobel.

E. Szymczyk

 

Das Hörsaalprovisorium am Stadtgarten - ein Klassiker in jeder Hinsicht

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Langlebig: Das Provisorium         (Foto: Planck)

Das Hörsaalgebäude am Stadtgarten - besser bekannt als „Hörsaalprovisorium“ - ist ein echter Klassiker. Nicht nur wegen seiner so einfachen wie stimmigen Konzeption von Raum - Hülle - Tragwerk und Baukörper in Mies’scher Strenge und Klarheit, sondern auch als Musterbeispiel für die Regel, daß nichts länger dauert als ein Provisorium. 1962 errichtet - in weniger als einem Jahr und zu Kosten von rund einer Mio DM -, sollte es nur als Notbehelf bis zur Fertigstellung der Tiefenhörsäle beim K II dienen. Seit 1969 sind diese in Betrieb, das Hörsaalprovisorium aber - nur für sieben Jahre genehmigt - steht immer noch, wird immer noch gebraucht, und ist immer noch gut brauchbar. Der ursprüngliche Grundriß mit zwei Hörsälen mit 350 bzw. 700 Plätzen wurde 1990 dem geänderten Bedarf angepaßt: aus dem großen wurden zwei kleinere (226 / 454) gemacht. Auch Aggregate der Klimaanlage waren nach 35 Jahren zu erneuern, und im Raumtragwerk der Dachkonstruktion mußte eine Anzahl Knoten und Stäbe ausgewechselt werden. Damit ist der Bau wieder soweit ertüchtigt, daß er klaglos noch einmal die gleiche Standzeit absolvieren kann. - Daß Provisorien überdauern, verdanken sie deutschem Perfektionismus. Im Baurecht gibt es für beschränkte Nutzungszeit keine Ausnahmen von den Vorschriften für Sicherheit, Standfestigkeit, Brand-schutz. Der Planer ging deshalb schon damals davon aus, daß der Bau - wenn die Hörsäle ausgedient hätten - weiter verwendbar sein sollte. Der Element- und Montagebau garantierte kurze Bauzeit und ermöglichte auch Abbau und Wiederverwendung an anderer Stelle. Während man ringsum für die Ewigkeit betonierte, wurde hier bereits ein Fall von Nachhaltigkeit exerziert - 30 Jahre vor dem Ökotrend.
Inzwischen gehört das Provisorium neben der Bibliothek und den Kollegiengebäuden so selbstverständlich zum Ensemble am Stadtgarten, daß es schwerfällt, es wegzudenken. Sollten Hörsäle je entbehrlich werden, man wäre nicht lange um neue Nutzungen verlegen. Wenn man dabei dem Bau an der Stadtgartenseite eine Fassade aus Glas geben könnte und die Plakatwand endlich verschwände, wäre das sogar für den Park eine Wohltat. Architekt des Provisoriums ist Prof. Friedrich Wagner. 1962 war er noch Mitarbeiter des Universitätsbauamtes, gerade aus Chicago zurückgekehrt, nach drei Jahren im Büro Mies van der Rohes.

K. Schmiedek

 

Institut für Aero- und Gasdynamik - „Gründerzeitbau“ der Pfaffenwaldetappe

Bei der Standortwahl für die Auslagerung der Universität nach Vaihingen hatte auch die Nähe zu Echterdingen eine zunehmend wichtige Rolle gespielt. Stuttgart sollte zu einem Süddeutschen Zentrum der Luft- und Raumfahrtforschung ausgebaut werden, wozu auch ein Flugplatz gebraucht wurde. Und so waren es neben der Forschungs- und Materialprüfungsanstalt für das Bauwesen (FMPA) in erster Linie Luftfahrtinstitute, mit denen das Bauen im Pfaffenwald begann. Das erste war das Institut für Aero- und Gasdynamik (IAG), das in den Jahren 1957 bis 1959 errichtet wurde.

