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Stuttgarter unikurier Nr.80/November 1998
40 Jahre Uni-Campus - 40 Jahre Baugeschichte
Wo bleibt die Urbanität
 

Vor 40 Jahren startete der Ausbau des Pfaffenwaldes. Heute ist der Campus der Universität Stuttgart in Vaihingen nicht nur der größte Standort der Uni Stuttgart mit rund zwei Dritteln ihrer Lehr- und Forschungseinrichtungen, sondern gleichzeitig eine „Wissenschaftsstadt“ mit Instituten der Fraunhofer-Gesellschaft, des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt oder der Fachhochschule für Druck. Auch das Universitätsbauamt Stuttgart und Hohenheim konnte 1998 auf 40 Jahre des Planens und Bauens im Dienst der Wissenschaft zurückblikken. Das Uni-Bauamt veranstaltete zu diesem Doppeljubiläum Mitte Juni eine Feier, die von einem zweitägigen Kolloquium zum Thema „Campus - 40 Jahre Planen und Bauen für die Universität Stuttgart“ begleitet wurde. Die Veranstaltung sollte unter anderem einen Beitrag zur Standortbestimmung universitären Bauens leisten. - Der Uni-Kurier nimmt dies zum Anlaß, die baugeschichtliche Entwicklung der Universität mit ihren heute zwei Hauptstandorten Vaihingen und Stadtmitte Revue passieren zu lassen, Modelle des Campus und die Stuttgarter Wirklichkeit zu skizzieren, das Verhältnis von Stadt und Universität zu betrachten und einen Ausblick auf die weitere bauliche Entwicklung zu geben. Architekturgeschichtlich Interessierte finden eine Auswahl von Uni-Bauten in ihrem Entstehungs- und Funktionszusammenhang beschrieben. - Im Grunde kann die Universität Stuttgart mit ihrer baulichen Ausstattung zufrieden sein: insbesondere der Vaihinger Campus bietet eine hervorragende Forschungsinfrastruktur. Was Nutzer über den Campus denken, finden Sie am Ende dieses Schwerpunktthemas. Doch wenn man - wie einer unserer Artikel überschrieben ist - „Universität als Campus und Campus als Stadt“ und die Stadt als Ort der Begegnung, der Kommunikation begreift, dann muß die Frage erlaubt sein, warum beide Standorte echte Urbanität vermissen lassen. Ein intensiverer Austausch zwischen Stadt und Universität kann dazu beitragen, dieses Defizit abzubauen. Es gibt vielversprechende Ansätze dafür, die der sorgfältigen Pflege bedürfen. Davon profitieren werden letztlich Stadt und Universität.

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Aus kleinen Anfängen - hier der Zustand im Pfaffenwald im Jahr 1963...  (Foto: Brugger)

Bereits Mitte der fünfziger Jahre war absehbar, daß der Aufbau der im Zweiten Weltkrieg stark zerstörten Universitätsgebäude in der Stadtmitte nicht genügend Kapazität für die rasch wachsenden Studentenzahlen bot. 1957 begannen Rodungen und Erschließungsarbeiten im Pfaffenwald. Im März 1958 wurde das Universitätsbauamt gegründet. Das erste Richtfest am damaligen Otto-Graf-Institut (heute Forschungs- und Materialprüfungsanstalt Baden-Württemberg) konnte im Mai 1958 gefeiert werden.

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...wurde die Konzeption der Wissenschaftsstadt sichtbar, hier der Zustand im Jahr 1977...   (Foto: Luftbild Brugger)

In 40 Jahren sind acht der vierzehn Fakultäten der Uni Stuttgart ganz oder größtenteils auf den Vaihinger Campus umgesiedelt worden. Allerdings wird die Universität Stuttgart ihren Standort Stadtmitte mit den Fakultäten Architektur und Stadtplanung, Geschichts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Philosophie, einzelnen Instituten anderer Bereiche, dem Rektoramt mit dem Sitz von Uni-Leitung und Verwaltung und der Uni-Bibliothek beibehalten. Auf dem Vaihinger Campus mit rund 100 Hektar Baugelände sind inzwischen fast alle ingenieur- und naturwissenschaftlichen Disziplinen angesiedelt. Nach jahrzehntelanger Neubautätigkeit ist der größte Teil der Aufgabe, die Errichtung des Uni-Campus, erfüllt. Noch ausstehende Bauten werden das Erscheinungsbild abrunden. Etwa 14.000 Studierende und rund 5.000 Angehörige der Universität und anderer Einrichtungen bevölkern täglich den Vaihinger Campus. Eine Vorstellung von der Ausdehnung des Uni-Campus gibt die gedachte Projektion auf die Innenstadt: die Anlage würde eine Fläche vom Hauptbahnhof bis zur Silberburgstraße und von der Theodor-Heuss- bis zur Konrad-Adenauer-Straße abdecken.
Auch einige architektonische „Highlights“ hat der Campus zu bieten: Der Architekturführer Stuttgart verzeichnet mit dem Zeltdach von Frei Otto, der Mensa, den Studentenwohnungen der Schweizer Architekten Atelier 5 und dem Hysolargebäude von Behnisch & Partner Gebäude, die Interessierte von weither locken. Und 20 Preise und Anerkennungen haben der Bund Deutscher Architekten, die Architektenkammer und andere Organisationen für Bauten der Universität verliehen.

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... und im Jahr 1994.     (Foto: Luftbild Elsässer)

Bleibt nur die Frage: Wo bleibt die Urbanität? Wie läßt sich der Campus, wie lassen sich die beiden Uni-Standorte beleben? Grundlage für eine positive Veränderung könnten die Ergebnisse des „Arbeitskreises Campus Vaihingen“ sein, der sich das Ziel gesetzt hat, die Bedürfnisse der Bewohner systematisch zu erfassen. Und zu dieser Frage plant Bauamtschef Klaus Schmiedek für das kommende Jahr ein Kolloquium.     zi

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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