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Stuttgarter unikurier Nr. 77/78 Februar 1998
Erstes bundesweites Forschungsforum ’97 in Leipzig:
Lehrgeld für die Messeplanung
 

Ein großer Marktplatz guter Ideen, neuer Perspektiven und Zukunftschancen für die Forschung in Deutschland sollte das erste bundesweite Forschungsforum ’97 werden, das vom 16. bis 20. September 1997 in Leipzig stattfand. Doch die Erwartungen der Forscher und der Forschungseinrichtungen, auch diejenigen der Universität Stuttgart, haben sich nicht erfüllt. Das als „größtes Forschungtreffen der Welt“ annoncierte Forum wurde schon während seiner ersten Präsentation von den meisten Teilnehmern und Berichterstattern als „Flop“ bezeichnet.

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Die Staatssekretärin des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (BMBF), Elke Wülfing, war in ihrer Eröffnungsrede noch voll Euphorie. Schließlich waren die Spitzen der deutschen Forschungslandschaft nach Leipzig gekommen: mehr als 40 Max-Planck-Institute, die Deutsche Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DLR), 24 Fraunhofer-Institute, die Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren sowie zahllose Institute deutscher Hochschulen. Die Universität Stuttgart allein war mit rund 15 Instituten vertreten, die auf ihren Ständen Innovatives und für die industrielle Praxis Verwertbares präsentierten.

Den Forschergruppen war viel versprochen worden, wie etwa die angekündigten Synergieeffekte mit der Wirtschaft, die sowohl vom Forschungsforum als auch von der zeitgleich stattfindenen Innovations-messe erwartet wurden. Ein Tag der Jugend sollte den Nachwuchs für die Forschung begeistern und die erhofften Zuschauermassen sollten für ein Klima neuer Forschungseuphorie in Deutschland sorgen.

Zu den Ausstellern der Uni Stuttgart zählten beispielsweise der Sonderforschungsbereich 259 „Hochtemperaturprobleme rückkehrfähiger Raumtransportsysteme“ mit Exponaten zu Hochtemperatur-Werkstoffen und deren Belastung oder auch die Versuchseinrichtung für Grundwasser- und Altlastensanierung (VEGAS) mit einer Demonstration faseroptischer Meßverfahren und einem neu entwickelten Probennahmegerät für Grundwasser. Das Institut für Aero- und Gasdynamik bot Hochtechnologie für den Bau lärmarmer Hubschrauber und das Labor für Bildschirmtechnik beteiligte sich mit Arbeiten zur Entwicklung flacher Bildschirme. Diese Beispiele zeigen, wie wichtig eine Messe sein könnte, die die Universitäten mit geeigneten Produzenten und Unternehmen in Kontakt bringt. Doch diese Hoffnungen wurden enttäuscht.

Die Uni Stuttgart hat nach der Veranstaltung dem BMBF einige Vorschläge unterbreitet, wie ein Flop beim nächsten Forschungsforum vermieden werden kann. Die Stuttgarter Forscher hatten in Leipzig gleich mehrere Mängel zu rügen. So war einerseits die Werbung und Marketingplanung ihrer Meinung nach nicht professionell genug gelaufen, um dem Aufwand entsprechend genügend Forumsbesucher, vor allem aber kleine und mittlere Unternehmen nach Leipzig zu locken. Auch wurde das Fehlen des zuständigen Bundesministers bei der Eröffnung negativ vermerkt. Insgesamt ist man in Stuttgart der Meinung, daß die Messe zu kurzfristig und daher mangelhaft geplant war und daß der Zeitpunkt künftig besser mit anderen Messen im Bundesgebiet koordiniert werden müsse. Unter diesen Konditionen hätte Leipzig auch schon im ersten Anlauf ein Glanzpunkt der Präsentation von Wissenschaft und Forschung in Deutschland sein können.

ck

 

Kommentar

Die großen Erwartungen, die von den Ausstellern der Universität Stuttgart an das Forschungsforum in Leipzig gestellt waren, wurden leider enttäuscht. Vor allem aus der Industrie waren mehr Messebesucher erwartet worden. Gespenstisch war die gähnende Leere, die sich zwischen Forschung und Öffentlichkeit auftat. Die Forscher der Uni Stuttgart haben viel Geld und Arbeitskraft investiert, um der Veranstaltung zum Erfolg zu verhelfen. Doch dieser blieb leider aus. Unprofessionell und zu kurzfristig war leider die Messeplanung, unzureichend das Marketing und die Public Relations-Arbeit. Es bleibt zu hoffen, daß die Veranstalter die gute Idee das nächste Mal zum Nutzen der Forschung besser umsetzen.

Gertrud Kneuer
Beauftragte für Technologietransfer der Uni Stuttgart

 


last change: 09.06.98 / eng
Pressestelle der Universität Stuttgart 1998