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Stuttgarter unikurier Nr.79/Juni 1998
10th International Heat Pipe Conference in Stuttgart:
Heizen und Kühlen auf kleinstem Raum
 

Es war bereits die zehnte 'International Heat Pipe Conference' (IHPC) - und damit ein kleines Jubiläum -, die im Herbst letzten Jahres im Vaihinger Telekom Training Center, organisiert vom Institut für Kernenergetik und Energiesysteme (IKE) der Universität Stuttgart sowie vom Forschungsinstitut für Kerntechnik und Energiewandlung (KE) e.V. in Stuttgart, stattfand. In 95 Fachbeiträgen stellten über 130 Teilnehmer aus 25 Ländern, sowohl von zahlreichen Forschungseinrichtungen als auch aus der Industrie, ihre Ergebnisse und Produkte vor und diskutierten den aktuellen Stand dieser Technik. Besonders erfreulich für die Organisatoren: vor 24 Jahren wurde die erfolgreiche Konferenzserie in Stuttgart begründet - damals wie heute unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Manfred Groll vom IKE.

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Ein Wärmerohr (Heat Pipe) ist ein äußerst effizientes Wärmeübertragungselement, dessen grundlegende Technik bereits in den sechziger Jahren für Anwendungen in der Raumfahrt entwickelt wurde. In einem hermetisch verschlossenen, mit einer Kapillarstruktur ausgekleideten Vakuum-Behälter wird in einer Heizzone durch Wärmezufuhr ein Wärmeträger verdampft. Die damit verbundene geringe Temperatur- und Druckerhöhung bewirkt, daß der Wärmeträgerdampf durch die Transportzone in die Kühlzone strömt. Dort kondensiert er unter Abgabe der zuvor aufgenommenen Verdampfungswärme. Das Kondensat wird danach durch die in einer Kapillarstruktur wirkenden Saugkräfte in die Heizzone zurücktransportiert, wodurch sich der Wärmeträgerkreislauf schließt.

Selbst geringste Temperaturdifferenzen reichen aus, den Wärmetransportprozeß zu aktivieren. Wegen der hohen Wärmestromdichte und der kleinen Übertragungsfläche liegt die effektive Wärmeleitfähigkeit eines Wärmerohres um Zehnerpotenzen höher als die gut leitender Metalle wie Aluminium oder Kupfer. Wärmerohre sind passive Systeme, die keine mechanisch bewegten Teile enthalten und keine aktiven, energieverbrauchenden Antriebselemente wie Pumpen erfordern. Dementsprechend arbeiten die „Heat Pipes" auch geräuschlos und bedürfen keiner Wartung. Sie können in einem Temperaturbereich zwischen minus 270 Grad bis zu über 2000 Grad (je nach Wärmeträger) eingesetzt werden. Die Baugrößen reichen dabei von mehreren Metern Länge bis zu Mikrowärmerohren von nur wenigen Zentimetern Länge und Durchmesser.

 

Großer Anwendungsbereich
Auch der Anwendungsbereich von Wärmerohren ist äußerst vielfältig: sie kommen in Wärmetauschern bei der Wärmerückgewinnung aus Abgasströmen in Kraftwerken ebenso zum Einsatz wie bei der Realisierung von äußerst temperaturgenauen, weltweit zum Kalibrieren von Strahlungsthermometern verwendeten Schwarzen Körpern (Planckschen Strahlern). Für Parabolspiegelsysteme mit Stirlingmotoren als Energiewandler werden heute Wärmerohrreceiver zur Erhöhung der Sicherheit gegen ein Durchbrennen der Erhitzer sowie zur Verbesserung des Wirkungsgrads entwikkelt. In der Satellitentechnik kommt es auf geringe Bauteilmassen und somit auf hohe Leistungsdichten an, hier werden zum Temperaturausgleich und zur Kühlung Wärmerohre standardmäßig eingesetzt.

 

Kühlung im Computer
Ein ganz aktueller Einsatzbereich ist durch die Kühlungsproblematik elektronischer Komponenten in Computern entstanden. Immer leistungsstärkere Mikroprozessoren (CPUs) erfordern eine immer effektivere und - wegen der Miniaturisierung - immer platzsparendere Kühltechnik. Neben miniaturisierten klassischen Ausführungen, die mit Kapillarstrukturen versehen sind, werden hierfür zunehmend Mikrowärmerohre untersucht. Ziele der weltweiten Entwicklungsanstrengungen in diesem Bereich sind vor allem eine Erhöhung der Kühlleistung bei gleichbleibender Zuverlässigkeit sowie eine Reduzierung der Fertigungskosten. Während bei heutigen Mikroprozessoren (etwa Pentium) die geforderten Kühlleistungen noch in der Größenordnung von 5 bis 20 Watt liegen, wird in den kommenden Jahren eine Steigerung bis in den Bereich von 150 bis 200 Watt erwartet. Die auf die wärmeübertragenden Flächen bezogenen Leistungen betragen heute etwa 10 bis 20 Watt pro Quadratzentimeter, angestrebt werden 45 bis 60 Watt pro Quadratzentimeter.

 

Wärmerohrreceiver
Mit der Technologie der Wärmerohre beschäftigt man sich am IKE und KE e. V. seit über dreißig Jahren; heute stehen bei den Wissenschaftlern vor allem die Entwicklung von Wärmerohrreceivern für Paraboloid-Stirling-Systeme, von Wärmerohr-Schwarzen Körpern zur Kalibrierung von Infrarot-Thermometern sowie die Entwicklung von Mikrowärmerohren zur Kühlung elektronischer Komponenten im Vordergrund.

 

KONTAKT
Prof. Dr.-Ing. habil. Manfred Groll, Dipl.-Ing. Martin Wierse, Institut für Kernenergetik und Energiesysteme, Abteilung Energiewandlung und Wärmetechnik, Pfaffenwaldring 31, 70550 Stuttgart; Tel. 0711/685-2481/2123; Fax 0711/685-2010

e-mail: wierse@ike.uni-stuttgart.de
WWW:
http://www-ew.ike.uni-stuttgart.de/

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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