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Stuttgarter unikurier Nr.79/Juni 1998
Praxispreisverdächtig - Studierende bereiten Firma auf den EURO vor:
EURO-Lehre und die Praxis vor Ort
 

Was muß ein Unternehmen berücksichtigen, wenn Anfang 1999 der EURO eingeführt wird? Welcher Fahrplan bei der Betriebsanpassung ist einzuhalten, um nicht plötzlich im internationalen Wettbewerb abgehängt zu werden? Der Beantwortung dieser viele Unternehmen bedrängenden Fragen sind Studierende des Lehrstuhls Controlling der Universität Stuttgart minutiös bei der Künzelsauer Stahl AG, einem mittelständischen Unternehmen mit 1.800 Mitarbeitern und einem weltweiten Umsatz von 400 Millionen Mark, nachgegangen. Zum Abschluß ihrer Arbeit haben sie einen 250 Seiten starken Bericht vorgelegt, der einerseits Ergebnis einer erfolgreichen Lehrveranstaltung ist, der aber zugleich als praktisches Handbuch für die Mitarbeiter der Stahl AG bei der EURO-Umstellung zum Einsatz kommen wird. „Die Qualität der Studie ist außerordentlich gut", betonte das Vorstandsmitglied der Stahl AG, Martin Shomaker, bei der öffentlichen Präsentation im Februar an der Universität Stuttgart.

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Mit ihrem Börsengang Mitte des vergangenen Jahres erhielt für die international tätige Stahl AG auch das Thema EURO eine zusätzliche Dringlichkeit. Den mittelständischen Betrieb, der zwar im Bereich explosionsgeschützter Lampen für Bohrinseln und chemische Anlagen international eine dominierende Stellung einnimmt, drückt jedoch wie viele Unternehmen dieser Größenordnung das Personalproblem, im Management zuwenig Kapazitäten für besondere Aufgaben vorhalten zu können. Da waren dann auch die Kurzfristigkeit der angesetzten Untersuchung und die Bedenken, ob die Studierenden im Betrieb Akzeptanz finden würden, kein wirkliches Problem: nach einem kurzen Warm-up-Meeting von Universität und Unternehmen rückten im Oktober 16 Studierende in vier Beraterteams in den Betrieb ein. Vertrieb, Fakturierung und Rechnungswesen sowie das Berichtswesen wurden auf ihre Betroffenheit durch die Einführung des EURO untersucht. Die Auswirkungen reichen schließlich bis in das „Kleingedruckte" der Geschäftsbedingungen: ab wann etwa werden Verzugszinsen in DM oder EURO berechnet?

Die Akzeptanz der universitären Helfer im Unternehmen war außerorderntlich gut, berichteten Martin Shomaker und die Studierenden überstimmend. Bereits nach vier Monaten lag der 250 Seiten starke Abschlußbericht vor, was nach Schätzung von Shomaker eine Kapazitätsentlastung von ca. drei Mitarbeitern bedeutete. Eine großzügige Spende für den Förderkreis des Uni-Instituts folgt demnächst, versicherte das Vorstandsmitglied der Stahl AG.

Bereits im Vorfeld hatten die Studierenden mit einer Befragung der wichtigsten Kunden des Unternehmens die Rahmenbedingungen für die EURO-Umstellung untersucht und dabei festgestellt, daß nicht nur die großen Unternehmen, sondern auch mehr als die Hälfte der Klein- und Mittelständischen Unternehmen mit Umstellungsmaßnahmen befaßt sind. Für die Stahl AG heißt das konkret, sie muß sich darauf einrichten, ab 1999 mit ihren Kunden auch über den EURO abzurechnen, um keine Wettbewerbsnachteile erleiden zu müssen.

Im Ergbnis wird die Umstellung des Unternehmens in zwei Schritten geschehen, ab Januar 1999 wird den Kunden die Abrechung mit dem EURO ermöglicht, die Hauswährung bleibt aber noch die DM; ab 2001 gibt es nur den EURO, alle Personal-, Management- und Controllingdaten werden über diese Währung abgewickelt. Bei der Umstellung werden unter Umständen auch wieder Studierende der Universität Stuttgart zum Zuge kommen. Nach den guten Erfahrungen mit dem Projektteam bot Martin Shomaker den Studierenden an, auch Diplomarbeiten in seinem Hause durchzuführen, „um eventuell den Controller der Zukunft kennenzulernen".

Der Preis für die EURO-Anpassung wird mit dem Zeitpunkt der Umstellung steigen, sagt Shomaker. Schon heute seien gute Kräfte für das Controlling und vor allem für die softwareseitige Umsetzung rar gesät. Wer zu spät kommt, der muß zahlen - vermutlich in EURO.     /eng

 

KONTAKT
Prof. Dr. Péter Horváth, Lehrstuhl Controlling im Betriebswirtschaftlichen Institut, Keplerstr. 17, 70174 Stuttgart, Tel. 0711/121-3169, -3170, Fax 0711/121-3151
e-mail: lehrstuhl.controlling@po.uni-stuttgart.de

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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