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Funktionelle Gliederung: Das Institut für Aero- und Gasdynamik.   (Foto: Planck)

Für den Entwurf technischer Institute mit komplexen Nutzungsanforderungen gibt es im Pfaffenwald eine Anzahl beispielhafter Lösungen. Gemeinsam ist ihnen die Trennung in ein Institutsgebäude für den Büro- und Lehrbetrieb und einen Laborbau für die experimentelle Forschung. Unterschiede gibt es bei der Behandlung weiterer Programmteile, die entweder integriert werden oder sich in Nebengebäuden selbständig machen, zum Beispiel Hörsäle. Prof. Wilhelm als Architekt entwarf für das IAG eine stark gegliederte Anlage. Abgesetzt vom Institutsgebäude steht eine 85 Meter lange Versuchshalle, der ein Werkstattgebäude vorgelagert ist und die auf der Rückseite einen Anbau für die Meßwarte hat, Bestandteil des 120 Meter langen Stoßwindkanals, der im Freien auf einer Schienenbahn steht.
Der Tendenz des Architekten, einzelne Funktionen sichtbar zu machen, kam entgegen, daß die Anlagen zur Erzeugung der Luftströmungen nicht umbaut werden mußten: große Kugelbehälter und Zylinder aus Stahl für Druckluft und Vakuum. Zusammen mit dem hohen Turm des Schalldämpfers, mit dem Laminarwindkanal und einem Wasserbecken für Kühlzwecke bilden sie ein wohlgeordnetes Ensemble technischer Einrichtungen von großem Reiz.
Das Entwurfskonzept funktioneller Gliederung setzt sich konsequent fort in der Behandlung der einzelnen Baukörper und Konstruktionselemente, etwa bei den Dachformen zur Erzielung von Oberlicht oder dem geschoßweisen Auskragen zur verdeckten Anordnung des Sonnenschutzes. Bedachte Materialwahl und sorgfältige Detaillierung tragen in Profil, Struktur und Farbton das ihre zur Qualität bei, die sich auch am Zustand der Schadensfreiheit ablesen läßt: nach 40 Jahren gibt es kaum Anzeichen von Materialermüdung und Verfall.
Heute sind auch die Rodungen vergessen, mit denen das Bauen im Pfaffenwald begann. Junge Bäume und Gebüsch säumen die Lichtungen um die Gebäude. Dieses Bild mag denen vorgeschwebt haben, die den Pfaffenwald als Hochschulstandort wollten: die Idylle ungestörter Waldesruh. Leider machte das Waldgebiet nur etwa ein Drittel der Campusfläche aus. Zur Abwehr weiterer Baupläne wurde der Pfaffenwald unter Naturschutz gestellt. Man kann sich fragen, ob der aufs freie Feld gelenkte Weiterbau die bessere Gesamtlösung bewirkte.

K. Schmiedek

Hauptnutzfläche: 3.580 m2
Umbauter Raum: 32.875 m3
Gesamtbaukosten: 7,92 Mio DM
Bauzeit: 1957 - 1960
Architekt: Prof. Wilhelm / Rösemann

 

NWZ - nicht nur Naturwissenschaftliches Zentrum

Das NWZ ist das erste große Bauvorhaben nach dem Beschluß von 1961, die Universität vollständig nach Vaihingen zu verlegen. Auf dem Masterplan von 1964 besteht das Projekt noch aus drei Hochhäusern: Anorganische Chemie und Geologie / Organische Chemie / Physik.
Der Bau des NWZ markiert das Ende einer Planungsphase, bei der man sich an angloamerikanischen und skandinavischen Hochschulbauten orientiert hatte. Für die jetzt gestellte Aufgabe der Massenuniversität gab es auch im internationalen Raum keine Vorbilder mehr. Ein vergleichbares Vorhaben war die 1963 projektierte, neue Universität Bochum: Eine Phalanx von dreizehn Hochhausscheiben in zwei Reihen beiderseits eines zentralen Bereichs angeordnet, zu einem Komplex verbunden durch einen Sockel von Flachbauten.
Bochum als Leitbild ist unschwer im NWZ wiederzuerkennen: Länge, Höhe und Breite der Hochhäuser sind fast identisch. Aber es gibt auch Unterschiede: die 117 Meter langen Baukörper erhielten hier betonte Gliederung durch Vertikalelemente: Schächte und Erschließungskerne. In Stuttgart entschied man sich im Richtungskampf der Modulfrage: DIN-Normmaß 12,5 cm, 25 cm.... contra Euro-Norm: 10 cm, 30 cm ... für letztere und plante mit Achsmaßen 1,20.... 7,20 Meter. Dafür wählten die Bochumer das bessere Installationssystem zur Medienversorgung und Lüftung: den Einzelschacht. Im NWZ läuft die Versorgung über horizontale Sammelschächte im Deckenhohlraum. Hier wie dort galt für den Innenausbau größtmögliche Variabilität, erreicht durch Skelettbauweise und flexible Trennwandelemente. In die Bauzeit des NWZ fiel die erste Ölkrise mit ihren Folgen: Rezession und Sparhaushalte. Das Bauvolumen des NWZ wurde um 30 Prozent gekürzt, von den drei Hochhäusern eines gestrichen.

