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Stuttgarter unikurier Nr. 77/78 Februar 1998
Internationales Kolloquium:
Interkulturelle Erziehung
 

Am 18. Oktober fand an der Universität Stuttgart das zweite internationale Kolloquium über interkulturelle Erziehung an deutschen Schulen statt. Die Veranstaltung, die von der Arbeitsstelle für Erwachsenenbildung für Italiener (ASTEA) der Diözese Rottenburg-Stuttgart initiiert wurde, fand in Zusammenarbeit mit der Universität Stuttgart und dem italienischen Kulturinstitut Stuttgart im Rahmen eines bestehenden Kooperationsvertrags statt. Der Tagung, die von zirka 200 Personen (Dozenten, Studenten, Lehrern, Sozialarbeitern und Interessierten) besucht wurde, war im vorigen Jahr eine Konferenz über Migrationen in Europa und interkulturelle Bildung vorausgegangen.

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Bei seiner Begrüßung wies der Leiter der Abteilung für Italianistik des Instituts für Literaturwissenschaft der Universität Stuttgart, Prof. Georg Maag, auf die gesellschaftliche Bedeutung hin, die einer konzeptionellen Reflexion über multikulturelle Prozesse für die politische und pädagogische Praxis zukomme.

Der aktuelle Stand der interkulturellen Erziehung an den Schulen Baden-Württembergs wurde anschließend durchaus kontrovers diskutiert: Während die Vertreterin des Kultusministeriums, Irmgard Städler, die Leistung des Landes bei der Organisation internationaler Klassen und die moralische und finanzielle Unterstützung für den von den Konsulaten organisierten muttersprachlichen Unterricht hervorhob, fiel die Bilanz, die Winfried Bauer von der GEW zog, negativ aus. Er vertrat die Meinung, daß ein fundierter pädagogischer Diskurs nicht von den politischen Rahmenbedingungen abstrahieren könne. In dieser Hinsicht sei die Lage in Baden-Württemberg nicht günstig. Die Ausrichtung der bestehenden Schulprogramme sei im wesentlichen „deutschzentriert" und ziele vor allem auf Assimilation.

In der darauffolgenden, lebhaften Diskussion wurden vor allem Probleme und Nöte der Lehrer artikuliert. Es war ein glücklicher Einfall, die Belange von Schülern und Eltern nicht der Rede, sondern der Spontaneität und dem Witz eines kurzen Theaterstücks anzuvertrauen, das den Fall eines italienischen Jungen schildert, der in die Sonderschule abgeschoben werden soll.

Trotz mancher kritischer Töne trug die Veranstaltung dazu bei, konkrete Perspektiven im Blick auf die Konstruktion einer nicht ausgrenzenden Bildungspolitik zu entwickeln, die auf allen Ebenen die Chancen, die eine multikulturelle Gesellschaft bietet, produktiv zu nutzen versteht.

F. Janowski

 

KONTAKT
Institut für Literaturwissenschaft, Abteilung Romanische Literaturen II/Italianistik, Keplerstraße 17, 70174 Stuttgart, Tel. 0711/121-3113, -3112, Fax 0711/121-2819

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart 1998