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Leitbild Bochum: Das Naturwissenschaftliche Zentrum.          (Foto: Luftbild Brugger)

Später ging man im Hochschulbau andere Wege: statt Großeinheiten wurden erweiterbare Strukturen gebaut, die sowohl unterschiedlichen Nutzungsanforderungen wie wechselnden Haushaltslagen leicht anpaßbar sein sollten.
Nach diesem Muster wurde dann das IWZ gebaut: Trotz der notgeborenen Überbelastung haben sich auch die Baustrukturen des NWZ in vielen Jahren bewährt, zuletzt beim Einzug der Biologie in das NWZ 2 im Jahre 1990.
Nur der Beton, bevorzugter Baustoff der 60er und 70er Jahre, erfreut sich nicht mehr der einstigen Beliebtheit. Trotzdem sind die Kolosse des NWZ zum Wahrzeichen der Universität in Vaihingen geworden - so wie das Zwillingspaar der Kollegiengebäude den Campus am Stadtgarten markiert.

K. Schmiedek

Hauptnutzfläche: 52.000 m2
Umbauter Raum: 483.000 m3
Gesamtbaukosten: 114,5 Mio DM
Bauzeit: 1968 - 1974
Planung: Universitätsbauamt

 

Forschungszentrum Bioverfahrenstechnik Stuttgart:
High Tech - High Light

In den 80er Jahren entstanden in Vaihingen in rascher Folge zahlreiche Neubauten, die für Forschungs- und Entwicklungsvorhaben der Marke „High-Tech“ bestimmt waren: das Institut für Mikroelektronik, der Höhenprüfstand beim Institut für Luftfahrtantriebe, die Windkanalanlage beim Institut für Verbrennungsmotoren und Kraftfahrwesen, das Mikrostrukturlabor beim Physikalischen Institut, Hysolar, die Lasertechnik beziehungsweise das Institut für Strahlwerkzeuge, das Laborgebäude für Bildschirmtechnik beim Institut für Netzwerk- und Systemtheorie und schließlich das Forschungszentrum Bioverfahrenstechnik (FBS).
Wo wissenschaftliches Neuland zu erkunden ist, zumal im Forschungsbereich der Mikrostrukturen, müssen auch bei der Planung der Gebäude neue Wege gegangen und neue Lösungen gefunden werden.
Und wo man am Beginn einer Entwicklung steht, kann man noch nicht auf bewährte Vorbilder zurückgreifen: Reiz und Risiko des Hochschulbaus!

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Nobles Gebäude mit „technischem“ Understatement: Das Forschungszentrum Bioverfahrenstechnik.
(Foto: Walser)

Im Fall der Bioverfahrenstechnik kamen noch weitere für die Planung erschwerende Umstände hinzu: Das Gentechnikgesetz, das maßgeblichen Einfluß auch für den Bau erwarten ließ, war noch nicht verabschiedet, sondern im parlamentarischen Verfahren. Ebenso unklar waren die Zuständigkeiten der Aufsichtsbehörden. Folglich mußte mit Annahmen, Optionen und viel Sicherheitsspielraum operiert werden.
Erst im Laufe des Planungsprozesses wurde das Team der Nutzer berufen, solange übernahmen Berater ihre Rolle - was nicht ohne nachträgliche Änderungen abging. Das Vorhaben stand unter hohem politischen Realisierungsdruck ohne Rücksicht auf die genannten Probleme, die alles andere als beschleunigend wirkten. Als die Planung schließlich stand, gab es neue Schwierigkeiten: die Kostenberechnung schloß mit Werten, die 100 Prozent über den Schätzkosten lagen. Eigentlich kein Wunder, trotzdem mußte noch einmal gründlich untersucht werden, wie die Kosten zu senken wären. Die Folge der genauen Prüfung hatte leider die umgekehrte Wirkung...
Mit Kosten von rund 99 Mio DM ist das FBS bei einem Quadratmeterpreis (HNF) von 16.500,-- DM das bislang teuerste Institutsgebäude auf dem Campus. Das Verhältnis der Kosten von Bau zu Technik beträgt fast 40:60 - normalerweise ist das Verhältnis umgekehrt. Ähnlich sehen die Relationen der Flächen von Labors, Büros zu den Räumen der technischen Anlagen und Installationen aus. Das Technikgeschoß im UG hat ein größeres Volumen als der oberirdische sichtbare Teil des Zentrums.
Daß das Gebäude kein vor Technik strotzendes Erscheinungsbild bietet, sondern sich „cool“ mit Understatement präsentiert, ist das Verdienst der Architekten Ackermann + Partner, München. Die Projektierung der komplexen technischen Anlagen besorgte das IB Krebs, Ditzingen. Für die Tragwerksplanung waren Prof. Schlaich - Bergermann und Partner verantwortlich. Die Skulpturen vor der gläsernen Rotunde sind Werke des Bildhauers Lothar Fischer. Mit ihrer archaischen Figürlichkeit und ihrem rohen Rost stehen sie in wirkungsvollem Kontrast zu dem Silbergrau der technoiden Fassade. Der Hugo Häring Architektur-Preis war eine verdiente Auszeichnung für sicher eines der besten Gebäude auf dem Campus!

K. Schmiedek

Hauptnutzfläche: 5.903 m2
Umbauter Raum: 90.019 m3
Gesamtbaukosten: 98,31 Mio DM
Bauzeit: 1990 - 1993
Planung: Prof. Ackermann + Partner

 

Die Hochschulsportanlagen - Erfreuliches am Rande

Ganz im Westen, möglichst weit entfernt vom Zentrum, doch dem Besucher freundlich zugewandt, liegen am Rand des Campus die Sportanlagen. Der Baukomplex aus Institut und Halle und die Abfolge der Freisportflächen von Stadion und Kleinspielfeldern sind zwischen Allmandring und Talgrund so eingebettet, daß ein ganz sanfter Übergang in den Landschaftsraum entsteht. Hier macht sich alles flach und leicht. Kein massiges Volumen dominiert, auskragende Dächer lassen die Wände zurücktreten, die - wo immer möglich - gläserne Flächen sind, Durchblick gewährend, Tageshelligkeit im Inneren erzeugend. Schlanke Stahlprofile, weiß gestrichen, frei vor der Fassade stehend, ihnen vorgelagert filigraner Sonnenschutz. Überall Variationen desselben Themas: Schwerelosigkeit. Das Haus ist Botschaft seines Zwecks: Erweckung heiterer Empfindungen beim Übertreten seiner Schwelle. Nirgends wird man einnehmender empfangen!

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Es scheint leicht hingestellt und empfängt den Besucher mit heiterer Freundlichkeit. Doch ist der
Gebäudekomplex des Instituts für Sportwissenschaft das Ergebnis von Zähigkeit und Kraftanstrengung.
(Foto: Elsner)

Was so leicht hingestellt und locker ausgebreitet scheint, ist - wie so oft - Ergebnis von Zähigkeit und Kraftanstrengung. Mehr als zehn Jahre vergingen zwischen Wettbewerb und Fertigstellung - und daran trug nicht nur der Bauhaushalt die Schuld. Man verfolgte erst ein anderes Konzept: im Wiesengrund des Tales sollte die Anlage entstehen, bis man sich auf Druck des Landschaftsschutzes an die Hangkante zurückzog. Und Ironie des Schicksals: erst mit dem Verkauf der Sportanlagen im Degerlocher Wald, die 1939 geschaffen wurden, als erster - und auch letzter - Schritt beim Vorkriegsversuch, einen neuen Campus außerhalb der Stadt zu gründen, und dem dabei erzielten Erlös wurde der Baubeginn in Vaihingen möglich.
Was heute steht, ist immer noch nur Torso. Schon im Wettbewerb vor zwanzig Jahren gehörten noch eine Gymnastik- und eine Schwimmhalle dazu. Aber anders als beim Torso, der die Vollkommenheit des Ganzen nur erahnen läßt, müßte man hier um die Schönheit der Anlage besorgt sein, falls doch noch mehr gebaut würde.

K. Schmiedek

Architekt: Prof. Dieter Faller
Gartenarchitekten: Eppinger + Schmid
Kosten: 16,3 Mio DM
Bauzeit: 1986 - 1989

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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